Studie: Ein Fünftel der Tschechen trinkt zu viel Alkohol – vor allem Konsum von Schaumwein nimmt zu
Ungefähr eine Million Menschen in Tschechien trinken zu viel Alkohol oder sind alkoholabhängig. Während sich dieser Wert in den letzten Jahren kaum verändert hat, ist es bei den Getränken zu einem Wandel gekommen. Denn Bier und Spirituosen verlieren an Beliebtheit, stattdessen wird häufiger Schaumwein eingeschenkt.
Die Sektkorken knallen lassen – das gehört für die meisten Menschen in Tschechien an Silvester dazu. Am Neujahrstag folgt dann mitunter das böse Erwachen: ein Kater. Doch auch über den Rest des Jahres neigen die Tschechen dazu, zu tief ins Glas zu schauen.
Mit dem Alkoholkonsum im Land hat sich nun eine Studie der Klinik für Suchtmedizin der Prager Karlsuniversität befasst. Das Ergebnis: Etwa 20 Prozent der Erwachsenen hierzulande trinken zu viel, und elf Prozent sind alkoholabhängig. Während sich diese Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert haben, ist bei der Auswahl der Getränke scheinbar ein Wandel festzustellen: „Es werden weniger Spirituosen konsumiert, und auch der Bierkonsum lässt nach. Der Rückgang bei Hochprozentigem liegt bei rund zehn Prozent, beim Bier sind es zwei bis drei Prozent“, sagt der Vizevorsitzende des Verbandes der Spirituosenhersteller und -importeure (UVDL), Vladimír Darebník. Mehr verkauft werden dem Experten zufolge hingegen Schaumweine. Im Vorjahresvergleich sei der Absatz um 20 Prozent gestiegen, so Darebník.
Der Alkoholkonsum unterscheidet sich dabei auch je nach Region. So hat etwa eine Studie der Klinik für Suchtmedizin von März vergangenen Jahres gezeigt, dass der Konsum von selbst produzierten Alkoholika in Tschechien steigt, je weiter man sich nach Osten begibt. Im Kreis Zlín in Mähren gaben in der Online-Umfrage 60 Prozent der Menschen an, zu Hause hergestellte alkoholische Getränke zu trinken.
Miroslav Barták ist Suchtmediziner. Wie er sagt, machen die Folgen der Corona-Pandemie den Menschen noch immer zu schaffen. Denn wer zuvor schon ein Alkoholproblem hatte, wurde während der Zeit der Lockdowns oft erst richtig suchtkrank. Problematisch sei das nun auch bei jungen Menschen: „Die Corona-Jahre haben die junge Generation sehr geprägt. Ein Teil von ihnen trinkt sehr viel Alkohol – und es scheint, als ob sich das auch in Zukunft nicht ändern würde.“
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Weitere Probleme sind laut Barták die Energiekrise und die aktuellen Preissteigerungen. Viele Menschen könnten nun in eine Suchtspirale geraten – trotz der steigenden Kosten für die Gesellschaftsdroge. Miroslav Barták ruft in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks deshalb dazu auf, den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen: „Probleme durch Alkohol lösen zu wollen und darin eine Hilfe zu sehen, ist nicht der richtige Weg. Gerade wenn man vor ernsten Herausforderungen steht, braucht man einen klaren Kopf.“