15 Jahre nach Zusammenbruch des Kommunismus: Kommunisten rüsten in Prag zu einer weiteren Revolution

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Fünfzehn Jahre nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Mittel- und Osteuropa haben sich Kommunisten aus der ganzen Welt am vergangenen Wochenende in der tschechischen Hauptstadt auf eine weitere Revolution vorbereitet. Martina Schneibergova fasst zusammen.

Rudé právo
Die Pläne für eine sozialistische Revolution wurden nicht in proletarischem Milieu, sondern in dem recht kapitalistischen Ambiente eines Luxussalons im Prager Hotel Olympik geschmiedet. An dem Treffen, das von der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSCM) organisiert wurde, nahmen Kommunisten und ultralinke Aktivisten aus 32 Ländern teil, darunter auch aus China, Nordkorea, Kuba, Vietnam und Weißrussland.

Mit der proklamierten Notwendigkeit einer sozialistischen Revolution identifizierten sich auch tschechische Kommunisten. Auf die Form der Revolution konnte sich das internationale kommunistische Forum jedoch nicht einigen. Während sich die Salonkommunisten aus Westeuropa auf Ökologie und Frauenfragen konzentrierten, winkten die waschechten russischen Bolschewiken dem Publikum vom Podium mit Stalin-Porträts zu. Der nordkoreanische Delegierte Ri Pjong Gap empfahl, für eine siegreiche Revolution seien starke Revolutionskräfte sowie eine entsprechende Kampfmethode erforderlich. Auf die Rede des Vertreters des nordkoreanischen Regimes, das seine Gegner ermorden lässt, reagierte niemand von den Anwesenden. So konnte der Nordkoreaner testen, was ihm seine Genossen im Tagungssaal alles erlauben. Sie erfuhren dann u. a., dass die Führung des großen Genossen Kim Jong Il klug sei. "Auch wenn der Himmel hundertmal stürzen würde, würde der große Führer kompromisslos seinen Standpunkt verteidigen und die enorm große nordkoreanische Militärstärke wäre noch mehr gefestigt." Dies sagte der Vertreter eines Regimes, das im Februar dieses Jahres der Welt mit der Behauptung Angst machte, dass es Atomwaffen besitze.

Vor dem Hotel protestierten an beiden Konferenz-Tagen ca. zwanzig Menschen gegen das kommunistische Treffen. Der Liedermacher Zbynek Horvát hielt die Konferenz für eine Provokation:

"Das ist einfach ein Skandal. Warum haben sie für ihr Treffen nicht China, Kuba oder ein Land ausgesucht, das sich ganz offen zum Kommunismus bekennt. Bei uns wird doch ein demokratisches System deklariert."

Die Demonstranten verlasen die Namen von Opfern des kommunistischen Regimes. Auf dem Rasen vor dem Hotel stellten sie symbolisch weiße Papierkreuze für die Opfer auf. Sie versuchten auch, mit den Konferenzteilnehmern zu reden. Der Initiator der Demonstration, Jan Sinágl, sagte:

"Fünfzehn Jahre nach der samtenen Revolution ist es für uns erschreckend, dass sich hier ohne jedwedes Interesse der Öffentlichkeit ein Kongress der Kommunisten aus der ganzen Welt abspielt. Da es bei uns ein Gesetz über den verbrecherischen Charakter des kommunistischen Regimes gibt, ist eine solche Tagung ein Beispiel für die in der tschechischen Gesellschaft herrschende Schizophrenie. Wir protestieren dagegen entschieden."

An der Demonstration nahmen auch drei weißrussische Emigranten teil, die ihren Protest gegen das Lukaschenko-Regime äußerten. Ihre Empörung darüber, dass eine solche kommunistische Konferenz in Prag stattfindet, hatte bereits vorher die Konföderation der politischen Gefangenen zum Ausdruck gebracht.