Elf Jahre für 70 Quadratmeter

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Laut einer Studie müssen Tschechen im Europa-Vergleich am längsten für eine Eigentumswohnung sparen. Experten rechnen 2021 mit einem weiteren Anstieg der Immobilienpreise.

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Der Traum vom Eigenheim rückt für viele Tschechen in immer weitere Ferne. Im Europa-Vergleich sind neue Wohnungen in Böhmen und Mähren alles andere als erschwinglich. Das besagt eine aktuelle Studie des internationalen Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte. Demnach mussten tschechische Bürger 2019 hierzulande 11,4 Jahresgehälter für eine Neubauwohnung aufbringen – und damit etwas mehr als im Jahr zuvor.

Für seine Studie verglich Deloitte die Preise für 70-Quadratmeter-Wohnungen mit dem Durchschnittseinkommen in 17 europäischen Ländern und in Israel. Das Ergebnis: Zum dritten Mal in Folge belegt Tschechien den unrühmlichen Spitzenplatz. Am anderen Ende der Liste befindet sich Portugal. Eine Eigentumswohnung können sich Portugiesen „schon“ mit vier durchschnittlichen Jahresgehältern leisten.

Auch in Serbien (11,3 Jahresgehälter), Österreich (10,0) und in der Slowakei (9,9) müssen die Bürger vergleichsweise lange warten, bis ihnen eine Wohnung gehört. Relativ schnell erfüllt sich der Traum vom Eigenheim in Deutschland (5,4), Bulgarien (5,0), Norwegen (5,0) und Belgien (4,1).

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„In Tschechien ist der durchschnittliche Transaktionspreis für neue Wohnungen gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent gestiegen. Obwohl die Immobilienpreise nicht so in die Höhe geschnellt sind wie in den Jahren zuvor, bleibt Prag mit 3.395 Euro pro Quadratmeter (90.545 Kronen) eine der teuersten Städte in Mitteleuropa“, sagt Immobilien-Spezialist und Partner bei Deloitte Miroslav Linhart. Laut der Studie hatten sich die Preise für neue Wohnungen in Tschechien 2018 im zwischenjährlichen Vergleich um fast 17 Prozent erhöht.

Trotz der hohen Preise für die eigenen Bürger, liegt der Nennwert für Neubau-Immobilien in Tschechien noch deutlich unter dem Niveau westeuropäischer Staaten. In der Deloitte-Studie belegt Luxemburg mit einem durchschnittlichen Quadratmeter-Preis von 7145 Euro ganz vorn. In Tschechien liegt der Wert bei 2602 Euro (69.400 Kronen), in Bulgarien – dem Schlusslicht in dieser Statistik – bei 550 Euro.

Wer sich 2019 eine Eigentumswohnung leistete, musste laut Studie in Paris (etwa 343.000 Kronen), München (220.000 Kronen) und Inner London (205.000 Kronen) am meisten für den Quadratmeter zahlen, am wenigsten im serbischen Niš (21.000 Kronen). In Brünn kostete der Quadratmeter für eine Eigentumswohnung im Schnitt 66.680 Kronen, in Ostrava / Ostrau 44.890 Kronen. Wer im vergangenen Jahr zur Miete wohnte, zahlte in Prag im Schnitt 328 Kronen pro Quadratmeter, in Brünn 256 Kronen und in Ostrau 170 Kronen.

Wie wird sich die Corona-Krise auf den Immobilienmarkt auswirken? Die Analysten von Deloitte gehen davon aus, dass die Preise in diesem Jahr vermutlich auf dem Niveau von 2019 verharren. Für die kommenden Jahre rechnen sie allerdings mit einem weiteren Anstieg. Deloitte-Mitarbeiter Petr Hána weiß: „Die Quarantäne hatte einen erheblichen Einfluss auf den Mietmarkt. Massen von Touristen waren aus Prag, Rom und anderen europäischen Metropolen verschwunden, und mit ihnen auch das Interesse an kurzfristigen Anmietungen. Plötzlich tauchten tausende leerstehende Wohnungen in attraktiven Lagen auf dem Markt auf. Die Eigentümer versuchen, die Verluste mit langfristigen Mietverträgen abzumildern.“