Neue Methode gegen Alkoholsucht – allmähliche Entwöhnung

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Tschechische Fachärzte wollen den Kampf gegen Alkoholsucht erfolgreicher gestalten. Ein neues Konzept soll dazu beitragen, dass sich mehr Menschen einer Entzugsbehandlung unterziehen.

Foto: Kristýna Maková
Tschechische Ärzte wollen eine neue Methode in der Behandlung von Alkoholikern anbieten. Bisher basiert die Behandlung darauf, dass der Süchtige bei der Entwöhnung völlig auf Alkohol verzichtet. Viele Trinker schaffen dies aber nicht und geben dann auf – oder sie fangen gar nicht erst mit dem Entzug an. Ihnen kann ein neues Programm helfen, bei dem sie die Alkoholmenge allmählich reduzieren. Die Methode wurde bereits bei Drogensüchtigen und starken Rauchern ausprobiert – und das mit guten Ergebnissen. Der Vorsitzende der Gesellschaft für Suchtkrankheiten, Petr Popov:

„Die Methode ist nicht völlig neu, wird aber nicht häufig angewendet. Es dominiert die Methode der totalen Abstinenz, diese legt aber hohe Ansprüche an die Patienten. Manche von ihnen können diesen nicht nachkommen.“

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Wichtig bei der neuen Methode ist, dass die Ärzte mit den Patienten weiter kommunizieren, auch wenn es den Patienten nicht gelingt, den Alkoholkonsum zu stoppen.

„Wir sagen ihnen nicht, es sei nicht möglich weiter zusammenzuarbeiten, sondern im Gegenteil. Wir streben an, dass sie im Kontakt mit uns bleiben.“

Ab der zweiten Hälfte dieses Jahres sollen solche Behandlungen auch durch zwei neue Medikamente unterstützt werden:

„Diese Medikamente verhindern jene angenehmen Gefühle, die den Süchtigen zum Alkoholtrinken verführen.“

Petr Popov  (Foto: ČT24)
Die Medikamente blockieren die Entstehung von Endorphinen, dank denen man sich nach dem Alkoholkonsum gut oder sogar euphorisch fühlt. Die Mittel bremsen also den Einfluss der Psyche. Das Trinken bringt dann nicht mehr den erwarteten Genuss, und die Sucht nach Alkohol wird vermindert.

„Dies kann zu großen Änderungen führen. Die Alkoholmenge, die der Patient täglich konsumiert, lässt sich deutlich einschränken. Nach Studien, die im vergangenen Jahr beim Kongress der europäischen PsychiaterInnen (EPA) in Prag präsentiert wurden, kann so der Verbrauch bis um zwei Drittel gesenkt werden.“

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Den Statistiken nach trinken erwachsene Tschechen durchschnittlich 16,6 Liter reinen Alkohols pro Jahr. Der Durchschnitt in der EU liegt indes bei 12,5 Litern. Tschechien rangiert damit weltweit auf Platz zwei, hinter Moldawien. Nach Angaben der Ärzte sind 12,5 Prozent der Männer und 2,7 Prozent der Frauen in Tschechien alkoholsüchtig.

Die Gefahr der Alkoholsucht werde hierzulande unterschätzt, resümiert Popov. Dies hätten auch die Erfahrungen aus dem Skandal um gepanschten Schnaps gezeigt. 39 Menschen sind in Tschechien bisher nach dem Genuss von vergiftetem Alkohol gestorben.