Herzlich willkommen auf meinem Schloss
Blatná, Bludov, Stránov – diese und weitere Baudenkmäler befinden sich Privathänden. Trotzdem sind sie für Besucher zugänglich. In den kommenden Tagen wird dort aber noch mehr als die üblichen Führungen angeboten. Denn an diesem Donnerstag beginnen die sogenannten Tage der Burgen und Schlösser in Privatbesitz, sie dauern bis zum Sonntag.
„Der Turm musste immer wieder neu gebaut werden. Danach wurde das Kräuterweib um Rat gebeten, das in der Burgküche kochte. Die Frau sagte, man brauche das Blut eines unschuldigen Mädchens. Nach gewisser Zeit verschwand ihre Helferin, 17 Jahre alt, taubstumm und verwaist. Kurz darauf wurde der Turm fertiggebaut. Aus der Chronik wissen wir, dass die Burg im Jahr 1850 instandgesetzt wurde. Damals war sie im Besitz der Familie Hildprandt. Die Maurer stellten fest, dass eine Mauer hohl ist. Sie dachten, einen Schatz gefunden zu haben, und holten den Baron. Dieser ließ die Mauer abtragen, und hinter ihr wurde das Skelett einer jungen Frau gefunden.“
Unter anderem diese Sage können sich die Besucher bei der Besichtigung des Schlosses Blatná anhören. Die Familie Hildprandt, die darin erwähnt wird, besitzt das Schloss bis heute. Jana Germenis-Hildprandt ist Vorsitzende des Verbandes der Burg- und Schlossbesitzer in Tschechien. In Blatná bietet sie neben den Führungen dieser Tage unter anderem einen Blumenmarkt:„Ich hoffe, dass die Veranstaltung mit dem Titel ‚Tage der Burgen und Schlösser in Privatbesitz: Unsere Geschichte – Euer Erbe‘ zur Aufklärung beiträgt. Es ist nötig, das Bewusstsein zu stärken, das unser reiches Kulturerbe für die nächste Generation erhalten bleiben muss.“
Die Tage der Burgen und Schlösser in Privatbesitz finden in dem von der EU-Kommission ausgerufenen Europäischen Jahr des Kulturerbes statt. Der Verband hat sich dieser Initiative angeschlossen, und seine Mitglieder präsentieren ihre Burgen und Schlösser dieser Tage anders als gewohnt. Die stellvertretende Kulturministerin Anna Matoušková:
„Einzigartig sind Besichtigungen, bei denen die Besitzer jener Denkmäler selbst die Besucher durch ihre Sitze führen. Dabei bietet sich die Gelegenheit, ihre persönlichen Geschichten zu hören, die oft leidvoll und dramatisch sind.“Nicht immer muss es aber um tragische Geschichten gehen. Zuzana Pavlík-Šimonková, die Besitzerin des Schlosses Stránov in Mittelböhmen, will auch lustigere Erinnerungen erwähnen:
„Die Besucher erfahren von mir etwa, wo mein Urgroßvater seinen Schrank mit Schnaps hatte. Wenn Freunde ihn besuchten, pflegte er zu sagen, sie müssten sich zunächst die Oma und dann den Schrank anschauen. Aber den Freunden war klar: zunächst der Schrank und erst dann die Oma.“
„Ich habe es tatsächlich geerbt. Aber nicht von meinen Vorfahren, sondern von einer Frau, die eine enge Freundin meiner Großmutter war. Da sie keine Nachkommen hatte, hat sie als letzten Willen mich als ihren Erben bestimmt.“
Er habe damit eine große Verpflichtung auf sich genommen, sagt Svoboda:
„Die Pflege des Kulturerbes ist ein Langstreckenlauf. Wir bemühen uns, dass die Denkmäler auch für die nächsten Generationen erhalten bleiben. Dies verstehe ich als eine Art Mission.“
Insgesamt 16 Baudenkmäler haben sich den Tagen der Burgen und Schlösser in Privatbesitz angeschlossen.