„Historischer Moment“ – Seehofer und Sobotka eröffnen bayerische Repräsentanz in Prag
Vor einigen Jahren wäre dies noch unmöglich gewesen: eine bayerische Vertretung mitten in Prag. Seit Donnerstag ist sie Realität. Und zur Eröffnung kamen die ranghöchsten Politiker aus Bayern und Tschechien – ein Spiegel der stark verbesserten Beziehungen zwischen Prag und München.
„Bayern ist für uns ganz selbstverständlich ein Partner in der Region. Daher war angebracht, selbst zur Eröffnung zu kommen, ungeachtet der Tatsache, dass Ministerpräsident Seehofer und ich uns darauf schon bei seinem Prag-Besuch im Sommer verständigt hatten.“
Sobotka hatte auch mehrere Minister und einige Staatssekretäre mitgebracht. Dabei hatte jahrzehntelang Eiszeit geherrscht zwischen München und Prag. Erst 2010 legte Seehofer mit seinem historischen Tschechien-Besuch den Grundstein für die jetzige Entwicklung. Deswegen war dem Christsozialen auch ein gewisser Stolz anzumerken bei seiner Eröffnungsrede:„Ich bin jetzt im siebten Jahr Ministerpräsident des Freistaats Bayern, und von Anfang an war die freundschaftliche, auf Aussöhnung gerichtete Begegnung mit Prag mein wichtigstes Ziel. Und wenn ich diesen Ausgangspunkt mir noch einmal vor Augen führe, dann werden Sie verstehen, dass das heute für mich ein bewegender Moment ist. Ich sage sogar, und ich bin sehr sparsam mit solchen Begriffen: ein historischer Augenblick.“
Die neue Repräsentanz soll eine Anlaufstelle nicht nur für die Wirtschaft sein, sondern auch für Künstler oder etwa Schulen. Über 600.000 Euro lässt sich das der Freistaat im kommenden Jahr kosten. Die Vertretung ist in einem Renaissance-Palais in der Prager Altstadt untergebracht.Zur Einweihung verständigten sich Seehofer und Sobotka über weitere gemeinsame tschechisch-bayerische Projekte: So wurden nun die Orte für die grenzübergreifende Landesausstellung in zwei Jahren bekannt gegeben. Es sind Nürnberg und Prag. Der tschechische Regierungschef kam zudem auf die teils belastende gemeinsame Vergangenheit zu sprechen. Die Beziehungen waren beherrscht gewesen vom Streit um die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Nun soll aber nach sieben Jahren endlich in Ústí nad Labem / Aussig die Dauer-Ausstellung über die Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung in den Böhmischen Ländern vollendet werden:
„Ich kann hier bestätigen, dass die tschechische Regierung damit rechnet, die Fertigstellung dieser Dauer-Ausstellung im kommenden Jahr zu finanzieren.“Sobotka und Seehofer vereinbarten auch ein nächstes Treffen, es soll in der ersten Hälfte kommenden Jahres in München stattfinden. Die gemeinsamen Beziehungen müsse man nun „Schritt für Schritt“ weiterentwickeln, ohne sich zu überheben, betonte der bayerische Ministerpräsident. Auch die tschechische Seite hält das Erreichte für einen wichtigen Anfang. Tomáš Kafka koordiniert im Außenministerium die Beziehungen zu den mitteleuropäischen Nachbarländern:
„Die Tatsache, dass die Tschechen und die Bayern ein bisschen über sich hinauswachsen und ihre Freundschaft jetzt auch offen eingestehen, könnte ein guter Impuls dafür sein, die Beziehungen nicht nur um der Tschechen und Bayern Willen, sondern auch um Europas Willen nach vorne zu bringen.“