Lohntarifkampf bei Skoda: Gewerkschafter drohen mit Warnstreiks
Der "Lokomotive" der tschechischen Wirtschaft, der dem VW-Konzern zugehörigen Aktiengesellschaft Skoda Auto geht es gut, sollte man meinen. Ein im Jahr 2004 erzielter Gewinn von 3,5 Milliarden Kronen (ca. 120 Millionen Euro) sorgt für Freude - und für Begehrlichkeiten. Denn die gerade laufenden Lohntarif-Verhandlungen zwischen Management und Arbeitnehmerschaft nehmen an Härte zu. Weshalb es nicht leicht ist, einen tragfähigen Kompromiss zu finden, dazu mehr von Lothar Martin.
Dank ihrer Marken Audi und Skoda konnte Europas größter Autokonzern, die Volkswagen-Gruppe, den europaweiten Marktanteil im Februar auf 18,2 Prozent ausweiten. Dennoch sieht der künftige Chef der Markengruppe Volkswagen (VW Pkw, Skoda, Bentley, Bugatti) Wolfgang Bernhard auch in seinem Unternehmen Kosten- und Qualitätsprobleme. "Das ist ein generelles Problem aller europäischen Hersteller, damit stehen wir nicht allein", sagte Bernhard unlängst der VW-Mitarbeiterzeitung "autogramm". Was der 44-jährige Manager, der seit dem 1. Februar dem Konzern angehört, damit meint, ist klar: Die außereuropäische Konkurrenz, besonders jene aus Japan und Südkorea, bietet derzeit qualitativ bessere und kostengünstigere Produkte an, weshalb sie Europas Autoschmieden in Zugzwang bringt. Das gilt mittlerweile mehr denn je auch für die Skoda-Autobauer aus Mlada Boleslav, die bisher vor allem deshalb so erfolgreich waren, weil sie dank der relativ billigen tschechischen Arbeitskräfte Fahrzeuge von internationalem Format zu erstaunlich günstigen Preisen auf den Markt bringen und daher auch gut verkaufen konnten. Doch die Arbeitnehmer aus Mlada Boleslav sowie den Zweigwerken in Vrchlabi und Kvasiny wollen schon etwas mehr abbekommen vom großen Kuchen, den sie Jahr für Jahr mit erwirtschaften. Daher waren sie in den bisherigen zehn Verhandlungsrunden zum neuen Tarifvertrag alles andere als einverstanden mit dem Lohnangebot, das ihnen von der Unternehmensleitung offeriert wurde. Dazu erklärte der Vorsitzende der internen Gewerkschaftsorganisation, Jaroslav Povsik:
"Ich wundere mich nicht, dass sich die Firmenleitung in Schweigen hüllt, denn sie hat bisher ein solch unmoralisches Angebot unterbreitet, das die Öffentlichkeit wohl nicht erfahren sollte. Der Vorschlag bestand darin, über einen Zeitraum von 15 Monaten eine Nullrunde zu vereinbaren und erst vom 1. Juli 2006 bis zum 30. Juni 2007 Lohnerhöhungen vorzunehmen. Außerdem sollten das 13. Gehalt gekürzt und durch andere Vergünstigungen ersetzt sowie weitere und weitere Sachen geändert werden."
Inzwischen hat die Skoda-Chefetage ihren Beschäftigten eine Lohnerhöhung in Höhe der Inflation angeboten, doch die betrug im Februar ganze 1,7 Prozent. Die Firmenbosse argumentieren damit, dass die Skoda-Arbeitnehmer mit einem Brutto-Monatslohn von rund 23.600 Kronen (ca. 800 Euro) schon zu den Besserverdienenden in der Tschechien zählen, wo es im Jahr 2004 monatlich im Durchschnitt nur 18.035 Kronen (ca. 600 Euro) zu verdienen gab. Die Gewerkschafter von Skoda fordern jedoch eine Erhöhung des Tariflohns von zehn Prozent. Andernfalls, so drohen sie, den Lohntarifkampf zu intensivieren. Jaroslav Povsik äußerte dann auch, wie man den Druck erhöhen will:"Falls die Firmenleitung ein wesentlich verbessertes Angebot unterbreitet, dann können wir darüber verhandeln. Andernfalls aber werden wir unsere vorbereitete Demonstration auf die Tagesordnung setzen, und zwar in Form eines dreistündigen Warnstreiks, bei dem jede Schicht die Arbeit für eine Stunde niederlegen wird."
Bisher konnte bei Skoda noch jedes Jahr hinsichtlich der Erhöhung des Tariflohns eine Einigung erzielt werden. Darauf setzen die Firmenchefs erneut. Doch die Kluft ist größer denn je, weshalb die Tonart rauer und die Bandagen härter sind, mit denen beiden Vertragsseiten um die Gehälter feilschen. Bis zum 31. März aber sollte man sich geeinigt haben, da der aktuelle Tarifvertrag an diesem Tage abgelaufen ist.