Tennischef Kaderka: Tschechien wird mit starken Junioren Umbruch meistern
Am zurückliegenden Wochenende waren Tschechiens Tennisspieler im Davis Cup aktiv. Diesmal aber in einer anderen Liga und unter anderen Vorzeichen als in den vergangenen Jahren.
Durch den Sieg über Israel haben sich die Tennisspieler um Jiří Veselý und Adam Pavlásek nun erst einmal die Teilnahme an der Relegation zur Weltgruppe gesichert. Der Gegner wird ihnen am Mittwoch zugelost, die Ausscheidungsrunde findet Mitte September statt.
Die Begegnungen der Kontinentalgruppen, einschließlich der Partie Tschechien gegen Israel, wurden indes nach einem neuen Modus ausgetragen. Anstatt drei Tage dauerten sie nur zwei Tage, und die Paarungen wurden nur noch auf zwei Gewinnsätze gespielt. Ivo Kaderka:„Als Tennisfunktionär bin ich nun seit über zwanzig Jahren im Amt, aber diese Änderung passt mir nicht. Das hat nichts mehr mit der Tradition des Davis Cups zu tun, an die wir gewöhnt sind.“
Der Tennis-Weltverband (ITF) begründet seine Modifizierungen am traditionsreichen Wettbewerb damit, dass immer weniger Top-Spieler daran teilnehmen wollen. Wegen der vielen Turniere auf der World Tour geben sie der Teamkonkurrenz immer öfter einen Korb. Mit einem strafferen Zeitplan will die ITF die Belastung für die Spieler reduzieren. Zudem wurden den teilnehmenden Teams höhere Einnahmen in Aussicht gestellt. Dazu Ivo Kaderka:
„Die neue Führung wollte Änderungen, dank derer sie auch mehr Geld generiert. Es stimmt, die nationalen Verbände benötigen mehr Geld. Denn wir bilden die Spieler aus, die an der World Tour und den Grand-Slam-Turnieren teilnehmen. Die Verbände haben aber von den Erfolgen dieser Spieler in den Wettbewerben keinen finanziellen Nutzen. Dabei muss unser Verband wie alle anderen auch ständig neue Talente fördern und entwickeln. Und dafür treiben wir unter großen Schwierigkeiten auch immer wieder Geld auf.“
Der amerikanische Präsident des Weltverbands, David Haggerty, und seine Vizechefin Katrina Adams wollten bereits bei der ITF-Konferenz 2017 in Ho-Chi-Minh-Stadt durchsetzen, dass auch in der Weltgruppe ab diesem Jahr nur auf zwei Gewinnsätze gespielt wird. Dieser Vorschlag wurde abgeschmettert. Haggerty hat jedoch weitere Pläne in der Hinterhand. So soll der Davis Cup vom kommenden Jahr an nicht mehr über mehrere Runden über das gesamte Jahr verteilt ausgetragen werden. Stattdessen ist eine „Weltmeisterschaft der 18 besten Nationen“ in einer Woche an einem Ort im November geplant. Die Traditionalisten unter den Tennisfunktionären stehen dieser Neuerung jedoch skeptisch gegenüber. Zu ihnen zählt auch Kaderka:„Ich habe eine Garantie verlangt, dass das neue Modell tatsächlich mehr Geld einbringt und den Team-Wettbewerb nicht kaputtmacht.“
Über die Reform des Davis Cups soll auf der Generalversammlung des Weltverbands im August in den USA abgestimmt werden.
Migfilm in Prag: Fußball hilft bei Integration von Flüchtlingen und Gastarbeitern
In der vergangenen Woche fand an zwei Tagen in Prag ein Minifilmfestival zum Thema Migration statt. Organisiert wurde das sogenannte Migfilm vom Multikulturellen Zentrum Prag, in Zusammenarbeit mit der Vertretung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Prag sowie den Organisationen Antikomplex und Fußball für Entwicklung. Im Gespräch erläutert FES-Mitarbeiter Thomas Oellermann die Beweggründe der Stiftung, sich an der Veranstaltung zu beteiligen:„Wir führen dieses kleine Filmfestival ´Migfilm´ schon im dritten Jahrgang durch. Die Grundidee ist dabei zu sagen, wir wollen über das Thema Migration, über die unterschiedlichen Facetten der Migration und auch der Integration reden. Und wir wollen es auf eine andere Art und Weise tun als es normalerweise geschieht, das heißt also nicht in Form von Debatten oder Konferenzen, sondern in Form von Filmen, Dokumentarfilmen und Spielfilmen.“
In diesem Jahr sind zwei Filme am Start, die aus dem Bereich Sport über die Migration berichten, der Film „The Workers Cup“ und der Film „Refugee 11“. Was ist über diese Filme zu sagen und wie sind sie für die Tschechische Republik relevant?
„Ich denke, dass wir im Jahr 2018, also im Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Russland, natürlich auch über dieses Phänomen reden sollten. Also: Wie sehr ist Migration eigentlich verbunden mit dem Thema Sport? Was passiert da? Da ist natürlich die Situation in Katar, also der Bau der Stadien für die WM 2022 und die vielen Gastarbeiter, die dort unter zumindest fragwürdigen Umständen arbeiten müssen, schon ein wichtiges Thema. Bei ´Refugee 11´ ist es wiederum so, dass wir mit diesem Film einen Blick nach Deutschland bieten wollen. Beim tschechischen Nachbarn hat es schließlich die große Bewegung von Geflüchteten ins Land gegeben. Ein Weg der Integration scheint der Sport zu sein, und die Dokumentation ´Refugee 11´ gewährt einen Einblick, wie sie in diesem Bereich funktioniert. Es werden Antworten auf Fragen wie ´Welche Probleme gibt es da?´ oder ´Gibt es eine Perspektive?´ gegeben. Ich glaube, das ist gerade für die Tschechische Republik interessant. Klar, hierzulande gibt es fast keine Flüchtlinge, aber es gibt andererseits eine Menge Menschen, die zuziehen – also Migrantinnen und Migranten. Auch da muss sich die tschechische Gesellschaft auf kurz oder lang darüber unterhalten, wie sie diese Menschen integrieren will. Und da kann Sport eben ein Mittel sein.“
Regisseur des Films „Refugee11“ ist der gebürtige Hamburger Jean Boué. In Prag stand er den Medien und den Festivalbesuchern Rede und Antwort zu seinem Werk. Auch Radio Prag fragte nach: Weshalb hat er diesen Film gedreht?„Die Beweggründe waren einfach die, dass wir viel Geschnatter über die Flüchtlinge hatten und vieles darüber, was sie mit sich bringen und was nun alles schlecht ist. Wir haben viele Geschichten gehört über Flucht und Vertreibung sowie das Elend auf der Flucht. Wir haben jeden Tag herzzerreißende Bilder in den Nachrichten gesehen, die man in der Intensität irgendwann nicht mehr ernst nimmt oder die einen auch nicht mehr berühren. Das waren alles Momente, die in der Phase eins, in der die Flüchtlinge ankommen, wichtig waren. Der Film setzt eigentlich in der Phase zwei an, nämlich da, wo die Flüchtlinge bereits da sind und versuchen müssen, ihre Zeit mit irgendeinem Sinn zu füllen. Die Zeit, die wir Wartezeit nennen und die Flüchtlinge vielleicht den schleichenden Tod, um den Film zu zitieren.“
In seinem Film begleitet Boué ein Jahr lang die Mannschaft „Refugee 11“, die sich ausnahmslos aus Flüchtlingen zusammensetzt. Sie ist ein Integrationsprojekt, das vom Verein SC Germania Erftstadt-Lechenich e.V., dem Fachdienst Migration und Integration der Stadt Erftstadt und weiteren deutschen Institutionen unterstützt wird. Und das Projekt hat sich ausgezahlt, verrät Boué:
„Diese Mannschaft hat mich interessiert, weil sie eigentlich kaum Chancen hatte, zusammenzuwachsen. Doch sie hat es geschafft. Sie ist sogar so weit zusammengewachsen, dass sie vor wenigen Monaten aufgelöst wurde. Der Grund ist erfreulich: Die meisten von denen, die tatsächlich geblieben sind, haben Ausbildungsplätze bekommen oder arbeiten. Das ist das beste Bild für Integration, das man haben kann.“
Welche Bedeutung hat sein Film jedoch für Tschechien, wo Migration und Integration bisher kaum eine Rolle spielen?
„Ich bin froh, dass er hier gezeigt wurde. Ich weiß, dass hier eine andere Bereitschaft herrscht und dass auch nur wenige Leute etwas dafür tun, damit sich das ändert. Ich finde das befremdlich, aber ich muss es zur Kenntnis nehmen. Dass der Film hierzulande gezeigt wird, ist schön für mich. Zumal ich eigentlich damit gerechnet habe, vielleicht auch mit unangenehmen Fragen konfrontiert zu werden. Davon gab es aber keine. Soweit ich weiß, hat Tschechien zwölf Flüchtlinge aufgenommen. Da hat man ja auch schon eine Mannschaft beisammen, vielleicht sollten sie diese einfach mal aufstellen.“
Film ´Refugee 11´:
http://www.bpb.de/mediathek/248717/refugee-eleven