Aufklärungskampagne „Suchej únor“ in Tschechien erneut gestartet
Mit dem Beginn des zweiten Kalendermonats wurde in Tschechien ein weiteres Mal auch eine Kampagne gestartet, die an eine gesunde Lebensweise appellieren will. Es ist die Aktion „Suchej únor“, übersetzt „trockener Februar“. Sie wurde vor neun Jahren ins Leben gerufen und hält die Menschen dazu an, eine gewisse Zeit lang Abstinenz zu üben.
Acht Jahre lang wurde die Aufklärungskampagne „Suchej únor“ von der NGO Liga otevřených mužů (Liga der offenen Männer) betreut. In diesem Jahr wird sie erstmals von der gleichnamigen Organisation Suchej únor durchgeführt. Ihr Manager ist Petr Freimann. Im Tschechischen Fernsehen erläuterte er am Montagmorgen, welche Erfahrungen bisher mit der Aktion gemacht wurden:
„Es gibt viele unterschiedliche Fälle. Da sind zuerst die sogenannten leichten Alkoholkonsumenten zu nennen. Das sind zum Beispiel Menschen, die regelmäßig vor dem Schlafen zwei Viertel Wein trinken. Dann kam für sie der trockene Februar, und sie konnten 14 Tage lang nicht gut einschlafen, weil ihr Körper an den Alkohol gewöhnt war. Sie haben dann den Konsum ein wenig eingeschränkt, und ihr Körper zeigte wieder normale Reaktionen. Doch wir haben auch schwere Fälle von Personen, die eine einmonatige Abstinenz nicht durchhalten. Oder es sind jene Menschen, die ihr Problem erkennen und dann einen Psychologen im Bereich der Suchtforschung zur Beratung aufsuchen. Andere wiederum haben nach dem trockenen Februar nach einer Möglichkeit gesucht, sich vom Alkoholismus zu heilen.“
Die Kampagne hat in diesem Jahr in der Cellistin und Sängerin Tereza Vodička Kovalová auch eine neue Schirmherrin gefunden. Im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen erklärte sie, was sie zu diesem Schritt bewogen hat:
„Ich bin der Meinung, dass es hier im Land nicht nötig ist, für den Konsum von Alkohol zu werben. Darin unterscheide ich mich von vielen anderen Menschen, die den entsprechenden Genuss anpreisen. Man sollte vielmehr sagen, dass das tägliche Trinken von alkoholischen Getränken gerade eben nicht cool ist. Ich denke, dass wir hier in Tschechien die Einstellung zum Alkohol etwas ändern müssen.“
Die Künstlerin weiß genau, wovon sie spricht. Jedes Jahr wieder wird Tschechien in den Top 5 der trinkfreudigsten Nationen der Welt aufgelistet. Drei Viertel der Menschen hierzulande geben an, Alkohol zu sich zu nehmen. Dabei zeigen Schätzungen, dass eine Million Erwachsene hierzulande ein problematisches Trinkverhalten haben. Auf die Frage, wie man selbst erkennen könne, ob man zu dieser Gruppe von Menschen gehöre, antwortete Freimann:
„Um das herauszufinden ist natürlich die Teilnahme am trockenen Februar eine ideale Möglichkeit. Denn ein Monat ist ausreichend Zeit dafür festzustellen, ob wir mit Alkohol umgehen können, oder ob er uns beherrscht. Andernfalls wird einem da auch etwas angedeutet, zum Beispiel im Familien- und Freundeskreis. Oder aber derjenige, der Alkoholprobleme hat, bekommt sie am eigenen Leib zu spüren, indem er sich physisch schlapp oder psychisch krank fühlt. Das sind deutliche Signale.“
Die Cellistin Vodička Kovalová macht zudem auf einen weiteren Gesichtspunkt aufmerksam. So herrscht hierzulande ein großer Gruppenzwang:
„In meinem Fall ist es ein klein bisschen einfacher, weil ich eine Frau bin. Wenn ich klar sage, dass ich kein alkoholisches Getränk möchte, bin ich von diesem Zwang befreit. Doch anderseits schützt mich das nicht vor verschiedenen Bemerkungen, egal ob sie im Spaß geäußert werden oder ernst gemeint sind.“
Und wie kann man hierzulande am „Suchej únor“ teilnehmen? Petr Freimann:
„Eine Möglichkeit ist die Facebook-Gruppe ‚Sušíme 2021‘ (Wir bleiben 2021 trocken), die im Netz leicht auffindbar ist. Sie ist ein perfektes Mittel für eine gemeinsame Motivation und den Austausch von Erfahrungen. Und natürlich kann man sich auf der Webseite www.suchejunor.cz registrieren lassen und darüber auch das gleichnamige Buch erwerben.“