Fußballer aus Pilsen holen vierten Meistertitel binnen sechs Jahren
Nur sechs Tage nach dem Gewinn der tschechischen Eishockeymeisterschaft durch die Cracks von Bílí Tygři Liberec, ist auch im Fußball die Entscheidung gefallen. Der alte und neue Champion heißt Viktoria Pilsen. Die Westböhmen haben ihren Titel aus dem Vorjahr aber nicht nur erfolgreich verteidigt, sondern in den zurückliegenden sechs Jahren nun bereits zum vierten Mal den nationalen Thron bestiegen.
„Ich denke, dass der Titelgewinn insgesamt verdient ist. Wir haben die ganze Saison über unsere Stärke gezeigt. Deshalb haben wir auch schon drei Spieltage vor Schluss alles klar gemacht und können jetzt den Rest der Saison in Ruhe zu Ende spielen.“
Roman Hubník: „Unser Saisonstart war nicht gut. Ab September haben aber unsere Ergebnisse gestimmt, und auch spielerisch konnten wir zulegen. Und jetzt im Frühjahr haben wir noch keinen einzigen Punkt abgegeben.“
Innenverteidiger Roman Hubník, der von 2010 bis 2013 drei Jahre für Hertha BSC in der deutschen Bundesliga spielte, sieht den Saisonverlauf der Pilsener ein wenig differenzierter:
„Unser Saisonstart war nicht gut. Ab September haben aber unsere Ergebnisse gestimmt, und auch spielerisch konnten wir zulegen. Und jetzt im Frühjahr haben wir noch keinen einzigen Punkt abgegeben, sodass wir heute feiern können.“
Was die Pilsener ab dem 1. November in der Liga gezeigt haben, nötigt in der Tat höchsten Respekt ab: Seit diesem Zeitpunkt sind sie nicht nur ungeschlagen, sondern haben alle 16 Punktspiele in Folge gewonnen! Das ist ein neuer Ligarekord, den alten hielt Sparta Prag mit 15 Siegen in Serie. Und die Hauptstädter waren einmal mehr auch der größte Widersacher des FC Viktoria im Titelkampf. In den beiden direkten Vergleichen aber behielten die Westböhmen die Oberhand – mit 2:1an jenem 1. November vor eigenem Publikum, und gar mit 3:0 vor gut einer Woche in Prag. Für Trainer Karel Krejčí, der die Mannschaft nach der gescheiterten Qualifikation zur Champions League im August 2015 übernahm, war gerade der erste Sieg gegen den Erzrivalen von richtungsweisender Bedeutung:
„Im Herbst haben wir Sparta nach einem Platzverweis gegen uns mit nur zehn Mann bezwungen, und das hat den Jungs Zuversicht gegeben. Danach haben wir bis zur Winterpause eine Siegesserie hingelegt, bei der wir auch schwere Auswärtsspiele gewonnen haben. Und mit dem jüngsten Auswärtssieg bei Sparta hat meine Mannschaft noch einmal ihre große Stärke bestätigt.“Mit dem 3:0-Erfolg bei den Pragern setzten die Pilsener ihrer tollen Saison in der Tat die Krone auf. Es gelang ihnen allerdings schon zum wiederholten Male, die Punkte aus der Hauptstadt zu entführen. Mittelfeldspieler Milan Petržela hat dafür eine simple Erklärung:
Milan Petržela: „Wir verstehen es, uns gut auf die Duelle mit Sparta vorzubereiten. Wir wissen, wie wir gegen die Prager spielen müssen, was ihnen nicht behagt. Deshalb versuchen wir immer wieder, ihnen unser Spiel aufzuzwängen.“
„Wir verstehen es, uns gut auf die Duelle mit Sparta vorzubereiten. Wir wissen, wie wir gegen die Prager spielen müssen, was ihnen nicht behagt. Deshalb versuchen wir immer wieder, ihnen unser Spiel aufzuzwängen, und bisher ist uns das stets gut gelungen.“
Das klare Ergebnis kam aber wohl auch deshalb zustande, weil Sparta Prag auf mehrere verletzte Spieler nicht zurückgreifen konnte, und weil die Prager in dieser Saison auch tolle Auftritte in der Europa League hingelegt haben. Sie gelangten dabei bis ins Viertelfinale, in dem sie dann am spanischen Verein Villarreal CF scheiterten. Die über Wochen zusätzlichen Spiele haben aber viel Kraft gekostet, bemerkte dazu Spartas Verteidiger Jakub Brabec:
„Wir hatten viele Spiele. Das hat Spaß gemacht, doch jetzt gegen Ende der Saison erzielen wir leider nicht mehr die Ergebnisse, die wir uns vorgestellt haben.“
Sein Pilsener Pendant, Roman Hubník, zeigte für das Nachlassen der Prager in der Meisterschaft durchaus Verständnis:„Sparta hat in der Europa League hervorragende Spiele absolviert, paradoxerweise aber hat dies den Pragern wohl auch etwas geschadet. Ich weiß, wie es war, als wir auch noch im internationalen Wettbewerb waren. In den Punktspielen haben wir dann unkonzentrierter gespielt. Für Sparta war es besonders im April sehr schwer, und dies hat auch dazu beigetragen, dass wir schon drei Spieltage vor Saisonschluss Meister sind.“
Matúš Kozáčik: „Natürlich ist das anstrengend, aber vor drei Jahren haben wir auch in der Europa League gespielt, sind bis ins Achtelfinale vorgedrungen und haben am Ende dennoch den Titel geholt. Dafür spielt man schließlich Fußball.“
Völlig anders sieht das Pilsens Torhüter Matúš Kozáčik:
„Natürlich ist das anstrengend, aber vor drei Jahren haben wir auch in der Europa League gespielt, sind bis ins Achtelfinale vorgedrungen und haben am Ende dennoch den Titel geholt. Das ist schwer, aber gerade dafür spielt man schließlich Fußball.“
Das kann auch Daniel Kolář bestätigen – einer der wenigen Spieler des FC Viktoria, die alle vier Meistertitel mit dem Verein gewonnen haben:
„Zusammen mit Co-Trainer Pavel Horváth sind wir noch vier oder fünf Mann, die schon den ersten Titelgewinn erlebt haben. Ich erinnere mich noch, als ob es gestern gewesen wäre: David Limberský verschuldete ein Eigentor, doch es war schönes Wetter, und wir hatten ein volles Stadion. Ich hoffe, dass ich auch dieses heutige Spiel gegen Ostrau mein ganzes Leben in guter Erinnerung halten werde.“
Dies aber werden die Gäste, die Spieler, Trainer und Verantwortlichen des Traditionsvereins Baník Ostrava mit Sicherheit nicht tun. Im Gegenteil, die Niederlage in Plzeň / Pilsen schmerzt umso mehr, weil sie den Abstieg in die zweite Liga für die Nordmähren besiegelte. Und das nach 50 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit zum Oberhaus! Dies ist auch für Trainer Vlastimil Petržela, der die junge Mannschaft des vierfachen Landesmeisters erst seit der Rückrunde trainiert, eine ziemlich ungewohnte Situation:„Jetzt, wo es für Baník mit der ersten Liga zu Ende geht, grämt es mich schon ein bisschen, dass wir nächste Saison nicht mehr im Oberhaus spielen. Ich hatte mich andererseits aber auch ein Stück an den Gedanken gewöhnt und die Hoffnung schon früher aufgegeben.“
„Ich fürchte mich nicht vor der zweiten Liga, das sage ich ganz offen. Wenn wir an unsere stabiler gewordenen Leistungen anknüpfen und im Training weiter so arbeiten wie zuletzt, dann habe ich wirklich keine Angst um die Mannschaft. Und der Kader sollte stark genug sein dafür, dass wir uns in der zweiten Liga erfolgreich behaupten.“