Leere Hotels und hohe Immobilienpreise – Russische Touristen bleiben in Karlsbad weiter aus
Karlovy Vary / Karlsbad ist der bekannteste und traditionsreichste Kurort in Tschechien. Deswegen gehört die Stadt am Fuße des Erzgebirges auch zu den größten Touristenmagneten des Landes. Seit nunmehr zwei Jahren bleibt die stärkste Besuchernation in Karlsbad jedoch aus – die Russen. Vielen Karlsbadern bereitet das aber Kopfschmerzen.
Noch bis vor drei Jahren war die kyrillische Schrift an Restaurant und Hotels allgegenwärtig. Auch konnte es leicht passieren, dass der Kellner den Besucher in einem der Karlsbader Cafés mit dem russischen „Priwjet“ und nicht dem tschechischen „Dobrý den“ begrüßt.
In Russland herrsche mittlerweile die Meinung vor, man sei in Europa nicht mehr willkommen, sagt Sergej Diatschenko, der russischstämmiger Unternehmer in Karlsbad ist. Grund für das Ausbleiben der im Schnitt 80.000 russischen Touristen und Kurgäste pro Jahr sind vor allem die bestehenden Sanktionen der EU gegen Russland seit dem Beginn der Ukrainekrise. Dazu macht der schwache Rubel einen Kurbesuch in Tschechien fast unerschwinglich.
Nach einem Einbruch der Besucherzahlen in den Jahren 2013 und 2014 kamen im vergangenen Jahr wieder mehr Touristen nach Karlsbad. Mit über 800.000 Gästen hatte man sogar wieder das Niveau vor der Ukrainekrise erreicht, wie die Zahlen des tschechischen Statistikamtes zeigen. Vor allem Tschechen zieht es wieder zu den insgesamt 28 Heilquellen der Stadt. Aber auch Deutschen macht es wieder mehr Spaß, unter den Kurkolonnaden zu flanieren. Karlsbad selbst liegt ja nur einen Katzensprung von der deutschen Grenze entfernt. Man sei nur kurz einen Tag hier, sagt zum Beispiel eine Besucherin aus Dresden. Gerade das ist aber ein Problem. Denn die Tourismusbranche kann sich nicht wirklich über den erneuten Besucherzuwachs freuen. Denn die Hotels sind meist nach wie vor leer, sagt die Angestellte eines großen Karlsbader Hotels, Alžběta Vodřichová: Es seien ja nur Touristen und keine Kurgäste, beschwert sich die Managerin. Die Tschechen und Deutschen bleiben nämlich nicht lange, übernachten meist nicht in der Stadt und nehmen auch keine Gesundheitsprogramme in Anspruch. Außerdem konsumierten sie nicht so viel, wie Petr Lavička meint, der ein großes Restaurant in seinem Hotel betreibt. Die Verluste seien im zweistelligen Prozentbereich, sagt der Gastronom.Eine weitere Baustelle in Karlsbad ist auch der Immobilienmarkt. Viele vor allem reiche Russen fanden sich in der Vergangenheit nicht mit Hotelzimmern ab, sondern kauften sich gleich ganze Anwesen. Da dadurch die Immobilienpreise in den Himmel schossen, bekommen die Makler ihre Objekte auch nicht mehr los. Ivan Žikeš ist Experte für den Markt in Karlsbad. Den Russen wäre der Preis im Grunde egal gewesen, resümiert der Fachmann. Damit hätten sie den Markt jedoch vollkommen zerstört.
Weltpolitisch ist jedenfalls keine Besserung der Lage in Sicht. Den Karlsbadern bleibt immerhin ein Trostpflaster: Das Heilwasser aus dem Erzgebirge versiegt mit Sicherheit nicht so schnell.