Oper, Swing, Musical: Musikfestival in Krumau
In der südböhmischen Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Český Krumlov beginnt am Freitag das internationale Musikfestival.
Auf dem Programm des Internationalen Musikfestivals Český Krumlov 2018 stehen insgesamt 21 Konzerte. In historischen Gemäuern und in stimmungsvollen Gärten der Stadt wird Musik verschiedener Genres erklingen: von der Oper, über Kammermusik, Swing und Folk bis zu Musical. Lubomír Herza ist Festivaldramaturg.
„Auch in diesem Jahr kommen mehrere international renommierte Musiker nach Krumau. Zu ihnen gehört zweifelsohne der spanische Pianist Javier Perianes, aber auch zwei Opernstars: die US-amerikanische Sopranistin Sondra Radvanovsky und der polnische Tenor Piotr Beczała. Die hervorragende deutsche Violinistin Tanja Becker-Bender kehrt zudem zu einem Konzert nach Krumau zurück. Zuletzt hatte sie beim Festival alle 24 Capricen von Paganini gespielt. Der anerkannte Cellist Jiří Bárta wird eine Auswahl aus Johann Sebastian Bachs Suiten spielen. Als Kontrast zu Bach hat er noch eine Sonate von Zoltán Kodály ausgewählt.“
Während des bevorstehenden Festivals wird an einige wichtige Jahrestage erinnert. Vor 90 Jahren ist der tschechische Komponist Leoš Janáček gestorben. Aus diesem Anlass werden bei zwei Konzerten seine Werke aufgeführt. Aber nicht nur Janáček steht diesmal im Fokus. Der Festivaldramaturg:„Ein Konzert des Festivals ist auch dem US-amerikanischen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein gewidmet. Am 18. August hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert. Bei einem Musical-Abend werden einige Sängerinnen und Sänger aus Broadway-Theatern auftreten und Lieder aus Bernsteins West Side Story sowie aus weiteren seiner Musicals singen, darunter aus dem Candide.“
Zu Ehren von Friedman Kossuth
Die Veranstalter wollen zudem an eine in der Öffentlichkeit weniger bekannte Persönlichkeit erinnern: an Emil Friedman Kossuth (1908-2002).
„Das Konzert am 10. August wird Manuel Hérnandez-Silva dirigieren. Friedmann Kossuth wurde vor 110 Jahren in Prag geboren. Hérnandez-Silva war einer seiner Schüler in Venezuela und pflegte sehr gute Beziehungen zu ihm. Beim Konzert erklingen Werke, die Friedmann Kossuth selbst gespielt hat oder die er besonders gern hatte. Er war nicht nur Musikpädagoge und Dirigent, sondern auch Geiger. Emil Friedman Kossuth stammte aus einer Prager jüdischen Familie. Kurz bevor die Nationalsozialisten seine Heimat besetzten, floh er nach London. Später schloss er sich den tschechoslowakischen Legionären an und kämpfte unter anderem bei Tobruk. Nach dem Krieg ließ er sich in Venezuela nieder, wo er praktisch das dortige Musikschulwesen ins Leben rief. Er war zudem ein großer Kunstliebhaber und Mäzen.“Für seine Arbeit in Venezuela wurde Emil Friedman Kossuth 1997 von der Tschechischen Republik mit dem Preis „Gratias Agit“ ausgezeichnet.
Eröffnet wird das Festival diesmal im Schlossgarten. Der Galaabend stelle eine Art Ouvertüre dafür dar, erzählt Lubomír Herza.
„Im Rahmen des Abends werden musikalische Bilder inszeniert, wobei eine Reihe von Künstlern spielt, die in den folgenden Tagen dann bei Festivalkonzerten zu hören und zu sehen sein werden. Zu ihnen gehören zwei Solisten vom Broadway, der Chor Schola Gregoriana Pragensis oder der Swing-Sänger Jan Smigmator. Es soll eine Kostprobe aus dem Festivalprogramm sein.“
Mit einem Tschechisch-Slowakischen Abend wird das Festival feierlich abgeschlossen. Er steht im Zeichen des 100. Gründungstags der Tschechoslowakei. Die Veranstalter wollten die Feier jedoch nicht traditionell gestalten.„Wir wollten weder Smetanas ‚Mein Vaterland‘ noch Dvořáks Sinfonie ‚Aus der Neuen Welt‘ aufführen. Wir möchten eher daran erinnern, dass wir viele Jahre lang in einem gemeinsamen Staat gelebt haben. Darum haben wir das slowakische Volkstanzensemble Lúčnica, die tschechische Folk-Band Čechomor und die Vlado-Kumpan-Blasmusik eingeladen. Mähren wird zudem durch die Militärkapelle aus Olmütz repräsentiert. Diese eröffnet den Abend auf dem Markplatz und wird von dort aus durch die Stadt in den Garten der Brauerei marschieren, wo das Konzert fortgesetzt wird.“
Radvanovsky und Beczała
Zu den Höhepunkten des Festivals gehört in der Regel die Operngala. In den vergangenen Jahren waren dabei auch Stars der Szene zu Gast in Krumau: unter anderem Jonas Kaufmann, Juan Diego Flórez, Plácido Domingo, Angela Gheorghiu, Ramón Vargas oder Renée Fleming. Diesmal werden Sondra Radvanovsky und Piotr Beczała singen. In wie weit kann der Dramaturg das Konzertprogramm der großen Opernstars beeinflussen? Dazu Lubomír Herza:„Ich bemühe mich, die Auswahl der Kompositionen bei den großen Galakonzerten zu beeinflussen und wenigstens ein Rahmenprogramm vorzuschlagen. Ich muss aber zugeben, dass die Zusammenstellung des Programms meistens von den Sängern abhängig ist. Sondra Radvanovsky kommt aus Paris und Piotr Beczała aus Wien nach Krumau. In der ersten Hälfte des Konzerts erklingen Opernarien von Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini. In der zweiten Hälfte haben wir uns auch einige tschechische Arien gewünscht. Denn Piotr Beczała hat in seinem Repertoire unter anderem die Rolle des Prinzen in Dvořáks Rusalka oder den Števa in Janáčeks Jenufa. Sondra Radvanovsky hat tschechische Vorfahren. Darum hat sie auch schon die Titelrolle der Rusalka gesungen. Die Karriere von Piotr Beczała begann in Linz, erst danach folgten die Mailänder La Scala und die Metropolitan Opera. Der Tenor hat vor einigen Jahren bereits Krumau als Tourist besucht und freut sich jetzt darauf, in unserer Stadt zu singen.“
Das Internationale Musikfestival in Krumau läuft von 20. Juli bis 11. August. Die Konzerte finden im Maskensaal, in der Reitschule des Schlosses, im Klostergarten, im Garten der Brauerei sowie in den Kirchen des Minoriten-Klosters statt. Weiterhin gibt es Restkarten.