Drogenbeauftragte warnen: Zu viele Tschechen trinken risikoreich Alkohol
Der Alkoholkonsum in Tschechien ist weiterhin hoch. Dies geht aus dem entsprechenden Bericht der Koordinatoren für den Kampf gegen Süchte hervor. Denn immer noch trinken viele Menschen hierzulande täglich Bier, Wein oder Schnaps.
Der regelmäßige Gang in die Kneipe mit dem entsprechenden Quantum Bier oder Wein – für viele Tschechen ist das normal. Und manche trinken ihr Halbes auch schon beim Mittagstisch. Solches Verhalten ist allerdings auch kein Wunder, denn die Gesellschaft hierzulande ist weiterhin äußerst tolerant gegenüber Alkohol. Knapp ein Drittel der Jugendlichen und Erwachsenen halten es für akzeptabel, täglich etwas zu trinken. Und so liegt die Zahl der Tschechen und Tschechinnen, die das auch umsetzen, ziemlich hoch: Es sind bis zu 900.000 Menschen. Das ist die grundlegende Botschaft des Jahresberichts zum Thema Alkohol, den der „Regierungsrat für die Koordination der Politik im Bereich Abhängigkeit“ nun vorgelegt hat.
Täglicher Alkoholkonsum gehört genauso zum risikohaften Umgang mit diesem legalen Rauschmittel, wie sich in regelmäßigen Abständen zu betrinken. Das eine oder das andere machen sogar 15 bis 18 Prozent der tschechischen Gesellschaft ab 15 Jahren – oder umgerechnet 1,3 bis 1,6 Millionen Menschen. Pavla Chomynová leitet das Nationale Monitoringzentrum für Drogen und Abhängigkeit:
„Es hat sich gezeigt, dass in der gesamten Bevölkerung das Maß risikohaften Umgangs mit Alkohol relativ gleichbleibend ist. Ein wenig ist aus den Daten abzuleiten, dass bei Männern das Niveau etwas sinkt. Dahingegen gibt es bei Frauen einen leichten Anstieg, worauf wir im Jahresbericht auch hinweisen. Der Anstieg mag gering sein, aber er bedeutet zunehmend risikobehaftetes Trinken bei Frauen.“
Die Experten betonen auch, wie schädlich einmalige Besäufnisse sind. Dabei ist das für 13 Prozent der Menschen in Tschechien einmal wöchentlich das Ritual. In diesem Fall überbieten jedoch mit 21 Prozent die Männer deutlich die Frauen, bei denen nur sieben Prozent so handeln. Nachdenklich muss stimmen, dass sich dem Bericht nach bereits ein Viertel der 15-Jährigen wiederholt betrinkt. Dabei zeigen laut dem Dokument die jüngsten Studien, dass Mädchen in diesem Bereich mittlerweile zu den Jungs aufgeschlossen haben.
Die gesundheitlichen Folgen des übermäßigen Konsums von Alkohol in großen Teilen der Bevölkerung seien erheblich, schreiben die Autoren weiter in ihrem Bericht.
„Jährlich gibt es hierzulande 6000 bis 7000 Todesfälle, die direkt mit dem Alkoholmissbrauch zusammenhängen. Bei 2000 bis 3000 der Fälle spielt der Alkohol sogar die einzige Rolle. Dazu gehören vor allem Todesfälle durch alkoholbedingte Erkrankungen der Leber oder infolge von Alkoholvergiftungen“, so Pavla Chomynová.
Rund sechs Prozent aller Todesfälle hierzulande gehen also aufs Trinken zurück.
Letztlich weisen die Experten darauf hin, dass der Alkoholmissbrauch in Tschechien hohe Kosten verursacht. Sie schätzen diese auf 80 Milliarden Kronen (3,2 Milliarden Euro) jährlich oder ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Dabei fehlen laut Chomynová geeignete Plätze in Entzugskliniken. Vor allem aber bemängelt sie, dass weiterhin in Tschechien keine effektive Vorbeugung betrieben werde.
Im Übrigen kombinieren knapp 300.000 Menschen hierzulande Alkohol mit Schmerzmitteln oder Psychopharmaka. Insgesamt ist der Missbrauch von solchen psychoaktiven Medikamenten in der tschechischen Bevölkerung angestiegen, wie aus dem zweiten jetzt veröffentlichten Bericht hervorgeht. Mittlerweile sind es 1,1 bis 1,4 Millionen Bewohner ab 15 Jahren, die länger als sechs Wochen und ohne Rezept solche Mittel einnehmen und dadurch riskieren, abhängig zu werden.
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