Prag will Stadtbild ohne schrille Werbung
In den letzten Jahren sind viele Werbebanner, Billboards oder etwa Werbeflächen an Sitzbänken aus Prag verschwunden. Die Stadt bemüht sich, die Straßen von auffälliger Werbung, also dem „visuellen Smog“, zu befreien. Nun steht auch die Außendarstellung der Läden im Fokus.
Eigentlich sollen Schaufenster zur Ausstellung von Waren dienen und, hübsch arrangiert, auf ein Geschäft aufmerksam machen. Das gilt aber oft nicht. Aufkleber, grelle Farben, große Aufschriften, blinkende Lichter und beklebte Glasflächen prägen das Erscheinungsbild der Läden in Prag. Besonders häufig begegnet man diesen bei Asia-Märkten. Gerade an ihre vietnamesischen Betreiber wendet sich nun eine Initiative der Stadt. Studenten der Hochschule für Kunstgewerbe sollen dabei helfen, das Erscheinungsbild ihrer Geschäfte zu verbessern. Kristýna Drápalová ist Koordinatorin für visuellen Smog beim Prager Magistrat:
„Wir wollen gemeinsam mit den Studenten einen Weg finden, wie diese vietnamesischen Non-Stop-Läden besser aussehen könnten. Gleichzeitig soll die Werbung weiter wirken. Ladenfenster werden meist deswegen beklebt, weil im Inneren gleich dahinter Regale stehen. Man will den Raum des Ladens maximal nutzen.“
Die Werbung wird in Prag durch mehrere Vorschriften reguliert. Es gibt etwa die Regelungen für das denkmalgeschützte Zentrum oder das sogenannte „Handbuch für ein kultiviertes Prag“. Letzteres wurde nun auch ins Russische, Englische und Vietnamesische übersetzt. Laut Stadtrat Jan Chabr (Spojené síly pro Prahu) hat man die Anweisungen im vergangenen Jahr bei den Verhandlungen über die Corona-Kompensationen durchsetzen können:
„Als wir im vergangenen Jahr Mietenermäßigungen für unsere Unternehmer genehmigt haben, war eine der Bedingungen, dass ihre Betriebsstätte im Einklang mit unserem Handbuch stehen muss. Ähnlich sind wir vorgegangen, wenn ein Betreiber das Grundstück vor seiner Gaststätte für ein Straßencafé gemietet hat.“
Außerdem ließ Prag in diesem Jahr dutzende Werbestände und Sitzbänke, deren Rückenlehne als Werbefläche dienen, sowie tausende kleine Werbeflächen entfernen. Auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird Reklame schrittweise reduziert. Adam Scheinherr (Praha Sobě) ist im Stadtrat für Verkehr zuständig:
„Wenn es weniger Werbeflächen gibt, steigt ihr Preis. Wenn wir hingegen die Flächen erweitern, ist die ökonomische Effizienz geringer. Falls wir also die alten Verträge kündigen, werden die Verkehrsmittel kultivierter, aber die Einnahmen liegen immer noch sehr hoch.“
Der Werbeertrag der Prager Verkehrsbetriebe liegt derzeit bei etwa 160 Millionen Kronen (6,3 Millionen Euro) pro Jahr.
Bei der Bekämpfung des visuellen Smogs sind die Ämter allerdings oft nicht mit ausreichenden Kompetenzen ausgestattet. Dies sei vor allem bei Verhandlungen mit privaten Betreibern ein Problem, sagt Kristýna Drápalová:
„Wir können nichts beanstanden, was sich hinter dem Schaufenster befindet. Zudem gibt es Unterschiede in den Kompetenzbereichen: Wenn eine Werbung etwa über einem Grundstück der Hauptstadt platziert ist, ist das Bauamt dafür zuständig. Manche Fälle regelt das Denkmalschutzamt, andere wiederum das Gewerbeamt. Jedes Element betrifft eine andere Vorschrift, und die zuständigen Beamten gehen unterschiedlich vor, um diese durchzusetzen.“
Auch deswegen bemüht sich die Stadt, mit den Betreibern zu kommunizieren. Zudem kann ein finanzieller Zuschuss beantragt werden, um das Erscheinungsbild ihrer Läden zu ändern.