Von Mäusen, Strom und Quanten: Regierung ehrt Wissenschaftler
Was haben Unfruchtbarkeits-Gene, Steckdosen ohne Kabel und Computer mit Quantentechnik gemeinsam? Es sind die Bereiche der Wissenschaft, in denen sich tschechische Köpfe international besonders profilieren konnten. Ausgezeichnet werden sie von der tschechischen Regierung mit dem gleichnamigen Preis – Česká hlava. Seit Dienstag stehen die diesjährigen Preisträger fest.
„In Europa existieren zwei sehr ähnliche Unterarten der Maus. Wenn diese sich miteinander kreuzen, dann kommen aber unfruchtbare Nachkommen heraus. Gerade diese Unfruchtbarkeit ist der Schlüssel zum Erhalt der jeweiligen Tierart. Gäbe es diesen Mechanismus nicht, könnte man auch Pferde mit Schafen oder was auch immer miteinander kreuzen. Die Fortentwicklung der einzelnen Arten wäre damit ausgeschlossen.“
Forejt forscht mit seinem Team bereits seit den 1970er Jahren an diesem Phänomen. Schließlich ist es den Wissenschaftlern gelungen, das verantwortliche Gen zu entschlüsselt. Damit lösten Jiří Forejt und seine Kollegen eine der brennendsten Fragen, die Darwins Evolutionstheorie offen gelassen hatte.International ist die Arbeit des tschechischen Genetikers bereits auf großes Echo gestoßen. Nun ehrt ihn die Regierung in Prag mit dem renommierten Wissenschaftspreis Česká hlava – der tschechische Kopf. Am Dienstag wurden die Preisträger des 15. Jahrgangs der Auszeichnung bekanntgegeben.
Dass die Entdeckungen Jiří Forejts auch einen praktischen Nutzen haben, zeigt das große Interesse aus dem Ausland an seinen Mäusen:„Vor einem halben Jahr haben wir die Lizenz auf unsere Mäuse an ein bedeutendes Biotechnologie-Unternehmen in Kalifornien verkauft. Sie sollen dort bei der Entwicklung von Medikamenten helfen. Als wir unsere Forschungen durchgeführt haben, konnten wir nicht ahnen, wie nützlich unsere Entdeckungen sein werden. Das ist aber typisch für die Grundlagenforschung.“
Einen praktischen Nutzen haben auch die Erfindungen der Wissenschaftler, die neben Forejt in diesem Jahr als kluge Köpfe ausgezeichnet werden. Die beste Erfindung legten junge Forscher der Technischen Hochschule in Brno / Brünn vor. Sie haben ein holografisches Mikroskop entwickelt, mit dem zum Beispiel Zellen in nie dagewesener Präzision beobachtet werden können.Hoffnung auch für Normalsterbliche macht dagegen die Entwicklung von Jan Kraček von der Technischen Hochschule in Prag. In der Kategorie Technik setzte sich seine Forschung im Bereich der drahtlosen Stromversorgung durch. Vielleicht ermöglicht sie uns bald ein Leben ganz ohne Batterien.
Dass der Preis Česká hlava nicht nur Ehrung sondern auch Motivation für weitere Entdeckungen sein kann, bestätigt Helena Reichlová. Die Physikerin an der Tschechischen Akademie der Wissenschaften wird für ihre Arbeit im Bereich der Quantencomputer-Technologie ausgezeichnet:„Für mich ist es eine große Ehre, Teil einer so erlesenen Gruppe gebildeter Menschen zu sein. Das motiviert einen stark, sich weiterhin in der Wissenschaft zu engagieren. Ich würde das sowieso machen, da mir die Wissenschaft einfach Spaß macht.“
Die Preise werden am 29. November in Prag feierlich verliehen.