Prag läutet zur Sperrstunde – Verkaufsverbot für Alkohol ab 22 Uhr geplant
Viele Touristen kommen wegen des Bieres nach Prag. Es ist ja auch eines der Markenzeichen der tschechischen Hauptstadt. Für die Prager selbst ist es aber oft ein Ärgernis, wenn die Touristen es mit dem Bier übertreiben. Im ersten und zweiten Prager Stadtbezirk werden nun die Forderungen für ein abendliches Alkoholverbot immer lauter.
Im ersten Prager Stadtbezirk, in dem die Altstadt liegt, will man den Trinkgelagen nun einen Riegel vorschieben. Die Verwaltung möchte mit den hiesigen Ladenbesitzern eine Regelung aushandeln, damit nach 22 Uhr kein Alkohol mehr verkauft wird. Den Anfang sollen Geschäfte machen, die sich in stadteigenen Gebäuden befinden. Ivan Solil (Sozialdemokraten) ist Stadtrat im ersten Prager Stadtbezirk und für Sicherheit zuständig:
„Wir werden uns bemühen, eine Zusatzvereinbarung in die Mietverträge mit den Ladenbesitzern aufzunehmen. Hierbei soll festgeschrieben sein, dass keine alkoholischen Getränke mehr nach 22 Uhr verkauft werden dürfen. In neuen Mietverträgen wird dieser Zusatz schon automatisch verankert sein.“Allen anderen Hausbesitzern und Ladenbetreibern soll die Aufforderung zugesendet werden, eine entsprechende Regelung selbst umzusetzen.
Bars und Restaurants sollen von der Einschränkung jedoch nicht betroffen sein. Anders als im zweiten Prager Stadtbezirk. Dort plant die Verwaltung, Straßen zu sogenannten „problematischen Zonen“ zu erklären. Dort müssen dann auch Gaststätten bereits um 23 Uhr die Schotten dicht machen. Bisher wurde nur eine Straße zur Problemzone in Prag 2 erklärt, und zwar die Trojicka. Es ging dabei besonders um einen Club, wie die Stadtteil-Bürgermeisterin, Jana Černochová (Bürgerdemokraten), erklärt:
Seit dem Jahr 2010 seien im Rathaus rund 250 Beschwerden über den Club eingegangen, so die Bürgermeisterin. Der Betreiber des Etablissements empfindet die ihm auferlegte Sperrstunde naturgemäß als Schikane.Anders reagieren da die Ladenbesitzer im zweiten Prager Stadtbezirk. Bei diesen herrscht weitgehend die Einsicht, dass es zu einer Regelung kommen muss. Karel Dobeš ist stellvertretender Vorsitzender des Verbandes kleiner und mittelständischer Unternehmen:
„Unser Verband ist natürlich gegen jegliche Einschränkungen für Händler und das freie Unternehmertum. Andererseits müssen wir langsam zu einem Kompromiss kommen. Die Situation in Prag wird nämlich langsam kritisch. Meiner Meinung nach ist die Regelung mit dem Verkaufsverbot für Alkohol ab 22 Uhr viel besser, als wenn man nach 23 Uhr pauschal jegliches Treiben auf der Straße verbieten würde. Gerade die Restaurants würden da nämlich zu Unrecht belangt werden. Die passen tatsächlich auf, dass kein Lärm entsteht durch ihre Gäste. Man könnte das ja im Nachhinein auf sie zurückführen.“Bisher handelt es sich um die Vorschläge einzelner Bezirke in Prag. Der Magistrat der Stadt hat sich mit dem Thema noch nicht wirklich befasst. Vít Hofman ist Sprecher des Magistrats:
Der Magistrat bereite keine Verordnung vor, die den Verkauf von Alkohol nach 22 Uhr verbieten würde, so Hofman.