Verkehrsminister stolpert über teures E-Pickerl
Ab kommendem Jahr gibt es in Tschechien die Autobahnvignette nur noch elektronisch. Dabei soll diese nicht nur an Tankstellen erhältlich sein, sondern vor allem in einem eigenen Online-Shop. Doch dieser sorgt schon für mächtigen Ärger, bevor er überhaupt aufgebaut wurde. Nun hat der überteuerte Auftrag den Verkehrsminister den Posten gekostet.
„Wir werden noch darüber reden müssen. So wie der Auftrag jetzt gestaltet ist, müsste er eigentlich gecancelt werden. In jeder Regierungssitzung streiten wir uns um jeden Heller. Und dann wird hier so ein Vorhaben vorgestellt, das nicht einmal nach den gültigen Regeln ausgeschrieben wurde.“
Dies meinte der Ano-Chef am Wochenende und will deshalb ab Montag nachverhandeln. Laut dem bisherigen Verkehrsminister Kremlík ist das aber nicht so einfach, auch wenn er sein Bestes geben will:
„Ich habe mit dem Premier über alle Komponenten des Systems gesprochen. Er forderte den zuständigen Verkehrsinvestitionsfonds auf, die geheimen Teile öffentlich zu machen und den Preis des Projekts insgesamt zu drücken.“Man wolle neu verhandeln und den Auftrag überarbeiten, versicherte Kremlík noch vor seinem Rausschmiss.
Die Kritik aus der Politik am Online-System war groß, und das parteiübergreifend. Die Sozialdemokraten zeigten sich verstimmt, da man sie als Koalitionspartner überhaupt nicht über die Ausschreibung informiert hatte. Ähnlich geht es den Kommunisten, die das Minderheitskabinett unterstützen. Auch sie fordern mehr Offenheit bei dem Thema. Ebenso will die Opposition offene Karten sehen. Der Abgeordnete Jan Bauer ist bei den Bürgerdemokraten für Verkehrspolitik zuständig:
„Es ist komisch, dass ein Auftrag im Wert von einer halben Milliarde Kronen ohne Ausschreibung vergeben wird und nicht einmal der Premier etwas davon weiß. Das hat einen faden Beigeschmack.“Der überteuerte Vignetten-Auftrag brachte außerdem Fachleute auf den Plan. Unter anderem der Vorstand des größten Online-Shops Alza.cz, Tomáš Havryluk, war verwundert über die veranschlagten Kosten:
„Für das, was wir von dem geplanten System gesehen haben, scheint uns der Preis überzogen. Das könnte man schon für einen Bruchteil der veranschlagten Kosten fertigbringen.“
Eine Gruppe von Informatikern und IT-Unternehmern hat der Regierung angeboten, das System vollkommen gratis zu programmieren. Dahinter steht Tomáš Vondráček:
„Wir werden vieles umschichten in dem Konzept und es insgesamt einfacher machen“, so der Digital-Spezialist mit dem Versprechen, der Regierung schon in einer Woche ein entsprechendes Programm präsentieren zu können.Premier Andrej Babiš hat die Computer-Fachleute deshalb am Montag zu Gesprächen eingeladen, wobei sie ihm ihren Plan präsentiert haben. Das Ergebnis: Der bisherige Auftrag soll vorerst nicht aufgekündigt werden, sofern es gelingt, den Preis deutlich herunterzuhandeln. Die IT-Experten zeigten sich aber zuversichtlich, dass die Bestellung früher oder später fallen dürfte.
Insgesamt erhofft sich das Kabinett massive Einsparungen durch das Digital-Pickerl, vor allem durch den Wegfall von Druck- und Papierkosten. Der Preis gilt übrigens nur für die Online-Plattform, die Kosten für sonstige Vertriebswege sind noch nicht