Nachfolger gesucht: Auf dem Land fehlen Zahnärzte

Illustrationsfoto: Lenka Žižková

In Tschechien fehlen Zahnärzte. Besonders auf dem Lande werden sie händeringend gesucht. Ältere Kollegen finden keine jungen Nachfolger, die ihre Praxen übernehmen möchten. Der Staat will nun durch ein Förderprogramm gegen diesen Trend ankämpfen.

Illustrationsfoto: Lenka Žižková
„Im Umkreis von 15 Kilometern haben gerade vier Zahnärzte ihre Praxen geschlossen. 8000 bis 10.000 Menschen sind derzeit ohne Zahnpflege in ihrer Nähe“, beschreibt der Zahnarzt Zdeněk Vašek aus der 5000-Einwohnerstadt Třešť / Triesch die Lage auf der Böhmisch-Mährischen Höhe.

Das Gesundheitsministerium startet demnächst ein Förderprogramm im Gesamtwert von 100 Millionen Kronen (knapp 4 Millionen Euro). Ein Zahnarzt, der sich in einer ländlichen Gegend niederlässt, kann dabei bis zu 1,2 Millionen Kronen (47.000 Euro) für die Ausstattung seiner Praxis bekommen. Gesundheitsminister Adam Vojtěch:

Adam Vojtěch  (Foto: Jana Přinosilová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir haben Zahnärzte und besonders junge Zahnärzte befragt, ob sie diese Form der Förderung für attraktiv halten. 56 Prozent haben mit ‚ja‘ geantwortet. Das deutet an, dass unser Vorgehen eine Wirkung zeigen könnte.“

Bevorzugt werden sollen jene, die eine bereits bestehende Zahnarztpraxis von einem ihrer Kollegen übernehmen. So will man dort die Versorgung sichern, wo ältere Zahnärzte in Ruhestand gehen. Der Vorsitzende der Zahnärztekammer, Roman Šmucler, begrüßt diese Maßnahme:

„In Tschechien wollen etwa 1500 Zahnärzte ihre Praxis verkaufen. Bei ihnen sind Patienten registriert. Wenn dank der finanziellen Unterstützung ein Nachfolger gefunden wird, ist die Versorgung für diese Patienten gesichert.“

Roman Šmucler  (Foto: Martin Čuřík,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Šmucler hegt aber auch Zweifel an der Tragweite des Programms:

„Es handelt sich um ein soziales Experiment. Niemand weiß, ob die tschechischen Ärzte bereit sind, für 1,2 Millionen Kronen irgendwohin zu ziehen, wo sie es nicht geplant hatten.“

Die Förderung ist allerdings an bestimmte Bedingungen geknüpft. So muss die jeweilige Praxis über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren existieren und fünf Tage pro Woche offen sein. Aber das ist noch nicht alles, wie der Gesundheitsminister sagt:

„Die Zahnärzte müssen binnen zwei Jahren 1500 versicherte Patienten nachweisen. Sie müssen Verträge mit mindestens vier Krankenversicherungen schließen. Wir bevorzugen Ärzte, die auch Kinder sowie Kassenpatienten behandeln.“

Foto: Rubén González,  Pixabay / CC0
Ziel des Projekts ist es, dass nicht mehr als 2000 Patienten auf einen Arzt kommen. Derzeit gibt es in Tschechien zwar im Durchschnitt einen Zahnarzt für 1300 Patienten, doch die Praxen konzentrieren sich auf die großen Städte. Besonders in den kleinen Gemeinden in den Randgebieten Mittelböhmens und in einigen Bezirken Nordböhmens bestehe ein Mangel an Zahnärzten, betont Zahnärztekammerchef Šmucler:

„In Nordböhmen ist die Versorgung von Versicherten besonders schlecht. Einerseits nimmt dort die Einwohnerzahl zu. Andererseits herrscht dort große Konkurrenz, weil die Zahnärzte auch Patienten aus Deutschland behandeln. Wir möchten, dass das Programm nicht nur garantiert, dass ein Arzt sich in Nordböhmen niederlässt, sondern auch dass er tschechische Patienten behandelt.“