25 europäische Minister diskutierten in Prag über die Zukunft der Plattenbauten

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Wir bleiben beim Thema Plattenbausiedlungen. Wie bereits angesprochen wurde: Am Dienstag ging in Prag eine zweitägige Konferenz zu Ende, auf der 25 europäische Minister, die in ihren Ressorts für die Wohnpolitik ihres Landes zuständig sind, über die dringend nötige Erneuerung dieser oft heruntergekommenen Siedlungsanlagen beraten haben. Gerald Schubert war auf der abschließenden Pressekonferenz im Pager Gemeindehaus. Von dort berichtet er jetzt telefonisch:

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Der tschechische Minister für regionale Entwicklung, Jirí Paroubek, hat nicht ohne Stolz darauf hingewiesen: Es war ein beachtliches Ministeraufgebot, das hier in Prag über die Zukunft der europäischen Stadtrandsiedlungen und über die vielerorts längst fälligen Sanierungsmaßnahmen beraten hat. Und das mit gutem Grund. Denn die Zahlen, die in diesem Zusammenhang genannt werden, sprechen eine deutliche Sprache In der gesamten Europäischen Union müssten demnach nicht weniger als 350 Milliarden Euro in die Instandsetzung von Plattenbausiedlungen und die Erneuerung der lokalen Infrastruktur investiert werden. Eine enorme Summe, die natürlich das Bemühen um bestmögliche Zusammenarbeit innerhalb der EU stärkt. Dabei geht es nicht nur um die Koordinierung von Subventionsvergaben, sondern auch um den Austausch von Know-how. Und nicht zuletzt auch um das Entstehen neuer Arbeitsplätze. Denn - auch das eine überraschend hohe Zahl: In der EU könnten jährlich 15 bis 16 Millionen Menschen im Zuge der Renovierung und Revitalisierung der Wohnsiedlungen beschäftigt werden. Eine verlockende Perspektive für die Arbeitsmarktpolitik, die freilich gesicherte Finanzierungen fordert, um Realität zu werden.

Investitionen in diesem Bereich sollten sich langfristig aber in jedem Fall lohnen: Experten weisen etwa darauf hin, dass z.B. in Frankreich das Problem der Stadtrandsiedlungen eng mit sozialer Ausgrenzung und Kriminalität verbunden ist - ein Phänomen, das in Tschechien glücklicherweise noch weitgehend ausgeblieben ist. Wenn aber auch in tschechischen Städten und in anderen neuen EU-Staaten diese Siedlungen weiter verfallen sollten, dann wäre eine ähnliche Entwicklung auch hier kaum aufzuhalten. Denn dann würden wohl wirklich nur noch die sozial schwächsten Randgruppen hier leben wollen.

Die Teilnehmer haben jedenfalls ein Abschlusskommuniqué erstellt und einen Brief an die Europäische Kommission verfasst, in dem sie auf die Problematik aufmerksam machen. Sie wollen so schnell wie möglich mit der Kommission Gespräche aufnehmen.