Amnesty International in Tschechein - Aufruf zur würdevollen Behandlung von Flüchtlingen
Am Montagabend fand im Prager Kultur-Cafe UniJazz die erste einer Reihe von Informationsveranstaltungen statt, deren Ziel es sein soll, das öffentliche Bild von Flüchtlingen in der Tschechischen Republik zu verbessern. Organisiert wurde der Abend durch eine, erst vor kurzem ins Leben gerufene Arbeitsgruppe von Amnesty International /Tschechien. In entspannter Atmosphäre kamen interessierte Menschen zusammen, um nach Filmvorführungen und Erlebnisberichten über die Situation von Flüchtlingen zu diskutieren. Chris Schmelzer war vor Ort, um mehr über das Thema "Flüchtlinge in Tschechien" herauszufinden.
"Festung Europa" - so der Titel eines zur Einleitung des Abends gezeigten Filmes. Er handelte von den verzweifelten Versuchen illegaler Einwanderer die stark bewachten Außengrenzen der Mitgliedsstaaten des Schengener Abkommens zu überwinden. Und auch die Rolle der tschechischen Republik vor und nach dem EU-Beitritt wurde beleuchtet, denn der Beitritt war auch mit asyl- und sicherheitspolitischen Auflagen verknüpft.
Am Ende des Jahres 2003 hielten sich in der Tschechischen Republik offiziell 3900 Asylsuchende auf. Gerade einmal 208 von ihnen bekamen einen positiven Bescheid. Doch das in der Öffentlichkeit dargestellte Bild dieser Menschen ist oft negativ und ihr Aufenthalt wird vielerorts als störend empfunden. Dies zu ändern, so Berit Wolter, feiwillige Mitarbeiterin bei Amnesty International, das hat sich die letztes Jahr gegründete Arbeitsgruppe vorgenommen.
"Ziel unserer Gruppe ist es, das öffentliche Bild von Flüchtlingen zu verbessern und einfach zu zeigen, dass sie keine Gefahr sind für das Land, sondern eine Bereicherung darstellen und dass es auch eine Verpflichtung ist, Menschen in Not eine Zuflucht zu gewähren."
Im Anschluss an den Film berichtete ein in Tschechien lebender Flüchtling aus Tschetschenien von seinem persönlichen und dem Schicksal der Menschen um ihn herum berichtete. Er erzählte von den Ungerechtigkeiten, mit denen sein Volk und er im speziellen zu kämpfen hatten und davon, warum er fliehen musste:
"Das Volk bei uns ist unterdrückt, hat keine Rechte, Menschen werden für Geld verkauft. Ich bin von russischen Soldaten festgenommen worden und habe mich für Dollar freigekauft, zunächst für 2500, dann für 3200, dann sollten es 25.000 sein. Aber das hatte ich nicht. Und da musste ich fliehen."
In der darauf folgenden Frage- und Diskussionsrunde ging es unter anderem um die Genfer Flüchtlingskonvention und die Frage, wer in Tschechien eigentlich als Flüchtling anerkannt wird. Denn so genannte "Wirtschaftsflüchtlinge" will auch Tschechien nicht akzeptieren - Eine Kategorie, die jedoch oft nicht eindeutig festzustellen ist und einen großen Ermessensspielraum bietet. Schlussendlich stellten die Organisatoren noch eine von Ihnen Verfasste und an den Innenminister gerichtete Petition vor, in der eine Verbesserung der Lebensbedingungen innerhalb der Asylbewerber Einrichtungen in Zastavka u Brna und Belé-Jezové, gefordert wird. Wer mehr über die Aktivitäten von Amnesty International in Tschechien erfahren will, kann auf der Internetseite www.amnesty.cz. auch Informationen auf Englisch abrufen.