Sozialministerin legt neues Strategiepapier für Leben im Alter vor

Foto: Bernd Müller, Pixabay / CC0

Die tschechische Bevölkerung wird durchschnittlich immer älter. In 15 Jahren wird jeder vierte Bürger älter als 65 Jahre sein, im Jahr 2050 fast schon jeder dritte. Das sagt das Ministerium für Arbeit und Soziales in einem Strategiepapier voraus, nach dem sich der Staat auf eine bessere Versorgung der Menschen im Alter vorbereiten will.

Foto: Bernd Müller,  Pixabay / CC0
Das Renteneinstiegsalter ist in vielen Ländern unterschiedlich. Daher ist es schon interessant zu wissen, ab welchem Alter in Prognosen und Strategiepapieren von einem Senioren gesprochen wird. Hierzu erklärte der Leiter des Lehrstuhls für Demografie und Geodemografie an der Prager Karlsuniversität, Tomáš Kučera, im Tschechischen Fernsehen:

„Diese Altersgrenze ist nicht einheitlich. Das Ministerium für Arbeit und Soziales betrachtet in seiner gerade jetzt diskutierten Strategie ein Alter von 60 und mehr Jahren. In der Demografie aber legt man allgemein gerade in Europa ein Alter ab 65 Jahre zugrunde.“

In ihren Betrachtungen müssen die Demografen heutzutage zudem auch die Verschiebungen in den einzelnen Lebensphasen zu Rate ziehen. Dazu sagte Kučera:

Tomáš Kučera  (Foto: Archiv der Prager Karlsuniversität)
„Es haben sich mehr oder weniger alle Lebensphasen verschoben. Vergleichen wir beispielsweise den Zeitraum vor 30 bis 35 Jahren mit der Gegenwart. Damals lag der Anteil der Studierenden im Land bei zirka zwölf Prozent, heute sind es rund 50 Prozent. Das heißt, die Menschen sind heutzutage viel länger in der Ausbildung. Das durchschnittliche Alter bei der Geburt des ersten Kindes war seinerzeit 24,5 Jahre, heute sind es 30 Jahre. Alles verschiebt sich folglich nach oben, und so hat sich auch das Rentenalter binnen eines Vierteljahrhunderts verändert.“

Mit der höheren Lebenserwartung, die die Menschen heute haben, ergibt sich auch die Frage: Wie gesund sind die Bürger im Seniorenalter? Dies ist letztlich entscheidend dafür, wie die Menschen ihren Lebensabend verbringen können – mit viel Freude und Elan in ihrer nun längeren Freizeit oder aber mit häufigen Besuchen beim Arzt oder Therapeuten. Dafür sei es nicht förderlich, wenn die Menschen gegenwärtig sehr lange nur sitzende Tätigkeiten ausüben, oder aber Kinder und Jugendliche viel häufiger vor dem Computer sitzen als sich in ihrer Freizeit zu bewegen und Sport zu treiben, meint Kučera. Eine bestimmte Selbstverantwortung, wie gesund man im Alter sein wird, habe jeder Einzelne. Doch auch die staatliche Seite müsse mehr tun, um die Gesundheit ihrer Bürger zu fördern, findet Kučera:

Jana Maláčová  (Foto: OISV,  Wikimedia Commmons,  CC BY-SA 4.0)
„Es geht darum, entsprechende Bedingungen zu schaffen. Der Staat, die regionalen Verwaltungen wie auch die Arbeitgeber müssen dies tun und die Menschen dabei so stimulieren, dass sie sich körperlich und geistig ertüchtigen. Das ist für mich die Grundlage.“

Andernfalls kommen gerade auf den Staat und das Gesundheitswesen immer höhere Kosten zu, wenn die zu erbringenden Leistungen bei der Pflege von Bürgern immer länger und nachhaltiger werden. Aber auch im Wohnungsbau und beim Transport müsse man von vornherein mehr an die Bedürfnisse der älteren Generation denken, zum Beispiel Fahrstühle und Niederflurbusse sollten zum Standard werden.

Um diese und ähnliche Dinge rechtzeitig zu veranlassen, hatte die Regierung bereits einen sogenannten Nationalen Aktionsplan zur Unterstützung eines positiven Alterns für den Zeitraum von 2013 bis 2017 erlassen. Und nun legt Sozialministerin Jana Maláčová (Sozialdemokraten) ihr Strategiepapier für die Jahre von 2019 bis 2025 vor. Für ihn sei dies aber zu kurz gedacht, kritisiert Tomáš Kučera:

„Ich finde, dass eine Strategie langfristig angelegt sein muss. Als ich das Wort Strategie im Zusammenhang mit dem Jahr 2025 gehört habe, bin ich innerlich etwas traurig gewesen. Denn die demografische Entwicklung hat ein enormes Beharrungsvermögen, und deshalb betrachten wir in unseren Prognosen das Leben der Rentner zumindest bis zum Jahr 2050 beziehungsweise 2055.“