Fremdsprachige Werbung: Politik fordert tschechische Übersetzung

Foto: Archiv Top 09

Werbeplakate in einer Fremdsprache – das soll es in Tschechien künftig nur noch mit Übersetzung geben. Ermöglichen soll dies eine Gesetzesnovelle, die die Partei Top 09, die Sozialdemokraten und die Partei Ano ins Parlament einbringen wollen. Grund sei eine Diskriminierung der Bevölkerung durch die fremdsprachigen Anzeigen.

Werbung in russischer Sprache  (Foto: Archiv Top 09)
Karlovy Vary / Karlsbad ist eine malerische Kurstadt in Westböhmen. Sie ist vor allem bei Russen beliebt, angeblich sind große Teile der Stadt in russischem Besitz, und auch die örtliche Geschäftswelt ist geprägt von russischen Unternehmern. Die Werbung dieser Unternehmen scheint den Stadtvätern ein besonderes Dorn im Auge zu sein, denn bereits 2011 wandte sich der damalige Bürgermeister mit einer Bitte an die hohe Politik: Sie sollte es den Städten und Gemeinden ermöglichen, fremdsprachige Werbung ohne tschechische Übersetzung zu verbieten. Damals tat sich nichts, nun versucht die Stadt erneut, das Vorhaben umzusetzen. Und sie scheint damit auf offene Ohren zu stoßen. Helena Langšádlová ist Abgeordnete der Partei Top 09:

Petr Kulhánek  (Foto: ČT24)
„Der Karlsbader Oberbürgermeister Petr Kulhánek hat sich an mich gewandt, aber auch Vertreter von anderen Städten und Gemeinden wie zum Beispiel Prag, Hradec Králové und Přerov unterstützen die Gesetzesnovelle. Zudem ist der Verband der Städte und Gemeinden für die Änderungen. Dass einige Geschäftsleute ihre Werbung nur in einer Fremdsprache und nicht auf Tschechisch aushängen, ist ein Problem, mit dem sich die Städte bereits seit langer Zeit befassen.“

Laut dem nun ausgearbeiteten Gesetzentwurf soll fremdsprachige Werbung von einem „gut leserlichen und in der Bedeutung identischen“ tschechischen Text begleitet werden. Warum das den Städten wichtig sei, versucht Langšádlová zu erklären:

Helena Langšádlová  (Foto: Archiv Top 09)
„Ich habe mit den Vertretern der Städte gesprochen, und es ist ein drängendes Problem. Sie werden oft mit der Kritik von Besuchern und Einwohnern konfrontiert, die sich diskriminiert fühlen, weil in Teilen der Stadtzentren viele Aushänge und Werbetafeln nur in Fremdsprachen seien.“

In Karlsbad seien diese Werbetafeln hauptsächlich auf Russisch, in den Großstädten auf Vietnamesisch und im Grenzgebiet häufig auch auf Deutsch. Den Gesetzentwurf unterstützt nicht nur die Oppositionspartei Top 09, sondern auch die beiden großen Regierungspartner, die Sozialdemokraten und die Partei Ano. Helena Langšádlová ist deswegen optimistisch:

„Es ist ein Angebot an die Kommunen, eine Möglichkeit, die sie lange Zeit gefordert haben. Daher denke ich, dass diese Gesetzesnovelle im Abgeordnetenhaus die notwendige Unterstützung erhalten wird.“

Eine Reaktion der Gewerbetreibenden auf die Gesetzesnovelle gibt es bisher nicht. Begeistert dürften sie aber nicht sein, falls sie nun alle ihre Aushänge und Werbetafeln neu drucken lassen müssten.