Mangelernährung: Ein Risiko für Senioren
Die Mangelernährung betrifft mehr als 50 Prozent der tschechischen Senioren. Besonders wegen eigener Essgewohnheiten.
Obwohl ganze 20 Prozent der tschechischen Bevölkerung über 65 Jahre alt sind, wird über den Lebensstil der Senioren und vor allem über ihre Essgewohnheiten immer noch wenig gesprochen. Iva Holmerová leitet die Gerontologische und geriatrische Ärztegesellschaft und ist Dozentin an der Prager Karlsuniversität. Nach der Präsentation der Umfrageergebnisse gab es die Möglichkeit eines Gesprächs mit Iva Holmerová :
Frau Holmerová, es wird geschätzt, dass 50 Prozent der Senioren unterernährt sind. Wo liegen die Ursachen?„Das ist ganz unterschiedlich. Wir wissen, dass Senioren, die allein leben, nicht genügend essen und dass sie zudem nicht gut essen. Dies ist sehr wichtig. Die richtige Ernährung ist im Seniorenalter nicht zu ignorieren.“
Welche Alterskategorie betrifft die Mangelernährung?
„Als Senioren werden Menschen über 65 Jahre bezeichnet. Aber die Malnutrition – die Mangelernährung – betrifft eher ältere Menschen, vor allem ab 80 Jahren.“
Auf den ersten Blick hat man eher den Eindruck, dass die Senioren in Tschechien eher fettleibig sind. Ist das ein Irrtum?
„Fettleibig sind vielleicht die Senioren unter 70 Jahre. Aber bei den älteren Leuten werden oft Mangelernährung, die Sarkopenie, also der Muskelschwund, und auch das sogenannte Frailty-Syndrom, das heißt die Gebrechlichkeit, festgestellt. Dies sind alles große Risikofaktoren.“
Aus der Umfrage ergibt sich, dass rund 45 Prozent der Senioren davon überzeugt sind, dass gesünderes Essen zu teuer sei. Hören Sie das auch von Senioren, mit denen Sie in Kontakt sind und die Sie behandeln?„Ja schon. Sie meinen, dass Essen sei teuer und vielleicht auch zu banal. Es passiert aber auch oft, dass die älteren Leute einfach vergessen zu essen. Sie vergessen dabei auch, dass die Ernährung sehr bedeutend ist für ihre Gesundheit.“
In der Umfrage zeigte sich, dass ein Teil der Senioren seine Essgewohnheiten in den letzten Jahren geändert hat. Wie ist Ihre Erfahrung?
„Man stellt sich manchmal die Frage, was man eigentlich ändern sollte. Ich bin davon überzeugt, dass Senioren mehr Informationen oder sagen wir mehr Aufklärung brauchen.“Beim Vergleich der Essgewohnheiten in den Altersheimen mit der Ernährung der Senioren, die zu Hause leben, wurde während der Umfrage festgestellt, dass es manchmal in den Heimen gar nicht so schlecht ist. Wie ist Ihre Meinung dazu?
„Wir verfügen bisher nicht über ausreichend viele Daten. Es ist zudem sehr individuell. In manchen Senioren- oder Pflegeheimen ist die Situation, was die Ernährung betrifft, ganz gut. In anderen Heimen oder auch in Krankenhäusern ist sie wiederum schlechter. Wir brauchen aber mehr Daten, um es auszuwerten.“