Kult-Bau des Brutalismus: Hotel InterContinental
Das Prager Hotel InterContinental gilt als Kult-Bau des tschechischen Brutalismus. Das staatliche Denkmalschutzamt hat vor kurzem einen Bildband herausgegeben, in dem die Geschichte des Gebäudes sowie dessen Interieur ausführlich beschrieben wird.
„Das Ziel des Projektes war zum einen die Bewertung der Architektur aus den 1960er und 1970er Jahren und zum anderen eine Beschreibung der bedeutendsten typologisch unterschiedlichen Bauten in selbständigen Monografien. Die so entstandenen Bildbände sind hoch interessant und umfassend. Sie dokumentieren nicht nur die historische Entwicklung der Gebäude, sondern stellen diese auch im tschechoslowakischen sowie internationalen Kontext vor. Wo es möglich war, wurden auch Zeitzeugen zitiert, einschließlich der Architekten und derjenigen, die sich am Bau beteiligt haben.“
Beim InterContinental seien auch die politischen Umstände interessant, unter denen es erbaut wurde, meint Matyáš Kracík. Er arbeitet im Denkmalschutzamt und gehört zum Autorenteam der Monografie.
„Man darf nicht vergessen, dass es als US-amerikanischer Bau entstanden ist. Dahinter stand damals die Fluggesellschaft Pan Am und ihre Hotelkette. Die Amerikaner verhandelten lange mit der Tschechoslowakei über das Projekt, auch dies beschreiben wir in dem Buch. In der damaligen Zeit wurde der Bau als gelungenes Beispiel moderner Architektur in historischer Umgebung verstanden. Das war damals eher eine Ausnahme.“Die Verhandlungen über den Bau eines Hotels wurden in der Zeit einer politischen Entspannung Mitte der 1960er Jahre aufgenommen. Nach dem Einmarsch der Warschauer Pakttruppen im August 1968 wurde jedoch das staatliche Reisebüro Čedok zum Betreiber des künftigen Hotels gemacht.
Mit dem Bau wurde 1968 begonnen, eröffnet wurde das Hotel erst im Dezember 1974. Am Bau beteiligten sich drei Architekten-Teams unter der Leitung von Karel Filsak. Mit der Gestaltung der Innenräume wurde eine Reihe von Künstlern beauftragt. Bildhauer Miloslav Hejný schuf für das Hotelrestaurant beispielsweise eine Serie von Holzplastiken mit einem Kamin in der Mitte. Das Ensemble nannte er „Der Zauberwald“. Einige Plastiken sind bis heute im Erdgeschoss des Hotels zu sehen.
Kunsthistoriker Rostislav Švácha ist Experte im Bereich moderner Architektur. Über das Hotel sagte der Professor:
„Es ist einer der wenigen Bauten hierzulande, die wirklich im Stil des Brutalismus erbaut wurden. Der Stil war in der Tschechoslowakei nicht sehr verbreitet. Mit dem Brutalismus hat sich nur ein enger Kreis von Architekten um Karel Filsak beschäftigt. Daraus gingen die Architekten um Jan Šrámek und Jan Bočan hervor. Und im Stil des Brutalismus wurde auch das Botschaftsgebäude in Berlin erbaut, das vom Ehepaar Machonin entworfen wurde. Auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik gibt es nur wenige Bauten von hervorragender Qualität, die im Stil des Brutalismus geschaffen wurden. Denn die Architekten arbeiteten an Entwürfen für die Botschaftsgebäude im Ausland – darunter in Brasilia, London, Genf und Ostberlin. Ich halte das Gebäude des Hotels InterContinental für so wertvoll und einzigartig, dass es eigentlich verdient hat, unter Denkmalschutz zu stehen.“ Das Hotel hat neue Eigner. Einer von ihnen ist Oldřich Šlemr. Er betonte, er sei froh, Mitbesitzer eines Gebäudes zu sein, über das Bücher geschrieben werden.„Ich habe mich zusammen mit meinen beiden Kollegen aus dem Grund entschieden, in das Gebäude zu investieren, weil wir es alle sehr schätzen. Wir möchten das Hotel in seiner Originalform erhalten. Ich wäre froh, wenn es unter Denkmalschutz stehen würde.“
Ab Mai wird das InterContinental einen neuen Namen haben: Golden Prague Hotel, so wie das dortige Restaurant heißt.