Weil es nachts zu laut ist: Prager Stadtväter wollen Privattourismus besser regeln
In Tschechien boomt derzeit der Tourismus. Für Prag als Reiseziel Nummer eins ist das aber mittlerweile auch eine Belastung. Allerdings sind die Probleme eher hausgemacht.
„Rund 90 Prozent der Anwohner wollen, dass es in ihrer Stadt gesellig zugeht. Sie sind froh, dass man bis weit in den Abend in Cafés und Restaurants sitzen kann, dass die Stadt lebt. Sie regen sich auch nicht auf. Wir sehen das Problem woanders, nämlich in der ansteigenden Zahl von Touristen, die nicht wegen der Sehenswürdigkeiten der Stadt anreisen. Die daraus hervorgehenden Extreme gilt es zu regeln.“
Diese Entwicklung hat letztlich einen ganz trivialen Grund, ergänzt Papež:„Heutzutage kommen Touristen nicht mehr fast ausschließlich über die Vermittlung von Reisebüros nach Prag. So gehen nur noch 60 Prozent der Gäste vor. 40 Prozent der Besucher reisen individuell an. Dazu nutzen sie Internetportale, Billigflieger und preiswerte Buslinien.“
Über das Internet, ganz speziell aber über das Portal Air BnB, lassen sich mittlerweile auch sehr preiswert Privatunterkünfte finden. Gerade für junge Leute, die noch nicht gut bei Kasse sind, ist das ein Super-Angebot. Daniel Hodek ist Prager Stadtrat und Vizebürgermeister des ersten Stadtbezirks. Hodek kennt auch die Kehrseite der Medaille:
„Diese Touristen sollten Prag aber auch mit all seinen Reizen erleben und nicht nur darauf bedacht sein, mit einer Gruppe von Freunden hierherzukommen und sich womöglich jeden Abend zu betrinken. Wenn dies der einzige Grund ihres Trips nach Prag ist, dann ist das für mich ein grundlegendes Problem.“
Das Problem aber hätten sich die Stadtväter selbst geschaffen, kritisiert Papež. Sie würden den Privattourismus in Prag so gut wie überhaupt nicht kontrollieren, obwohl ihnen dies gesetzlich erlaubt sei:„Jeder, der eine Unterkunft gegen Geld anbietet, ist verpflichtet, die bei ihm untergebrachten Personen zu melden und für den Service die entsprechende Steuer abzuführen. Doch diese Verpflichtung wird nicht genug eingefordert.“
In einem Streitgespräch zwischen Hodek und Papež im Tschechischen Rundfunk gelobte der Kommunalpolitiker Besserung. Das Problem sei erkannt, man werde jetzt handeln, so Hodek. Das Gleiche gelte für den Einsatz der Stadtpolizei. Deren Stärke müsse grundlegend erhöht werden, und sie müsse sich im Stadtbild genauso viel Respekt verschaffen wie ihre Kollegen in anderen europäischen Metropolen, forderte Hodek.
Für Papež aber steht eine Priorität ganz oben, wenn es darum geht, wieder für mehr Übersicht und Ordnung im Prager Tourismus zu sorgen – es ist die Sicherheit:„Wir haben das Glück, dass Prag als eine der sichersten Städte in der Welt wahrgenommen wird. Doch es genügt ein Schlamassel, und dann kann sich das auch ändern.“