Tschechiens Beitrag zu Nordstream 2

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Russisches Gas soll per Nordstream 2 in Zukunft direkt von Sankt Petersburg über Deutschland nach Europa kommen. Der Transport über instabile Transitländer – vor allem die Ukraine – soll so umgangen werden. Tschechien ist ein wichtiger Baustein in dem Projekt, denn ein Teil der Trasse führt vom Erzgebirge in den Böhmerwald und von da aus weiter nach Westen. Vor kurzem haben dazu die Bauarbeiten begonnen.

Quelle: ČT24

Nordstream  (Foto: Harald Hoyer,  CC BY-SA 2.0)
Seit einigen Tagen graben sich die Bagger durch das tschechisch-deutsche Grenzgebiet bei Brandov / Brandau im Erzgebirge. Daneben warten schon die tonnenschweren Rohre, durch die später das russische Gas aus Lubmin an der Ostsee fließen soll. Ziel ist schließlich Waidhaus in Bayern sowie dann weitere Umverteilungsstationen in Europa. Das Projekt hat den Arbeitstitel „Antilopa“ und ist Teil der Ostsee-Pipeline Nordstream 2 von Wyborg in Russland bis nach Deutschland.

Neu ist das Projekt nicht, bereits jetzt führt die Pipeline „Gazela“ vom Erzgebirge in den Böhmerwald. Dieser Abschnitt wurde im Jahr 2013 feierlich von Premier Petr Nečas (Bürgerdemokraten) und weiteren hohen Vertretern Deutschlands, Russlands sowie der beteiligten Energieversorger eröffnet. Mit der Erweiterung um die „Antilopa“ sollen in Zukunft 33 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch Tschechien fließen, das ist das Sechsfache des jährlichen Verbrauchs hierzulande. Billig sei das Vorhaben jedoch nicht, wie Radek Benčík vom Pipeline-Betreiber Net4Gas erklärt:

Radek Benčík  (Foto: Archiv Net4Gas)
„Der Umfang der Investitionen in die tschechische Infrastruktur innerhalb des ganzen Projektes liegt bei schätzungsweise mehreren Hundert Millionen Euro.“

Der Bau gilt jedoch als hochrentabel. Deshalb könnte die Investition schon in zehn Jahren abbezahlt sein, heißt es von Net4Gas.

Nordstream 2 hat jedoch nicht nur Freunde, denn das Vorhaben ist insgesamt hochumstritten in der EU. Moskau zählt seit Ausbruch des Ukrainekonflikts 2014 nicht gerade zu den engsten Partnern der Union. Außerdem hat man Angst vor einer Monopolstellung des russischen Energieriesen Gazprom. So gehört beispielsweise der EVP-Fraktionschef und Spitzenkandidat für die anstehenden Europawahlen, der CSU-Politiker Manfred Weber, zu den schärfsten Kritikern der Gasleitung:

Manfred Weber  (Foto: Archiv der Europäischen Volkspartei,  Wikimedia Commons,  CC BY 2.0)
„Ich denke, es handelt sich eher um ein politisches, als um ein wirtschaftliches Projekt. Auf jeden Fall erhöht es aber unsere Abhängigkeit von russischem Gas.“

Auch in Washington, Kiew und Warschau findet man wenig Gefallen an der Verbindung zwischen Russland und Deutschland. Die Befürchtungen hätten auch einen bestimmten Grund, meint Jiří Gavor. Er ist Vorsitzender des tschechischen Verbandes für alternative Energieanbieter:

„Die Polen sind heute ein Transitland für Gas aus dem Osten. Jede weitere Pipeline sehen sie deshalb als Konkurrenz.“

In Tschechien hingegen ist man froh darüber, dass man in das Projekt Nordstream 2 eingebunden wird. Premier Andrej Babiš sieht das als wichtigen Baustein zu mehr Energiesicherheit:

„Je mehr Pipelines durch Tschechien führen, desto besser für uns“, meinte der Regierungschef unlängst vor Journalisten.

Auch Radek Benčík von Net4Gas lobt die Pipeline „Antilopa“ als ein Projekt mit viel Zukunftspotential:

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„In absehbarer Zeit könnte dort nicht nur russisches Gas durchfließen. Genauso könnte es nämlich Gas aus Norwegen, Flüssigerdgas oder sonst irgendetwas anderes sein. Es geht einfach darum, dass eine solche Infrastruktur ein hohes Maß an energetischer Versorgungssicherheit gewährleistet.“

Fester Bestandteil der Gasversorgung hierzulande ist die sogenannte Transgas-Pipeline. Diese führt aus Russland über die Ukraine und Slowakei nach Tschechien und dann weiter nach Deutschland. Dabei werden die drei größten russischen Trassen – Sojus, Druschba und Jamal – zu einem europäischen Strang verbunden.