In Ungarn überrascht
Die DDR-Bürger Barbara und Peter Ruck kamen beim Balaton-Urlaub in den Strudel der Ereignisse von 1968.
Kurz vor Györ wurde die Straße von einem sowjetischen Regulierungsposten gesperrt und endlose Panzerkolonnen kamen von links nach rechts über die Straße – also von Ost nach West. Nach ca. 45 Minuten wurde die Straße kurzzeitig freigegeben. Danach rollten die Panzer wieder. Auf den Panzern gab es keinerlei Nationalitätskennzeichen nur kreuzweise breite weiße Streifen. Vom Typ her waren das aber klar Russenpanzer und auch die Regulierung war russisch. Es war erschreckend, denn Manöver werden nur auf abgeernteten Gebieten vorgenommen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir überhaupt nichts.
Unsere Wirtin in Siofok stellte am 21. August Früh die österreichischen Nachrichten im Radio ein und da wussten wir was los war. Wir gingen gleich auf die Straße und da spielten sich erschütternde Szenen ab. Tschechen und Slowaken versammelten sich weinend vor Bussen und andere Urlauber standen dabei und trösteten so gut es ging – auch wir. Wir haben uns gleich gedacht, der Russe hat den „Frühling” kaputt gemacht.Nach ein paar unruhigen Tagen und einen vergeblichen Versuch nach Österreich zu kommen mussten wir mit unserem Roller über Ostungarn, die ukrainische Grenze, durch die Waldkarpaten nach Lemberg und weiter über ganz Südpolen bis nach Meiningen, das liegt ja ganz im Westen von Thüringen. Das waren circa 5000 km. Das war aber nichts gegen die Vorkommnisse in unserem Freundesland. Wir haben immer alles im Westradio verfolgt soweit möglich auch im Westfernsehen. Das war ein Erlebnis, das uns ewig in Erinnerung bleiben wird und eines der vielen Untaten des Kommunismus. Gott sei Dank hat sich das nun endlich zum Guten gewendet.