Ausstellung: Nahe, ferne Heimat

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Am Montag wurde die Ausstellung "Nahe, ferne Heimat. 60 Jahre Kriegsende und Vertreibung" in Zittau eröffnet. Die Brücke-Most-Stiftung hat die Ausstellung zusammengestellt und schildert darin das Ende des Krieges in der Region Sachsen, Nordböhmen und Niederschlesien. Ausgangspunkt sind dabei die Schicksale von Menschen, die dem Chaos der Zeit und der Entwurzelung von der Heimat ausgesetzt wurden. Bára Procházková hat sich die Ausstellung angeschaut:

"Nahe, ferne Heimat. 60 Jahre Kriegsende und Vertreibung" - gemeint ist die Vertreibung nicht nur der deutschen, sondern auch zum Beispiel der polnischen Bevölkerung - denn die Ausstellung dokumentiert die Ereignisse vor 60 Jahren aus einer internationalen, mitteleuropäischen Sicht. Die deutsche, die tschechische und die polnische Auffassung treffen sich auf einer Ebene und erzählen Geschichte. Die Relevanz der Vertriebenenproblematik gerade für die sächsische Region schildert der Referent des Sächsischen Staatsministeriums des Inneren, Jens Baumann:

"Man kann mit gutem Gewissen davon ausgehen, dass zehn Prozent wenn nicht sogar mehr als 15 oder 20 Prozent der Bevölkerung Sachsens ehemals Vertriebene waren und dass es heute acht bis zehn Prozent sind. Das ist natürlich eine recht große Bevölkerungszahl, die auch zum Aufbau des Landes, so wie es jetzt ist, beigetragen hat - nämlich mit den Erfahrungen, die sie aus den anderen Ländern mitgebracht hat."

In der Ausstellung werden mit Hilfe von Zeitzeugenberichten viele Aspekte dokumentiert: Der erste Bereich stellt die Opfer der Nationalsozialisten und die Verfolgung von Juden dar, im zweiten Bereich wird die Vertreibung beschrieben. Die Projektkoordinatorin der Ausstellung, Ina Gamp, erklärt, welche konkreten Bewegungen vor 60 Jahren in der Region zu beobachten waren:

"Es gab zahlreiche Arbeitslager, Konzentrationslager und Vernichtungslager, die gegen Ende des Krieges befreit wurden. Die Inhaftierten wurden auf Todesmärsche Richtung Tschechien und Richtung Theresienstadt geschickt. Hier gab es also verschiedenste Wanderbewegungen. Dann kamen aus der anderen Richtung, aus Breslau, aus Liberec und aus dem ganzen Sudetengebiet die Deutschen Richtung Sachsen. Und dann gab es natürlich am Ende des Krieges unter anderem eine große Zahl von Zwangsarbeitern, die sich auf den Weg nach Hause gemacht haben."

Die Intention der Brücke-Most-Stiftung ist es, gerade auf die Gleichzeitigkeit der Ereignisse hinzuweisen, ergänzt Ina Gamp. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt in den menschlichen Schicksalen und deren Darstellung: Ein Tscheche, der während des Todesmarsches Richtung Böhmen eine Kolonne von vertriebenen Deutschen trifft, die in die andere Richtung geht; eine Jüdin, der die Bombardierung von Dresden das Leben gerettet hat, oder eine Deutsche, die noch kurz vor der Vertreibung bei einer polnischen Familie in Breslau als Dienstmädchen gearbeitet hat. Die Ausstellung ordnet ihre Lebensgeschichten in einen einheitlichen historischen Kontext und verbindet sie dadurch.

Es bleibt noch zu ergänzen, dass Sie die Ausstellung bis zum 23. Juni in der Christian-Weise-Bibliothek in Zittau besichtigen können. Dann wandert sie nach Bautzen, Chemnitz und schließlich nach Dresden. Eine ausführliche Reportage über die Ausstellung "Nahe, ferne Heimat" können Sie am kommenden Sonntag in unserem Kultursalon hören.