Plus sieben Prozent: Tarifeinigung bei Skoda ohne großen Streik

Nach wochenlangen Verhandlungen und kurzen Warnstreiks am vergangenen Mittwoch brachte der Wochenbeginn den Durchbruch: Bei der tschechischen VW-Tochter Skoda haben sich Gewerkschaften und Betriebsleitung auf einen neuen Tarifvertrag verständigt. Für die gut 24 000 Angestellten des größten Industrieunternehmens der Republik bedeutet dies Lohnerhöhungen von sieben Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren. Die weiteren Einzelheiten weiß Thomas Kirschner.

Auf Gewerkschaftsseiten zeigt man sich zufrieden: Der Tarifabschluss sei einer der größten Erfolge der letzten Jahre, kommentierte Gewerkschaftssprecher Jaromir Cvrcek das Ergebnis. Nachdem man sich in der vergangenen Woche noch für einen Streik gerüstet hatte, wird das Kriegsgerät nun wieder eingemottet:

"Nach der definitiven Unterzeichnung des Tarifvertrags wird die Streikbereitschaft aufgehoben und die Tätigkeit des Streikausschusses beendet."

Auch wenn die Gewerkschaften ihr ursprüngliches Ziel von einer zehnprozentigen Lohnerhöhung nicht erreichen konnten, haben sie sich im Ringen um den neuen Tarifvertrag durchgesetzt. Die Betriebsleitung hatte nach dem Vorbild der Konzernmutter Volkswagen die Löhne einfrieren wollen und zuletzt nur einen Inflationsausgleich von knapp drei Prozent geboten. Den nun erreichten Kompromiss fasst Skoda-Firmensprecher Jaroslav Cerny zusammen.

"Eine Tariferhöhung um sieben Prozent ab dem 1. Juni 2005 bis zum 31. März 2007, eine einmalige Bonuszahlung in Höhe von 3500 Kronen, etwa 120 Euro, im Jahre 2005 und mindestens 3500 Kronen 2006, jeweils mit den Aprilgehältern, eine Erhöhung des 13. Monatsgehaltes um sieben Prozent ab dem ersten April 2005 sowie die Erhöhung der Zuschläge für Benzin und Versicherung um 150 auf 300 Kronen, etwa 10 Euro."

Der Durchschnittslohn bei Skoda steigt damit auf gut 24 000 Kronen, rund 800 Euro. Auch wenn Löhne und Lohnzuwachs bei Skoda im tschechischen Vergleich deutlich überdurchschnittlich sind, dürfte der Autobauer mit dem Ergebnis gut leben können: Im Gegensatz zu der unter Druck stehenden Konzernmutter Volkswagen meldeten die Tschechen im vergangenen Jahr Rekordgewinne; ein neues Werk und bis zu 2000 neue Arbeitsplätze sind bereits fest geplant. Und der Lohnkostenvorteil bleibt in Tschechien auch nach der Tariferhöhung erhalten. Das jedenfalls zeigt ein Vergleich innerhalb des VW-Konzerns: Während bei Audi eine Arbeitsstunde mit 40 Euro und bei VW gar mit 51 Euro zu Buche schlägt, muss Skoda dafür gerade einmal sechs Euro zahlen.