Namhafte Tschechen: Johannes Paul II. war ein großer Mensch und Papst

Papst Johannes Paul II. (Foto: CTK)
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Der Tod von Papst Johannes Paul II. hat sich im Alltag der Tschechischen Republik weniger bemerkbar gemacht als in einigen anderen Staaten. Am Sonntagmittag läuteten im ganzen Land die Glocken, bei den Sonntagsmessen gedachten die Katholiken des verstorbenen Oberhaupts ihrer Kirche. Unabhängig von ihrer Konfession oder Weltanschauung würdigen die Tschechen den Papst jedoch als eine Persönlichkeit unserer heutigen Welt. Lothar Martin fasst mehrere ihrer Reaktionen zusammen.

Papst Johannes Paul II.  (Foto: CTK)
"Kein Papst hat in der Geschichte das Antlitz der Welt so verändert, wie Johannes Paul II. Er hatte einen erstaunlich großen moralischen Einfluss, zum Beispiel mit seinem ständigen Appell zur Vereinigung Europas. Der Appell hat dazu beigetragen, dass dieser große Traum für viele Menschen zu einer lebendigen Motivation wurde, und dann ist er auch eine politische Realität geworden. Oft spricht man davon, dass ist doch alles nur ein Symbol. Aber ein Symbol ist etwas, was in verblüffender Art und Weise die Menschen in Bewegung bringt. Und dieser Papst ist ein Symbol geworden. Er führte zudem große symbolische Taten aus, zum Beispiel indem sich der Papst mit Vertretern aller Weltreligionen traf."

Tomas Halik  (Foto: Martina Schneibergova)
Mit diesen Worten würdigte der Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie, Professor Tomas Halik, das Lebenswerk von Papst Johannes Paul II. Aber auch der nationale Präsident, Staatsoberhaupt Vaclav Klaus, sprach sich anerkennend über den Verstorbenen aus. Sein ganzes Leben widmete er den Idealen der Nächstenliebe, der menschlichen Güte, Demut und Hilfe für die Schwächeren, den Idealen der menschlichen Freiheit, Würde und Verantwortung, sagte Klaus. Der tschechische Präsident erinnerte auch daran, dass der Papst den Kampf für Demokratie und Freiheit in den Ländern des ehemaligen kommunistischen Ostblocks in gehörigem Maße beeinflusst habe. Das ist auch die Meinung des ehemaligen Dissidenten, Bischof Vaclav Maly:

"Er hat sich in der Tat während seines gesamten Pontifikats gegen alle Diktaturen, gegen alle Ideologien, die den Menschen einschränken, erhoben. Ich denke, dass ist ein wirklich wertvolles Vermächtnis seines Pontifikats."

Papst Johannes Paul II. und Vaclav Havel  (Foto: CTK)
Auch Malys einstiger Weggefährte aus den Zeiten der Charta 77, der tschechische Ex-Präsident Vaclav Havel, war voll des Lobes über den Papst. Havel bezeichnete Johannes Paul II. als einen hervorragenden Menschen mit einem großen Charisma, der in markanter Weise das zukünftige Schicksal und die politische Ordnung der heutigen Welt beeinflusst habe. Durch den Papst habe er die Hoffnung geschöpft, dass das Leben einen Sinn habe, sagte Havel.

Der ehemalige langjährige Synodalsenior der Evangelischen Kirche der böhmischen Brüder, Pavel Smetana, hob vor allem die menschlichen Züge von Johannes Paul II. hervor:

"Schon seit der Zeit, als ich mich mit seinem Namen und seinem Werk als noch polnischer Bischof vertraut gemacht habe, verehre ich ihn sehr. Ich weiß, dass er ein außergewöhnlich tapferer und sehr gebildeter Mensch war. Und zugleich war er auch ein Mensch, der die Gemeinschaft der Christen nicht aus einer hierarchischen Sicht wahrnahm, sondern als einer von Vielen unter den Christen."

Kardinal Miloslav Vlk  (Foto: CTK)
Dass die Menschheit nicht nur einen großen Geistlichen, sondern einen Großen aus ihrer Mitte verloren hat, bekräftigte auch der tschechische Kardinal Miloslav Vlk. Daher, so Vlk, werde auch seine Beisetzung ein weltumspannendes Ereignis werden:

"Ich denke, dass nach Rom nicht nur alle Kardinäle und viele Bischöfe, sondern auch viele Staatsmänner reisen werden. Dies dürfte eine weltumspannende Manifestation für diesen großen Menschen und großen Papst werden, denn seine Bedeutung erstreckt sich nicht nur auf die Kirche, sondern auf die ganze Welt."