Atommüll: Die Entscheidung rückt näher
Die Suche nach einem Atommüll-Endlager geht weiter. Das Wirtschaftsministerium zieht nun eine Zwischenbilanz.
„An jedem der möglichen Orte für das Endlager gibt es bereits Stollen, aus denen Erze herausgefahren werden, verbunden mit Schmutz und Lärm. Dies lässt sich aber nicht mit den für die Zukunft befürchteten Belastungen für die Umwelt vergleichen.“
Deshalb will man laut Slovák nicht nur technische Untersuchungen vornehmen und die Sicherheit überprüfen. Vermehrt solle auch die Bevölkerung nach ihrer Meinung gefragt werden, so der studierte Geologe.
Bis 2050 dürften und müssten zwei der Orte für ein Atommüll-Endlager feststehen. Dazu der geschäftsführende Wirtschaftsminister Tomáš Hüner:„Der Staat wird schlussendlich auf Grundlage der geografischen Gegebenheiten und weiterer Argumente entscheiden müssen, welche zwei Standorte als Haupt- und Nebenoption in Frage kommen. Es muss also entschieden werden, wo ein Endlager hinkommt und wo wir mit den entsprechenden Arbeiten beginnen sollen.“
Das Wirtschaftsministerium hat sich am Mittwoch mit den Vertretern der jeweils betroffenen Gemeinden zusammengesetzt und Zwischenbilanz gezogen. Der Ressortchef versicherte dabei, dass bis Ende des Jahres die vier am meisten geeigneten Standorte feststehen sollen. In spätestens sieben Jahren soll die endgültige Entscheidung dann gefallen sein. Tomáš Hüner gibt jedoch zu: „Uns ist klar, dass keine Gemeinde vor Freude springen wird, wenn auf ihrem Gebiet ein Endlager entstehen soll.“
So ist es beispielsweise in Chanovice in Westböhmen. Bürgermeister Petr Klásek bemängelt, dass man in der Frage des Atommüll-Endlagers einfach nicht weiterkomme:„Das ist jetzt schon der zwölfte Wirtschaftsminister, der uns über den aktuellen Stand informiert. Uns ging es aber von Anfang an um etwas ganz anderes. Wir wollen eine Gesetzesänderung, die eine gleichberechtigte Stimme der Gemeinden ermöglicht. In diese Richtung passiert bisher aber nichts.“
Auch deshalb hat Wirtschaftsminister Hüner nun mehr Mitspracherecht für die Kommunen versprochen. So sollen deren Vertreter zukünftig bei Verhandlungen immer mit am Tisch sitzen. Aber auch finanzielle Anreize und mehr Arbeitsplätze sollen die Rathäuser motivieren. Als Paradebeispiel gilt dafür das Dorf Dukovany, wo der derzeit dienstälteste Atommeiler Tschechiens steht. Miroslav Křišťál ist Bürgermeister der mährischen Gemeinde vor:
„Trotz all der Probleme in der Vergangenheit ist die Anlage jetzt ein großer Bonus. Dabei denke ich vor allem an die Arbeitsplätze. In der Region kann sich keiner mehr ein Leben ohne Atomkraftwerk vorstellen.“Für viele ist das aber kein gültiges Argument. Kommunen und Umweltverbände haben gegen die Erschließung von sieben Standorten geklagt. Bisher waren vier Klagen erfolgreich, eine ist vor dem zuständigen Gericht abgeblitzt. Bei zwei Anträgen geht es vor Gericht nun in die nächste Runde.