Eishockey-WM: Tschechen unzufrieden mit Ungleichbehandlung -

0:00
/
0:00

Bei der Eishockey-WM in Österreich war die tschechische Mannschaft am Montag spielfrei und bereitete sich auf ihr zweites Gruppenspiel am Dienstag gegen Deutschland vor. Dennoch war die Unzufriedenheit über die schlechten Eisverhältnisse während der Auftaktbegegnung gegen die Schweiz noch nicht verraucht. Tschechiens Trainer Vladimir Ruzicka monierte diesbezüglich eine Ungleichbehandlung zwischen den WM-Ausrichtern aus den neuen EU-Ländern Tschechien und Lettland gegenüber den alteingesessenen Österreichern. Derweil haben die Slowaken ganz andere Wünsche und Sorgen. Dazu unser Bericht aus Wien von Lothar Martin.

Auswahlcoach Vladimir Ruzicka  (Foto: CTK)
Die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft hat am Sonntag zwar ihr WM-Auftaktspiel gegen die Schweiz mit 3:1 gewonnen, bot aber nur im ersten Drittel eine ansprechende Partie, u. a. auch deshalb, weil sich danach die Qualität der Eisfläche in der Wiener Stadthalle rapide verschlechterte, sich überall Wasserlachen bildeten, was die Verletzungsgefahr der Spieler drastisch erhöht. Vaclav Prospal, der Torschütze zum 1:0, sprach ironisch davon, dass man ab dem zweiten Drittel eher Wasserball statt Eishockey gespielt habe, doch andere Tschechen wollen diese Farce nicht so ohne weiteres stehen lassen. Auswahlcoach Vladimir Ruzicka entgegnete am Montag zum Beispiel vor Medienkollegen: (Zitat) "Das, was hier in Wien geschieht, kommt mir wie im letzten Jahrhundert vor." (Zitatende) Ruzicka sowie auch Tschechiens Manager Zbynek Kusy ärgern sich vor allem darüber, dass man im vergangenen Jahr von Seiten der Internationalen Eishockeyföderation (IIHF) gegenüber WM-Veranstalter Tschechien alles Mögliche begutachtet und zum Teil auch bekrittelt habe, z. B. so Kusy, wenn nicht rechtzeitig genügend Johannisbeersaft für Spieler oder Verantwortliche bereitstand, während man hier in Wien gravierende Defizite beim Allerwichtigsten, nämlich der der Durchführung der Spiele, in Kauf nehmen müsse. Ruzicka sagte, er sei enttäuscht, dass die IIHF gegenüber den Österreichern ihrer Kontrollpflicht offenbar nicht nachgekommen sei und das man von den neuen EU-Mitgliedsländern wir Tschechien und Lettland, wo die WM im nächsten Jahr stattfindet, topmoderne Hallen als Bedingung fordert, in Österreich aber mit der Wiener Stadthalle eine Spielstätte zulasse, die schon rund 40 Jahre alt ist und längst nicht mehr den neuesten Standards entspricht.

Während die tschechische und andere Mannschaften also die für eine WM höchst undiskutablen Bedingungen für das Eishockeyspiel kritisieren, haben die slowakischen Fans ganz andere Sorgen. Sie waren am Montag in Scharen zum Topspiel des Tages zwischen ihrem Team und der russischen Auswahl angereist, mussten aber das Spiel zum Teil vor der Stadthalle an einer Videoleinwand verfolgen, weil Spekulanten, die im Besitz mehrerer Eintrittskarten waren, die Preise in die Höhe trieben. Ein aus Dedina angereister Slowake erinnerte in diesem Zusammenhang daran, wie schön und preiswert es doch da vor Jahresfrist im mährischen Ostrava gewesen sei:

Foto: CTK
"In Ostrava hat eine Eintrittskarte für die Vorrunde 280 Slowakische Kronen gekostet, hier kostet sie 800 Kronen, und dann wollen Spekulanten aus uns nicht so gut bemittelten Slowaken sogar bis zu 2000 Kronen für eine Karte abpressen. Da schaue ich mir das Spiel lieber auf der Leinwand an und trinke ein paar Bier dazu," gab er mir etwas deprimiert zu verstehen.

Ein anderer Slowake aus dem entfernten Kosice, der Eintrittskarten für die Spiele der Slowakei gegen Russland und Österreich legal erworben hat, verriet mir, dass er für diesen Spass einschließlich An- und Abreise und drei Tage Aufenthalt in Wien so rund 12.000 Slowakische Kronen bezahle, was einem Monatslohn entspreche. Daher können sich seiner Meinung nach nur Slowaken, die Arbeit haben, dieses Vergnügen leisten. Aber viele Slowaken nehmen diese Kosten auf sich, weil Eishockey für sie eine ähnliche ausgeprägte nationale Bedeutung habe wie für die einstigen Brüder und Schwestern im tschechischen Nachbarland. Daher wünschen die meisten Sport interessierten Slowaken auch wieder eine gemeinsame tschechisch-slowakische Eishockeyliga. Und bei der laufenden WM in Österreich wäre ihnen nichts lieber als ein Endspiel Tschechien gegen Slowakei. Und welche Hymne wolle man nach solch einem Finale singen, wollte ich wissen. Dazu erklärter der Sprecher einer slowakischen Fangruppe:

"Wir werden sowohl die tschechische als auch die slowakische Hymne singen. Aber zuerst werden wir die slowakische singen"; ließ er wissen, dass ihm das Hemd halt doch näher sei als der Rock.