Feierlichkeiten zum Kriegsende

Premysl Sobotka  bei der Gedenkveranstaltung vor dem Haupteingang des Tschechischen Rundfunks (Foto: CTK)
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Aus Anlass des 60.Jahrestages des Kriegsendes finden dieser Tage in Tschechien zahlreiche Veranstaltungen statt, die an Ereignisse der letzten Kriegstage erinnern. An mehreren Orten Westböhmens und Mährens begannen bereits die Feierlichkeiten bzw. Gedenkstunden zu deren Befreiung vor 60 Jahren, an denen neben Politikern und Kriegsveteranen Tausende Menschen teilnahmen. In Prag wurde des tschechischen Volksaufstandes gedacht, der am 5.Mai 1945 ausgerufenen wurde und bei dem der Rundfunk eine Schlüsselrolle spielte. In jenen dramatischen Tagen fing der Tschechoslowakische Rundfunk nach mehreren Jahren wieder an, in tschechischer Sprache zu senden. Das historische Jubiläum wurde diesmal zum Anlass für eine besondere Gedenkstunde. Jitka Mladkova berichtet:

Premysl Sobotka  bei der Gedenkveranstaltung vor dem Haupteingang des Tschechischen Rundfunks  (Foto: CTK)
Anders als vor 60 Jahren dauerte diesmal der nachgestellte Kampf um den Tschechischen Rundfunk nur eine halbe Stunde. Im Beisein von prominenten Gästen, Politikern, ehemaligen Widerstandskämpfern, Kriegsveteranen und mehreren Hundert weiteren Zuschauern wollte man so jener Gedenken, die in den Tagen von 5.- 9.Mai 1945 während des Prager Aufstandes gekämpft hatten. Im direkten Kampf um das Funkhaus sind damals 89 Mitarbeiter, tschechische Polizisten und weitere Aufständische umgekommen. An sie und an alle Anderen, die in den ersten Maitagen gegen die Okkupanten gekämpft hatten, erinnerte bei der anschließenden Gedenkstunde der Vorsitzende des tschechischen Senats, Premysl Sobotka:

"Die Durchsagen des Tschechoslowakischen Rundfunks haben eine große Welle von Patriotismus ausgelöst, die auch dazu beigetragen hat, dass die tschechischen Radioprogramme bis zur Ankunft der Befreiungsarmee aufrechterhalten werden konnten. Im Bewusstsein darüber, wie ungenügend sie ausgerüstet sind und welche Gefahr daraus resultiert, kämpften die Verteidiger Prags tapfer für die neu erlange Wortfreiheit. Ihr Mut und ihre Tapferkeit verdienen auch nach 60 Jahren unsere Dankbarkeit und Bewunderung."

 Rekonstruktion des Kampfes um den Rundfunk  (Foto: CTK)
Die Verluste an Menschenleben waren tatsächlich hoch. Beim Prager Aufstand sind ungefähr 1 700 Tschechen ums Leben gekommen. Bei den Kampfhandlungen wirkte sich der Waffenmangel tatsächlich negativ aus. Bei einem Historikertreffen, das in dieser Woche in Prag stattfand, bestätigte es auch Jan Gebhart vom Institut für Geschichte bei der Akademie der Wissenschaften:

"Das war eigentlich das größte Problem des einheimischen Widerstandskampfes im Laufe der ganzen sechs Jahre. Zur Besetzung des tschechischen Gebiets kam es eigentlich sozusagen ohne Krieg und ein Großteil der vorhandenen Waffen musste abgegeben werden. Also, was fehlt den Menschen, die an dem Aufstand teilnehmen, am meisten? Die Waffen natürlich, vor allem die schweren Waffen. Jegliche Verhandlungen mit den Verbündeten über mögliche Waffenlieferungen an die einheimischen Widerstandskämpfer sind auf dem Gebiet des Protektorats Böhmen und Mähren faktisch ohne Resonanz geblieben. Um so mehr muss man den Mut und den Willen derjenigen würdigen, die sich trotz dieser Situation dem Kampf angeschlossen haben."