Tschechiens Formel-1-Hoffnung Jarek Janis startet in der Formel Nippon
Im Motorsport ist die Formel 1 das Maß aller Dinge. Deshalb wollen alle guten und begabten Rennfahrer, sowie auch die, die sich für solche halten, eines Tages in einem Formel-1-Boliden sitzen und diesen über die auserwählten Pisten steuern. Doch die Anzahl der Formel-1-Cockpits ist sehr begrenzt. Daher müssen gerade junge, talentierte Piloten zunächst auf andere Rennserien ausweichen, um sich dort zu profilieren und für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Zu diesen Rennfahrern gehört auch Jaroslav Janis, die derzeit wohl größte tschechische Hoffnung für einen möglichen Start in der Königsklasse. Das Privileg, der erste tschechische Driver in der Formel 1 zu sein, kann er allerdings schon nicht mehr genießen. Denn das hat sich bereits Tomas Enge gesichert, der am Ende der Saison 2001 dreimal für das französische Team Prost Acer zum Einsatz kam. Doch nur kurze Zeit später hat sich der 28-jährige Pilot aus Liberec, Sohn des Ex-BMW-Fahrers Bretislav Enge, seine Karriere durch eine Dopingaffäre ein gehöriges Stück verbaut. Die Chancen, in die Formel 1 zurückzukehren, sind für Enge seitdem wesentlich geringer, weshalb er dieses Jahr sein Glück erneut bei den Indy Cars der amerikanischen IRL-Serie versucht. Hier sitzt er in einem Cockpit des Panther Racing Teams.
Doch zurück zu Jaroslav Janis, dem erst 21-jährigen gebürtigen Olmützer, dem allein schon aus diesem Grund die Zukunft gehört. Und damit Jarek, so der Rufname von Janis, sich nicht eventuell auch durch falsche, mit Drogen in Berührung stehende Freunde seine Karriere in Misskredit bringen lässt, hat sich Manager Antonin Charouz für sein neues Juwel etwas ganz Besonderes einfallen lassen: die Formel Nippon. Diese japanische Rennserie, in der Janis ab diesem Sonntag an den Start gehen wird, ist das populärste, weil am meisten verfolgte Motorsport-Event in Asien. Aber nicht nur in Asien hat sie einen guten Ruf, sondern auch in Europa. Denn sie stellt eine harte Schule dar, weshalb sich bei ihr unter anderem auch solche Asse wie der siebenfache Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher (ein Rennen), der 97er Weltmeister Jacque Villeneuve oder Michaels Bruder Ralf Schumacher, der 1996 mit Toyota die Serie gewann, ihre Sporen verdient haben. Und davon, dass sich auch Jarek Janis in der Formel Nippon das nötige Rüstzeug für einen späteren Start in der Formel 1 holt, ist nicht zuletzt der Besitzer und Direktor des Kondo Racing Teams, Masahiko Kondo, überzeugt:
"Es liegt einzig und allein bei Jarek, wie gut er sich fühlt und wie geschickt er sein wird, um sich für die Formel 1 zu empfehlen."Masahiko Kondo ist in Japan nicht nur ein gefeierter Popstar und Schauspieler, sondern als ehemaliger Profi- und heutiger Hobby-Rennfahrer interessiert daran, dass das von ihm im Jahr 2000 gegründete Racing Team auch erfolgreich ist. Und in dieser Hinsicht hofft Kondo, mit dem längerfristig verpflichteten Jarek Janis einen guten Griff getan zu haben. Das hofft auch Manager Antonin Charouz, denn er weiß:
"In der gesellschaftlichen Rangliste Japans haben Rennfahrer einen sehr hohen Stellenwert. Es ist in der Tat so: Wer sich in dieser Serie durchsetzt, der erhält danach jedwede Unterstützung von Seiten der japanischen Medien und der japanischen Industrie auf dem Weg in die Formel 1. Ich will nicht übertreiben, aber ich meine, dass diese Fahrer nahezu wie Nationalhelden verehrt werden. Diejenigen, die in Japan und in Europa erfolgreich sind, haben wirklich eine gute Chance."
Aber was denkt der Auserwählte selbst über sein diesjähriges Engagement im Land der aufgehenden Sonne? Dazu Jarek Janis:
"Die Serie Formel Nippon ist in etwa gleichzusetzen mit der Formel 3000, in der ich zwei Jahre lang gefahren bin. In der Hinsicht ist das für mich keine so große Unbekannte. Nichtsdestoweniger gibt es selbstverständlich auch Unterschiede bei den Rennwagen: In der Formel Nippon kommen andere, stärkere Aggregate zum Einsatz. Auch die Aerodynamik und vor allem die Reifen sind anders. Gerade die weichen Bridgestone-Reifen, auf denen hier gefahren wird, machen einen großen Unterschied aus. Zudem sind die Rennen in der Formel Nippon im Vergleich zur Formel 3000 wesentlich länger. Mithin dauert ein Rennen fast zwei Stunden. Und schließlich ist ein Boxenstopp Pflicht. Bei diesem muss das Fahrzeug betankt und dürfen die Reifen gewechselt werden."
Worin aber sieht Jarek Janis nun seine Vor- und Nachteile beim "Abenteuer Formel Nippon?
"Ich denke, dass dies für mich eine interessante Erfahrung werden wird. Worin ich einen kleinen Nachteil für mich sehe, ist die Tatsache, dass ich die Strecken noch nicht kenne. Doch ich hoffe, dieses Manko mit vielen absolvierten Testfahrten etwas kompensiert zu haben. Daher denke ich, es wird für mich eine gute Saison und ich werde versuchen, mein Maximum zu geben."
Und was sagt Janis zu seinen Konkurrenten?
"Es ist mitunter schwierig, die japanischen Namen überhaupt lesen zu können. Aber im Fahrerfeld sind auch zwei, drei europäische Piloten dabei, zum Beispiel Andre Loterer, der eine schon bekannte Größe ist. Aber ich persönlich kenne noch keinen meiner neuen Konkurrenten."
Trotz all dieser vielen Unbekannten will Janis in seinem ersten Jahr in Fernost gleich richtig durchstarten und nach Möglichkeit mehrere Podiumsplätze einfahren. Sein Manager wiederum hat die Ambitionen seines Schützlings und das erklärte Saisonziel so formuliert:
"Zur Zeit konzentrieren wir uns voll und ganz auf die Formel Nippon. Es ist möglich, dass Jarek während der Saison noch andere Rennen fährt, zum Beispiel in der ChampCar-Serie, wo ich einige Angebote habe. Also theoretisch wäre es möglich, dass er auch noch andere Rennen bestreitet, aber sein Hauptaugenmerk gilt der Formel Nippon. Meine Wunschvorstellung ist dabei, dass Jarek am Ende zumindest auf dem dritten Platz einkommt."
Um für dieses Ziel die nötigen Punkte zu sammeln, haben Jarek Janis und seine Gegner neunmal die Gelegenheit, davon allein dreimal auf dem Formel-1-Kurs in Suzuka. Auf dieser anspruchsvollen Strecke steigt auch am 27. November das Saisonfinale. Bis dahin muss Jarek Janis viel lernen und sich gegebenenfalls auch durchbeißen. Aber das muss er buchstäblich auch bei anderen japanischen Gewohnheiten:
"Ich war ein wenig überrascht, denn man lebt hier schon anders als in Europa. Nichtsdestotrotz denke ich, dass ich mich daran gewöhnen werde, wobei das Wichtigste für mich ist die Ernährung ist. Die unterscheidet sich ebenfalls von der europäischen, aber auch daran werde ich mich gewöhnen. Von der japanischen Sprache verstehe ich allerdings noch nicht viel."
Na dann, Sayonara Jaroslav Janis! Und möge die Sonne für das talentierte Milchgesicht unter den harten Drivern im wahrsten Sinne des Wortes in Japan auf- und nicht untergehen.