Corona-Testreihe in Alters- und Pflegeheimen startet
Alle Bewohner und Mitarbeiter von Senioren- und Pflegeheimen sowie weiteren Sozialeinrichtungen in Tschechien werden auf das Coronavirus getestet. Das hat die Regierung Anfang November beschlossen.
"Es handelt sich um 70.000 bis 80.000 Bewohner und 80.000 bis 90.000 Mitarbeiter der Sozialeinrichtungen. Insgesamt also bis zu 160.000 bis 170.000 Menschen“, so Jiří Horecký. Er leitet den Verband der Anbieter von Sozialdienstleistungen.
Bis Mittwoch dieser Woche soll die erste Testreihe abgeschlossen sein. Die Regierung hat dafür zwei Millionen Antigen-Tests bestellt. Spätestes an diesem Montag sollte die Testaktion starten. Doch die Verteilung an die Heime verzögert sich, wie Horecký am Montag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks bestätigte:
„Die Tests sind noch nicht in den Heimen eingetroffen. Am Sonntag wurde ein Vertrag mit den Firmen Avenier und Abod unterzeichnet, die die Tests an Tschechien geliefert haben. Wir nehmen an, dass die Verteilung zum Teil am Montagnachmittag und ab Dienstag in vollem Umfang beginnt.“
Die Abstriche sollen alle fünf Tage wiederholt werden. Man erhofft sich davon, dass Krankheitsherde isoliert und damit Infektionsketten durchbrochen werden können.
„Täglich gibt es Neuinfektionen bei etwa einhundert Bewohnern und einhundert Mitarbeitern. Derzeit haben wir bereits 4500 infizierte Bewohner und 3000 infizierte Pflegekräfte.“
Doch in den Alters- und Pflegeheimen mangelt es an Personal mit medizinischer Ausbildung. Dies könne bei der Umsetzung der Testpflicht mancherorts zu Engpässen führen, glaubt Horecký:
„In den Sozialeinrichtungen arbeiten insgesamt etwa 5500 Mediziner. In manchen stationären Einrichtungen sind es aber nur Einzelpersonen. Und zudem gilt die Pflicht auch für Sozialdienstleistungen wie ambulante Pflegedienste, Schutzwohnungen und persönliche Assistenz, für die fast keine Mediziner arbeiten. Dort müssen praktische Ärzte die Tests durchführen, mit denen man einen Vertrag abgeschlossen hat.“
Erwartet wird, dass aufgrund der Testergebnisse auch viele Pflegekräfte in den Heimen in die häusliche Quarantäne müssen. Auf diesen Personalmangel sei man aber vorbereitet, sagt der Verbandschef:
„Es gibt drei Gruppen, die in solchen Situationen eingesetzt werden. Das Vorgehen ist nichts Neues, allerdings war es bisher nie so flächendeckend. Die erste Gruppe bilden Jobber mit kurzfristigen Arbeitsverträgen. Die zweite Gruppe sind Freiwillige. Und drittens Studierende, denen vom jeweiligen Kreis eine Arbeitspflicht auferlegt werden kann. Dort, wo all diese Reserven versagen, ließe sich die Armee oder die Feuerwehr einsetzen. Sie helfen etwa zehn Tage lang aus, bis die Pflegekräfte nach der Infektion an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.“
Horecký hofft, dass die Tests eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindern. Es hätte allerdings mehr geholfen, wenn man damit bereits im September begonnen hätte, findet Horecký:
„In manchen Einrichtungen wurde auch tatsächlich getestet, entweder aufgrund ihrer freiwilligen Entscheidung oder weil es dort bereits Corona-Fälle gab. In diesen Heimen wurden jeweils etwa 40 bis 50 Personen ohne Krankheitssymptome positiv auf das Virus getestet. Zu einem ähnlichen Ergebnis werden wir nun wohl auch bei den flächendeckenden Tests kommen.“