Tschechische Altenheime und das mangelnde Personal für Corona-Tests
Die derzeitige zweite Corona-Welle hat vor allem zu Anfang ganz besonders die Alten- und Pflegeheime in Tschechien betroffen. Bis Mitte November steckten sich dort über 12.000 Menschen mit dem Virus an. Mittlerweile ermöglichen Antigen-Tests bei den Beschäftigten und Besuchern, eine mögliche Ausbreitung besser zu verhindern. Doch in den Einrichtungen fehlt das Personal, um diese Tests durchzuführen. Was bedeutet das für Weihnachten?
Das Seniorenzentrum im mährischen Holešov / Holleschau bietet Platz für fast 120 Bewohner. Jana Šťastná leitet das Haus und sagte am vergangenen Freitag:
„Derzeit testen wir die Besucher noch nicht aus eigenen Kräften. Wir verweisen diese daher auf die Testzentren. Erst ab kommender Woche werden wir in einem bestimmten Umfang den Service anbieten, denn für die älteren Besucher ist es beschwerlich, dies selbst zu organisieren.“
Seit Anfang November werden bereits die Beschäftigten in tschechischen Alten- und Pflegeheimen sowie bei den Sozialdienstleistern regelmäßig auf Corona getestet. Das betrifft rund 1500 Einrichtungen im ganzen Land. Vor zehn Tagen sind auch noch die möglichen Besucher hinzugekommen. Sie werden nur mit einem negativen Antigen-Test, der nicht älter als 48 Stunden ist, in die Heime gelassen. Aber die Einrichtungen sind damit überfordert, wie eine Umfrage ergeben hat. Die Erhebung hat der Verband der Sozialdienstleister durchgeführt. Demnach hat mehr als die Hälfte der tschechischen Alten- und Pflegeheime keine Kapazitäten, um Corona-Schnelltests bei Besuchern zu gewährleisten:
„Wir haben auch nach den Gründen gefragt. Über 90 Prozent antworteten, dass ihnen das Personal dafür fehle. Denn die medizinisch ausgebildeten Beschäftigten werden für die Betreuung der Bewohner gebraucht, und der große Rest, also die Pfleger, darf die Tests nicht durchführen“, so Verbandspräsident Jiří Horecký am Samstag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Er verweist zudem darauf, dass derzeit über 1700 Beschäftigte selbst mit dem Corona-Virus infiziert und deswegen in Quarantäne sind.
Für die Besucher besteht derzeit als Alternative nur die Möglichkeit, sich an ein Krankenhaus oder ein Testzentrum zu wenden. Dort kostet die schnelle Überprüfung dann 350 Kronen (13 Euro), während sie in den Heimen kostenlos ist. Und in kleineren Städten werden manchmal auch noch gar keine Antigen-Tests angeboten. Deswegen gebe es derzeit keinen großen Besucherandrang in den Alten- und Pflegeheimen, sagt Horecký. Dabei mussten die dortigen Bewohner während des Lockdown ganze sieben Wochen lang ein Besuchsverbot ertragen. Zu Weihnachten dürfte sich die Lage aber laut dem Verbandschef ändern. Denn ab Freitag dieser Woche startet eine landesweite kostenlose Antigen-Testreihe. Jiří Horecký:
„Wir erwarten vor und zu Weihnachten einen Ansturm. Auch schon ohne Pandemie steigen die Besucherzahlen in dieser Zeit immer an. Diesmal dürfte sich dies noch verstärken, wenn zum 18. Dezember die Testreihe beginnt.“
Eine weitere Idee hat Arbeits- und Sozialministerin Jana Maláčová (Sozialdemokraten) ins Spiel gebracht. Und zwar sollen zu Weihnachten die Heimbewohner erstmals wieder hinaus können, das heißt beispielsweise auch zusammen mit ihren Verwandten feiern dürfen. Jiří Horecký glaubt jedoch nicht, dass das Interesse an dieser Möglichkeit groß sein werde:
„Wenn derjenige dann zurückkommt in die jeweilige Einrichtung, wird er behandelt, als ob er aus einem Risikogebiet zurückkehre. Das heißt, er kommt für fünf Tage in Quarantäne und muss dann einen Schnelltest absolvieren. Aufgrund dieser Maßnahme dürfte sich das Interesse landesweit auf mehrere Hundert oder einige wenige Tausend Senioren beschränken.“
Insgesamt stellt sich aber die Frage: Was kommt nach den Feiertagen? Bis zu der möglichen Impfkampagne sollte wohl eine Möglichkeit gefunden werden, um die versprochenen Tests für die Besucher von Alten- und Pflegeheimen zu gewährleisten.