Tschechien und Vietnam streben intensivere Beziehungen an
Der tschechische Präsident Miloš Zeman favorisiert den Osten. Seine Vorliebe für wirtschaftliche wie auch politische Partnerschaften mit Russland und China sind bekannt. Seit Montag weilt er nun zusammen mit einer 60-köpfigen Wirtschaftsdelegation in Vietnam. Zu dem südostasiatischen Land pflegt Tschechien seit Kurzem wieder gute Kontakte, zumal die Vietnamesen hierzulande die drittstärkste Minderheit sind.
„Vietnam wird für den Handel immer interessanter. Deshalb wird das Land auch immer häufiger von den großen Wirtschaftsnationen wie Deutschland, den USA und anderen aufgesucht, die dort auf den Markt drängen. Diese Länder wollen hier verstärkt gemeinsame Unternehmen mit den Vietnamesen errichten. Mehr Promotion in Vietnam zu betreiben, ist daher eine nutzbringende Angelegenheit.“
Und darum haben die Wirtschaftskammer wie auch der Industrieverband die aktuelle Werbetour der tschechischen Unternehmen in Vietnam initiiert. Die Reise fällt nicht ohne Grund mit dem Staatsbesuch von Präsident Zeman in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) zusammen. Gleich zum Auftakt fand am Dienstag ein tschechisch-vietnamesisches Handelsforum in der Hauptstadt des Landes statt. Auf dem Forum warb Zeman für die tschechische Wirtschaftskompetenz:„Falls das Interesse da sein sollte, sind wir auf eine enge Zusammenarbeit vorbereitet. Als eine Weltmacht in der Waffenherstellung würden wir Vietnam jegliche notwendige Ausrüstung liefern. Und unsererseits versichern wir, dass es für derartige Lieferungen kein Embargo gibt.“
Neben diesem Angebot wurden am Dienstag aber auch schon Nägel mit Köpfen gemacht. Insgesamt wurden sieben bilaterale Verträge oder Memoranden unterzeichnet. Unter anderem geht es um ein IT-System für die vietnamesische Staatsverwaltung oder den Verkauf von Medikamenten. Bei Letzterem hat vor allem die Firma Clinex zugeschlagen:„Wir haben mit unserem vietnamesischen Partner einen Vertrag über die Lieferung von weiteren Produkten aus der Pharmaindustrie unterzeichnet“, bestätigte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens Clinex, Jiří Stařeček, das neue Geschäft.
Mit Hilfe der neuen Verträge soll nach Möglichkeit auch die ständige Zunahme des Handelsdefizits mit Vietnam gestoppt werden. So lagen 2015 die Ausfuhren bei 2,4 Milliarden Kronen (92 Millionen Euro), die Einfuhren aber bei 15,6 Milliarden Kronen (600 Millionen Euro). Die negative Bilanz komme nicht von ungefähr, erläutert Bořivoj Minář von der Handelskammer:„Die Globalisierung hat die Verhältnisse im weltweiten Handel neu gemischt. Gegenwärtig können wir zum Beispiel feststellen, dass aus Vietnam neben den traditionellen Produkten wie Obst, Bekleidung und Schuhe auch Autoteile und Mobiltelefone nach Europa importiert werden.“