Tschechiens und Bayerns „Flitterwochen“

Tomáš Petříček und Florian Herrmann (Foto: Martina Schneibergová)

Die tschechisch-bayerischen Beziehungen waren am Donnerstag Thema im Außenministerium in Prag. Zu Besuch war nämlich der bayerische Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Florian Herrmann.

Tomáš Petříček und Florian Herrmann  (Foto: Martina Schneibergová)
Zunächst wurde Florian Herrmann in Prag vom tschechischen Chefdiplomaten Tomáš Petříček (Sozialdemokraten) empfangen. Nach den Gesprächen im Außenministerium lobten beide Politiker die guten tschechisch-bayerischen Beziehungen. Beim Neujahrsempfang in der Bayerischen Repräsentanz ging es dann konkret um die bilaterale Zusammenarbeit. Herrmann bezeichnete es als Ehre, dass Petříček als erster tschechischer Außenminister bei dem Empfang zu Gast war.

„Ich finde, das unterstreicht, dass die Beziehungen zwischen unseren Ländern freundschaftlich und vertraut sind. Dies habe ich bereits bei unserem ersten Treffen in Bayerisch Eisenstein bemerkt.“

Die bilateralen Beziehungen sind Herrmann zufolge eine wichtige Basis für die künftige Zusammenarbeit.

Florian Herrmann und Tomáš Petříček  (Foto: Martina Schneibergová)
„Die Menschen in unseren Ländern haben Brücken gebaut. Begegnung und Versöhnung sind zwei zentrale Pfeiler dieser Brücken. Ich möchte allen danken, die diese Pfeiler gestützt haben: Tschechen, Bayern und Sudetendeutsche, die Wurzeln auf beiden Seiten der Grenze haben. Heute arbeiten wir in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Bildung und innerer Sicherheit hervorragend zusammen. Wir tauschen uns aus und füllen die große europäische Idee mit Leben. Ich finde, auf diese Leistung können wir alle stolz sein.“

Auch der tschechische Außenminister sparte nicht mit lobenden Worten. Er sagte, dass man das derzeitige Verhältnis als „Flitterwochen“ bezeichnen könnte. Petříček ging in seiner Rede zudem auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit ein.

„Seit dem EU-Beitritt Tschechiens hat sich der Umfang des gegenseitigen Handels mehr als verdoppelt. Bayern ist von allen deutschen Bundesländern der größte Partner für Tschechien. 25 Prozent des tschechischen Exports in die Bundesrepublik gehen nach Bayern. Auf der anderen Seite ist unser Land der fünftgrößte Handelspartner des Freistaats. Wir wollen die Zusammenarbeit vor allem in der Wissenschaft, Forschung und bei Innovationen stärken. Entsprechende Kooperationen werden wir im Rahmen des tschechisch-deutschen strategischen Dialogs und im Rahmen der tschechisch-bayerischen grenzüberschreitenden Arbeitsgruppe konkretisieren.“

Foto: Lilaminze,  Pixabay / CC0
Die Zusammenarbeit beider Länder sehe er genauso wie Staatsminister Herrmann als eine Inspiration für andere Grenzregionen in Europa, so der Sozialdemokrat.

„Ich bin davon überzeugt, dass die Qualität der tschechisch-bayerischen Beziehungen auch dafür wichtig ist, wie die Bewohner der beiden Länder die Europäische Union wahrnehmen. Versuchen wir, mit unserer Arbeit gemeinsam etwas für die EU zu leisten. Denn das hat sie verdient.“

Florian Herrmann warnte wiederum vor Populisten und betonte die Bedeutung der bevorstehenden Europawahl.

„Diese Wahl wird vorgeben, welchen Weg unser Kontinent einschlägt und ob die Idee eines gemeinsamen Europas so, wie wir hoffen, Zukunft hat. Denn viele Kräfte zerren an Europa, viele Menschen zweifeln an dem Projekt. Zahlreiche Dinge könnte man in der Tat besser machen. Trotzdem steht für mich fest und ich sage das ganz ausdrücklich hier: Die europäische Integration ist für uns alle eine Erfolgsgeschichte von Frieden, Freiheit und Wohlstand.“