Heimbewohner nutzten Pandemie unter anderem zur Fortbildung in moderner Kommunikation

Altenheim in Česká Kamenice

Über anderthalb Jahre lang dauert die Corona-Pandemie mittlerweile auch in Tschechien. Seit vergangenem Herbst, als die Krise hierzulande begann, tragische Ausmaße anzunehmen, hat sich aber einiges geändert. Besonders zu spüren ist das in den Alten- und Pflegeheimen. Ihre Bewohner galten als besonders gefährdet. Dort hat sich die Lage aber zusehends entspannt, nicht zuletzt weil Heimbesucher und Pflegepersonal mittlerweile mehrheitlich gegen das Virus geimpft sind.

Šárka Kopáčková | Foto: ČT24

Bevor man das Altenheim im nordböhmischen České Kamenice / Böhmisch Kamnitz unweit von Děčín / Tetschen betreten darf, muss man nachweisen, dass man gegen das Coronavirus geimpft oder von Covid-19 genesen ist. Heimleiterin Šárka Kopáčková verweist darauf, dass man niemanden von einem Besuch seiner Verwandten oder Freunde abhalten wolle. Aber man lasse weiterhin Vorsicht walten bei den Gästen. Im selben Atemzug antwortet sie auf die Frage, was die stetige Auseinandersetzung mit der Pandemie für ihre Einrichtung und deren Bewohner mit sich gebracht habe:

„Im positiven Sinne ist es die größere Gelassenheit, die wir jetzt an den Tag legen. Vor Corona hatten wir beispielsweise einen Klienten, der von den Kugelbakterien des sogenannten MRSA-Erregers infiziert war. Da herrschte die blanke Hysterie.“

Altenheim in Česká Kamenice | Foto: ČT24

Im Frühjahr 2020 aber kam mit der Corona-Pandemie eine völlig neue Herausforderung auf die Altenheime zu. Über die Ausbreitung des Virus wurde täglich nahezu minutiös berichtet, was auch unter den Mitarbeitern des Altersheimes in České Kamenice für Unruhe sorgte. Man löste das Problem dadurch, indem man sich freiwillig in die Isolation begab. Das hatte unter anderem zur Folge, dass das Personal der Einrichtung mehrere Wochen lang auch im Heim nächtigte, weil niemand wusste, was von dem neuartigen Virus zu befürchten sei:

„In dem Moment haben wir das damals für die einzige Lösung gehalten. Frei nach dem Motto: Wenn man sich vor der Außenwelt verschließt, kann man sich nicht anstecken“, gibt Šárka Kopáčková zu und ergänzt:

Altenheim in Česká Kamenice | Foto:  ČT24

„Heute würden wir das nicht mehr machen. Jetzt wissen wir, wie man vorzugehen hat, welche Maßnahmen einzuhalten sind und wie man sich und seine Klienten schützt.“

Hinzu kommt, dass die Mehrzahl des Personals mittlerweile gegen Corona geimpft ist, ebenso wie ein Großteil der Heimbewohner. Ein besonderer Fall dabei ist der Pensionär Milan Klement. Auf die Frage, ob er geimpft sei, antwortete er der Reporterin des Tschechischen Rundfunks:

„Ich bin zweimal geimpft, und noch dazu in England. Das ist es mir aber wert gewesen“, bemerkt der rüstige Rentner.

Altenheim in Česká Kamenice | Foto: ČT24

Mit seiner Tochter, die in England lebt, sei er jetzt zudem über ein digitales Endgerät, ein Tablet, im ständigen Kontakt, schmunzelt Klement zufrieden. Ähnliches treffe aber auch auf weitere Heimbewohner zu, verrät Kopáčková. Während der Corona-Pandemie hätten sie unter anderem gelernt, moderne Kommunikationsmittel zu nutzen, also Computer und Tablets. So also hatte die belastende Zeit des Lockdowns im Altenheim auch einen positiven Effekt – nämlich einen tollen Bildungserfolg.

Autor: Lothar Martin
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