Schluss mit Riesenplakaten? Prag diskutiert neue Werbevorschriften
Jeder, der mit dem Auto nach Prag kommt, hat sie schon gesehen: riesige Werbeplakate. Sie bestimmen den ersten Eindruck von der tschechischen Hauptstadt. Angebracht sind sie zumeist an meterhohen Stahlträgern im Niemandsland neben den Zubringerstraßen, wo sich eine Reklamewand an die nächste reiht. Der ausufernden Plakatierung der Stadt will die Politik schon seit längerem Einhalt gebieten. Die „Billboardlobby“ lässt sich das aber nicht gefallen.
„Die nun gültigen Bauvorschriften für Prag sehen vor, dass keine weiteren Plakatstellträger errichtet werden dürfen und dass in den kommenden fünf Jahren auch die bestehenden Plakatwände verschwinden müssen. Die bisherigen Mietverträge werden bis dahin auslaufen.“
Die neuen Bauvorschriften bleiben vorerst in Kraft, werden aber bereits im nächsten Jahr überarbeitet. Wegen verschiedener Mängel hatte dies unter anderem das Ministerium für Regionalentwicklung gefordert.Eskaliert war der Konflikt um die Werbetafeln schon im Oktober. Mitten im Wahlkampf hatte der Zusammenschluss der Außenwerber aus Protest die Plakate vom damaligen Bürgermeister Hudeček überkleben lassen. Ob Prag nun weiterhin „Billboards“ braucht, wie sie hierzulande heißen, darüber wird seit Wochen diskutiert. Der Verband für Außenwerbung rechnet sich nun wieder Chancen aus. Ein erstes Treffen mit Oberbürgermeisterin Krnáčová gab es in der vergangenen Woche, Im Rundfunk diskutierte Verbandsprecher Marek Pavlas mit Stadtrat Stropnický:
„Wir hoffen, dass es nun endlich zu einer Diskussion kommt und dass wir auch unseren Vorschlag zur Regulierung der Plakatwände in Prag vorstellen können, der einen Kompromiss und die Reduzierung der Plakatwände um etwa die Hälfte vorsieht.“Die Betreiber der Werbeträger halten die bisherige Verordnung für wettbewerbsverzerrend. Am Ende käme sie nur noch einer einzigen Firma zu Gute. Baustadtrat Stropnický allerdings würde die Außenwerbung am liebsten komplett aus Prag verbannen:
„Ich denke, dass die Werbung auf dem Gebiet der Hauptstadt noch viel strenger reguliert werden muss, als es die derzeitigen Bauvorschriften vorsehen. Eine Lösung könnte sein, diese Regulierung auch auf kleinere Plakate auszuweiten. Das wird ein Bestandteil des neuen Vorschlages sein, den ich nun ausarbeite und dann vorlegen werde.“
Ein offizielles Treffen mit dem Verband für Außenwerbung lehnte Stropnický bislang ab, weshalb ihm die Plakataufsteller Schwarz-Weiß-Denken vorwerfen. Eine der größten Firmen, die Plakatflächen vermietet, hat bereits angekündigt, gegen die bestehenden Regelungen gerichtlich vorzugehen. Denkbar ist aber auch, dass das Ministerium die gültige Bauverordnung der Hauptstadt kippt. Dann könnte in Prag ohne jegliche gesetzliche Regulierung geworben – und sogar gebaut werden.