Wohnungsmarkt: Europa-Preisblase geplatzt
Es nähert sich der 1. Mai, und mit ihm das einjährige Jubiläum des tschechischen EU-Beitritts. Anlass genug, um Bilanz zu ziehen: Was hat die Mitgliedschaft in der Europäischen Union gebracht? Welche Hoffnungen haben sich erfüllt, welche Ängste waren berechtigt? Auch Radio Prag wird sich in den nächsten Tagen und Wochen diesen Fragen widmen. Heute wollen wir dabei einen Blick auf die Entwicklung des Wohnungsmarktes werfen: Ist der vielfach vorausgesagte Preisanstieg tatsächlich eingetreten? Gerald Schubert berichtet:
"Das hat sich alles noch vor dem Beitritt zur Europäischen Union abgespielt. Der erwartete Boom ließ vor allem in Prag die Immobilienpreise ansteigen. Nach dem Beitritt hat sich jedoch gezeigt, dass sich dieser Trend nicht bestätigt, und mittlerweile haben sich die Preise wieder stabilisiert."
Die Kapriolen vor dem 1. Mai 2004 brachten Verteuerungen von bis zu 40 Prozent. Verantwortlich dafür war eine so genannte Preisblase. Ihre Entstehung ist leicht erklärt: Wohnungen wurden zu beliebten Spekulationsobjekten, weil nach dem Beitritt vermehrtes Interesse aus dem Ausland erwartet wurde. Viele, die das nötige Geld hatten, wollten in eine Wohnung investieren, um sie später gewinnbringend weiterzuverkaufen oder zu vermieten. Ergo: Die Nachfrage stieg. Das Angebot aber ging gleichzeitig zurück, weil die, die schon eine Wohnung hatten, mit einem weiteren Anstieg der Kauflust nach dem magischen Beitrittsdatum rechneten. Eine Seifenblase also, die mit dem tatsächlichen Erreichen dieses Datums relativ schnell zerplatzte: Die Preise gingen rasant zurück. Manchmal so rasant, dass sie sogar unter das ursprüngliche Niveau fielen, sagt Jaroslav Novotný von der tschechischen Assoziation der Immobilienagenturen:
"Einen leichten Rückgang der Preise gab es letztlich bei Wohnungen mit schlechterem Standard, also etwa in Plattenbausiedlungen. Jetzt kommt es dort wieder zu einer gewissen Belebung des Marktes, die Preise steigen wieder leicht an. Aber die Preise, die vor dem EU-Beitritt verlangt wurden, die werden bei diesen Wohnungen heute nicht mehr erzielt."