Großes Absaufen? Tschechien erlaubt Freizeitkanuten den Alkoholkonsum

Kajakfahrer

Kajakfahrer und Paddler genehmigen sich in Tschechien gern einmal ein Bier oder ein Glas Wein. Seit dem Mittwoch geht das nun auch legal, denn auf den meisten Wasserstraßen sind neuerdings 0,5 Promille Alkohol im Blut erlaubt – zumindest wenn das Boot keinen Motor hat.

Na vodě | Foto: Donald Judge,  Flickr,  CC BY 2.0

Für viele Tschechen ist es ein fester Bestandteil der Sommermonate: Mit einem Kajak oder einem Kanu verbringen sie einen Tag oder einen mehrtägigen Urlaub „na vodě“, also auf dem Wasser, und bereisen die Flüsse des Landes. Oft gehört dann auch Alkohol dazu. In der bevorstehenden Saison steht dabei eine Änderung bevor: Denn Bier und Wein etwa dürfen nun offiziell getrunken werden.

„Ein oder zwei Bier gehen für mich in Ordnung. Mehr sollte man aber nicht trinken“, sagt ein Mann, der regelmäßig rudert, einem Reporter des Tschechischen Rundfunks auf dem Fluss Sázava. Ertrinken könne man ja so oder so – nüchtern oder unter Alkoholeinfluss –, meint der Mann.

Campingplatz | Foto: Mária Pfeiferová,  Tschechischer Rundfunk

Auch Lenka Říhová, die in Týnec nad Sázavou / Teinitz an der Sasau einen Bootsverleih betreibt, begrüßt die neue Regelung, die seit Mittwoch gilt. Říhová sagt aber auch:

„Aus Gründen der Sicherheit sind wir eher dafür, dass die Wasserwanderer auf den Flüssen keinen Alkohol trinken, sondern nur auf den Campingplätzen.“

Befürworter freuen sich, dass nun eine Grauzone legal gemacht wurde. Denn fast jeder würde hierzulande ein Bier trinken, wenn er mit dem Boot unterwegs sei, schrieb vergangenes Jahr etwa der Abgeordnete Vojtěch Munzar (ODS) auf Twitter. Kritiker der Gesetzesnovelle befürchten hingegen, dass nun auch Änderungen im Straßenverkehr ins Haus stehen könnten. Wer sich in Tschechien im Auto hinters Steuer setzt, für den gilt derzeit nach wie vor die Null-Promille-Grenze. Im Abgeordnetenhaus und dem Senat konnte lange Zeit keine Einigung über das neue Gesetz erzielt werden. Über den Entwurf verhandelt wurde bereits in der vergangenen Legislaturperiode, aber erst im September letzten Jahres wurde die Novelle verabschiedet, die nun in Kraft tritt.

Petr Ptáček ist für die Neuerung. Der Vorsitzende des Verbandes für Wassertourismus und Wassersport betont jedoch in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Ein halbes Promille ist sicherlich kein Problem. Man könnte auch ein Promille erlauben – wenn man es nur kontrolliert. Wenn ich mir aber anschaue, wie stark die bisherige Grenze überschritten wurde, will ich gar nicht daran denken, wie es nun mit dem neuen Gesetz aussehen könnte.“

Bier | Foto: Lenka Žižková,  Radio Prague International

Ptáček fordert deswegen gründliche Kontrollen. Dafür verantwortlich ist nicht nur die Polizei, sondern auch die staatliche Schifffahrtsverwaltung. Deren Direktorin betont, dass die neue Toleranzgrenze lediglich für Menschen gelte, die etwa mit dem Kanu, dem Kajak, dem Schlauchboot oder auf Paddelboards unterwegs seien. Für die Kapitäne motorisierter Boote sei Alkohol jedoch weiterhin ein Tabu. Aber auch wer sich aus eigener Muskelkraft fortbewegt, muss Obacht geben, denn auf einigen Wasserstraßen gilt nach wie vor ein Alkoholverbot:

„Das betrifft die Elbe zwischen Přelouč und der Grenze zu Deutschland, aber auch die Moldau zwischen Budweis und Mělník. Ausgenommen ist ebenso die March, und zwar vom Kilometer 196 bis zum Zusammenfluss mit der Thaya. Des Weiteren ist der Baťa-Kanal betroffen.“

Zudem darf auf einigen Abschnitten der Ostravice und der Oder nach wie vor kein Alkohol getrunken werden. Das Strafmaß bei einem Verstoß reicht von einer mündlichen Verwarnung bis zu Bußgeldern in Höhe von umgerechnet mehreren Tausend Euro.

Doch hohe Strafen und strenge Kontrollen hin oder her – eigentlich ändere sich vielleicht gar nicht so viel, meint Milan Litvan, der an der Moldau in Boršov nad Vltavou / Payreschau einen Bootsverleih betreibt:

„Unverantwortliche Wasserwanderer gab es immer, und es wird sie auch in Zukunft geben. Denen ist komplett egal, ob es eine Promillegrenze gibt oder nicht“, sagt Litvan und meint, dass es am Ende die Sache jedes einzelnen sei, ob und wie viel er beim Urlaub auf dem Wasser trinke.

Autoren: Ferdinand Hauser , Radek Duchoň
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