Pressestimmen zum Parteitag der Sozialdemokraten
Der Parteitag der Sozialdemokraten ist am Dienstag auch beherrschendes Thema auf den Meinungsseiten der tschechischen Presse. Der Tenor der Kommentare ist dabei mehr als eindeutig. Silja Schultheis hat für Sie in den Zeitungen geblättert.
"Wenn Stanislav Gross es wirklich einmal ehrlich gemeint hat, sollte er schnell ins politische Souterrain verschwinden, sich läutern und irgendwann um ein comeback bemühen. Allein: das ist dem tschechischen Ministerpräsidenten nicht einen Moment lang eingefallen."
Nahezu einhellig nimmt die überregionale Presse im Zusammenhang mit dem CSSD-Parteitag die Person Stanislav Gross aufs Korn. Dessen Naivität und mangelnder Realitätssinn spotteten jeder Beschreibung, meint die Zeitung Lidove noviny:
"Von einem starken Mandat zu sprechen zu einem Zeitpunkt, wo nicht nur die Opposition, sondern auch bedeutende Parteimitglieder den Sturz der Regierung innerhalb von einer Woche für möglich halten - das ist schon kein Mut mehr, sondern Leichtsinn."
Schonungloser geht die Zeitung Pravo mit dem Regierungschef ins Gericht:"Gross hat durch eigene Ungeschicktheit das schlimmste bewirkt, was einem Politiker passieren kann: er ist für einen großen Teil der Öffentlichkeit zum Gegenstand des Spotts geworden und wird darüber hinaus von seinem Hauptkoalitionspartner nicht als Regierungschef akzeptiert."
Ähnlich negativ wie den tschechischen Regierungschef bewerten die Printmedien auch die Aussichten für die politische Zukunft des Landes. An eine tatsächliche Beilegung der Regierungskrise glaubt niemand. Und die Zeitung Hospodarske noviny zweifelt darüber hinaus daran, dass die Grund legenden Reformen, die die Regierung Gross angekündigt hatte, in absehbarer Zeit umgesetzt werden. Dafür sei die Regierung viel zu sehr mit ihrem eigenen Machterhalt beschäftigt. Einzig der Kommentator Martin Komarek sieht die Ergebnisse des Parteitags positiv. Denn, so schreibt er in der Mlada fronta dnes:
"Es gibt keinen Grund, sich vor politischen Erschütterungen zu fürchten. Denn wenn eine schlechte Regierung in der Krise ist, ist das gewöhnlich eine gute Nachricht für das Land."