Zuzana Hejnová zum zweiten Mal „Sportler des Jahres“ in Tschechien

Zuzana Hejnová (Foto: ČT24)

Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu. In allen Bereichen der Gesellschaft wird nun wieder bilanziert, auch im Sport. Dort gibt es allerdings eindeutige Ergebnisse, nämlich den Sportler oder die Sportlerin des Jahres. Bereits seit einer Woche ist klar: Zum zehnten Mal in Folge hat in Tschechien eine Frau gesiegt. Es handelt sich um die Leichtathletin Zuzana Hejnová, sie hat die Wahl nach 2013 zum zweiten Male gewonnen.

Zuzana Hejnová  (Foto: ČT24)
„Sportlerin des Jahres und damit die Königin des tschechischen Sports ist Zuzana Hejnová.“

So wie es sich für eine Bildungsministerin geziemt, gab Kateřina Valachová schon während der Verkündung des Hauptpreisträgers preis, dass der „Sportler des Jahres“ in Tschechien eigentlich eine „Sportlerin“ ist. In Tschechien wird diese Auszeichnung nicht getrennt nach Geschlechtern vergeben, wie das in Deutschland geschieht. Aber auch hierzulande bestimmen die Sportjournalisten mit ihren Stimmen den Besten oder die Beste. Und es zeigte sich einmal mehr: Unter den Top-Sportlern und -Sportlerinnen des Landes haben nun schon ein ganzes Jahrzehnt die Damen die Hosen an. Der letzte Mann, der in der Umfrage als Sieger hervorging, war der immer noch aktive Eishockey-Superstar Jaromír Jágr. Der bereits 43-Jährige wurde 2005 zum „Sportler des Jahres“ gekürt.

Martina Sáblíková  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Ab 2006 hat dann dreimal Eisschnellläuferin Martina Sáblíková die Umfrage gewonnen. Auf je zwei Siege kommen Speerwerferin Barbora Špotáková, Tennisspielerin Petra Kvitová und – seit Montag vergangener Woche – auch Hürdenläuferin Zuzana Hejnová. Ihren ersten Umfragesieg verbuchte die Athletin aus Liberec / Reichenberg vor zwei Jahren, als sie bei all ihren 400-Meter-Hürdenläufen der Saison die Ziellinie als Erste überquerte. In diesem Jahr war ihre Bilanz nicht ganz so makellos, deshalb war der Titel „Sportlerin des Jahres“ für Hejnová umso erfreulicher:

„Unter den Top 10 der besten tschechischen Sportler war praktisch jeder ein Weltmeister, von daher war es sehr schwer, unter uns den allerbesten zu ermitteln. Das geschieht durch eine Umfrage, da ist nichts vorhersehbar. Dennoch, als ich im Jahr 2013 alle meine Rennen gewonnen habe, da war mein Umfragesieg dann auch ziemlich souverän. In diesem Jahr ist dieser Titel für mich die größere Überraschung.“

Hejnová: „Es ist sehr schön, nach zwei Jahren wieder auf den Thron zurückzukehren. Nach dem letzten Jahr habe ich nicht so recht geglaubt, dass ich wieder diese Form finden könnte, wie ich sie zuvor hatte. Der Sieg bei dieser Umfrage ist daher eine große Genugtuung für mich.“

Für Insider musste dies aber keine solche Überraschung sein, vor allem wenn man weiß, dass die Leichtathletik auch in Tschechien zu den populärsten Sportarten gehört. Dass Zuzana Hejnová ihren Moskauer WM-Titel von 2013 über 400 Meter Hürden auch bei den diesjährigen Titelkämpfen in Peking wiederholt hat, war keine Selbstverständlichkeit. Dazwischen nämlich, im Jahr 2014, war sie verletzungsbedingt eine ganze Saison lang nur zum Zuschauen verurteilt gewesen. Umso größer war für Hejnová die Freude, dass sie sich mit den Ergebnissen ihrer diesjährigen Saison wieder eindrucksvoll in der Weltspitze der 400-Meter-Hürdenläuferinnen zurückgemeldet hat. Daher bekannte Zuzana Hejnová bereits nach der Preisverleihung für den Sieg in der Umfrage nach dem besten tschechischen Leichtathleten des Jahres:

„Es ist sehr schön, nach zwei Jahren wieder auf den Thron zurückzukehren. Nach dem letzten Jahr habe ich nicht so recht geglaubt, dass ich wieder diese Form finden könnte, wie ich sie zuvor hatte. Der Sieg bei dieser Umfrage ist daher eine große Genugtuung für mich.“

David Lukšů  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Diesen Preis nahm die 29-Jährige schon Anfang November in Prag entgegen. Nach der Wahl zum besten tschechischen Armeesportler des Jahres war dies bereits der zweite Lohn für ihre tolle Saison in diesem Jahr, in der ihr WM-Sieg in Peking besonders herausragte.

„Zuzana Hejnová hat es allen gezeigt. Sie ist zurückgekommen nach einer Saison voller Verletzungen und voller Hoffnungslosigkeit. Sie ist erneut Weltmeisterin, so wie schon vor zwei Jahren in Moskau“, bejubelte Fernsehkommentator David Lukšů den wichtigsten Triumph der Hürdenläuferin.

Dalibor Kupka  (Foto: YouTube)
Zuzana Hejnová trainiert bei Dukla Prag unter Übungsleiter Dalibor Kupka. Und diese Zusammenarbeit trug auch im weiteren Saisonverlauf Früchte. Denn nach abschließend sieben Siegen in Folge sicherte sich Zuzana Hejnová im September auch noch den Pokal in der sogenannten Diamond League auf ihrer Paradestrecke. Zudem verbesserte sie in diesem Jahr gleich mehrfach den tschechischen Landesrekord über die lange Hürdendistanz. Er liegt inzwischen bei 52,83 Sekunden. Kein Wunder, dass sie danach zufrieden konstatierte:



Hejnová: „Alles hat ausgezeichnet funktioniert. Mit diesem Saisonverlauf hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Daher werde ich mich an dieses Jahr wohl stets noch etwas nachhaltiger erinnern als an mein erstes großes Erfolgsjahr 2013. Denn dieser Saison ging eine Reihe von Komplikationen voraus.“

„Alles hat ausgezeichnet funktioniert. Mit diesem Saisonverlauf hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Daher werde ich mich an dieses Jahr wohl stets noch etwas nachhaltiger erinnern als an mein erstes großes Erfolgsjahr 2013. Denn dieser Saison ging eine Reihe von Komplikationen voraus.“

In der Tat, denn vor dieser Saison wusste Zuzana Hejnová noch nicht so recht, wo sie steht und zu welchen Leistungen sie noch fähig ist. Der Grund: Im Jahr 2014 beeinträchtigte zunächst ein Ermüdungsbruch im Fußrücken ihre gezielte Vorbereitung auf die Freiluftsaison, und gleich im Frühjahr zwang sie ein stechender Schmerz in der Ferse zur frühzeitigen Beendigung des gesamten Wettkampfjahres. Und auch zu Beginn der diesjährigen Saison lief es noch nicht so richtig rund bei der exzellenten Hürdentechnikerin. Bei der Hallen- Europameisterschaft in Prag wagte sie den Ausflug auf die 800-Meter-Strecke. Der Versuch indes misslang, Hejnová schied schon im Vorlauf aus:

„Das war schlecht. Leider war das Rennen sehr langsam, so dass ich mich zu sicher fühlte, hinten heraus noch zulegen zu können. Das hat irgendwie aber nicht geklappt“, haderte Hejnová vor laufender Fernsehkamera mit ihrem Schicksal.

Zuzana Hejnová | Foto: C messier,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED
Danach zog sie sich zurück und trainierte noch intensiver. Ab Anfang Juli stellten sich dann die ersten Erfolge ein: Zuzana Hejnová gewann das Hürdenrennen beim Leichtathletik-Meeting in Paris und drei Wochen später den Hürdenlauf auf der Stadionrunde in London, der auch zur Serie der Diamond League gehörte. Trotz dieses sichtbaren Formhochs steckte sie ihr Erwartungen vor der WM in Peking nicht allzu hoch:

„Ich hatte überhaupt keine Vorstellungen darüber, wie gut ich in Form bin. Mein Ziel war es zunächst, das Finale zu erreichen. Von Lauf zu Lauf lief es aber besser, daher stieg mein Glaube, dass auch die Goldmedaille drin ist. Das Schönste war für mich das Gefühl, dass ich immer besser wurde. Deshalb ist es am Ende so ausgegangen, wie es besser nicht sein konnte.“

Zuzana Hejnová  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Im Wissen darum, dass sie nach einem verkorksten Start noch eine sehr gute Saison 2015 hingelegt hat, ließ sich Zuzana Hejnová dann auch ihre Teilnahme am Gala-Abend zur Jahres-Sportlerwahl nicht nehmen. Dafür reiste sie eigens aus Südafrika an, wo sich die zweifache Weltmeisterin derzeit schon wieder auf die nächste Saison vorbereitet.

„Ich denke, es wäre schade, sich ein solches Ereignis entgehen zu lassen. Wenn man die Möglichkeit hat, an der Preisverleihung teilzunehmen und nicht wie beispielsweise Jaromír Jágr in Nordamerika in den Spielbetrieb der dortigen Liga eingebunden ist, dann sollte man die Ehrung auch wahrnehmen. Ich habe zudem zwei schöne Dinge miteinander verknüpfen können: Ich bin nach Hause gekommen, um mit der Familie Weihnachten zu feiern und um eben den Preis in Empfang zu nehmen.“

Die Saison, für die Zuzana Hejnová gleich nach ihrem Weihnachtsurlaub in Südafrika wieder trainiert, ist für alle Sommersportler eine olympische. Die XXXI. Spiele der Neuzeit werden vom 5. bis 21. August in Rio de Janeiro ausgetragen. Dort werden mit Sicherheit auch mehrere Medaillenkandidaten aus Tschechien am Start sein. Daher weiß die Sportlerin des Jahres 2015 bereits jetzt, dass ihr die Verteidigung ihres jüngsten Titels alles andere als leicht gemacht wird:

„Falls ich die Krone verteidigen will, dann muss ich in Rio wohl gewinnen. Und das wird schwer genug,“ sagt Zuzana Hejnová.

Autor: Lothar Martin
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