Soukalová holt sich gelbes Trikot der Weltcup-Führenden

Gabriela Soukalová (Foto: ČTK)

Die vergangene Woche war wieder vollgepackt mit sportlichen Ereignissen. Im schwedischen Östersund starteten die Biathleten in ihre neue Weltcup-Saison, im deutschen Inzell haben die Eisschnellläuferinnen ihre Weltcupserie fortgesetzt. Bei beiden Veranstaltungen ganz vorn dabei waren zwei tschechische Sportlerinnen, die ihre Klasse einmal mehr unter Beweis stellten: Gabriela Soukalová und Martina Sáblíková. Etwas mehr erwartet wurde indes von Simona Baumrtová bei der Schwimm-EM auf der Kurzbahn.

Gabriela Soukalová  (Foto: ČTK)
Im tschechischen Spitzensport dominieren seit rund zehn Jahren die Frauen. Nicht von ungefähr haben sie deshalb auch in den letzten neun Jahren jeweils die Wahl zum „Tschechischen Sportler des Jahres“ gewonnen. Und wie es scheint, wird sich daran auch so schnell nichts ändern. In der noch jungen Wintersportsaison 2015/16 setzen die Damen schon wieder erste Ausrufezeichen. Allen voran die Biathletin Gabriela Soukalová. Zum Auftakt der Weltcupsaison stand sie gleich zweimal auf dem Siegerpodest: zunächst auf der untersten Stufe nach dem dritten Platz mit der Mixed-Staffel, und am vergangenen Samstag ganz oben nach dem ersten Rang im Sprintrennen. Der Triumph im Sprint war der insgesamt neunte Weltcupsieg in einem Einzelrennen für Gabriela Soukalová. Entsprechend groß war danach die Freude bei der 26-Jährigen:

Gabriela Soukalová  (Foto: ČTK)
„Das ist für mich eine große Motivation für den weiteren Saisonverlauf. Ich will zurück in die absolute Weltspitze, von daher ist der Sieg für mich ein sehr guter Schritt gleich zu Saisonbeginn gewesen“, sagte Soukalová im Gespräch für die Inlandsendungen des Tschechischen Rundfunks.

Die stets freundlich lächelnde Athletin aus Jablonec nad Nisou / Gablonz verbindet mit der Biathlonstrecke im schwedischen Östersund zudem sehr schöne Erinnerungen: Vor zwei Jahren hatte sie zum Weltcupstart gleich zwei Siege eingefahren, und zwar mit der Mixed-Staffel und im Einzelwettkampf. Bei der Entscheidung über zehn Kilometer lag Soukalová auch diesmal wieder auf Siegkurs, doch der einzige Fehler beim letzten Stehend-Schießen ließ sie noch auf Platz fünf abrutschen. Trotzdem war die Tschechin sehr zufrieden mit ihrer Gesamtvorstellung in Schweden:

Weltcup  (Quelle: Archiv IBU)
„Ich erinnere mich gerade an die Weltcuprennen in Östersund vor zwei Jahren, als ich ebenso erfolgreich in die neue Saison gestartet bin. Der Lohn damals wie heute war, dass ich mir dadurch das gelbe Trikot der Weltcup-Führenden erobert habe. Darüber bin ich sehr erfreut, denn ich habe vorher niemals daran gedacht, dass ich die neue Saison so hervorragend beginnen werde.“

Ondřej Rybář  (Foto: Matěj Schneider,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Zum Gesamtpaket ihres starken Auftritts in Östersund gehört auch der fünfte Platz im abschließenden Verfolgungsrennen. Damit liegt Soukalová nach den ersten drei Einzelrennen mit jeweils fünf Punkten Vorsprung auf die Italienerin Dorothea Wiener und die Französin Marie Dorin-Habert an der Spitze der Weltcup-Wertung. Das ist ein Auftaktergebnis, das den tschechischen Cheftrainer Ondřej Rybář begeistert:

„Ich bin überaus froh, dass Gabriela zurück in der Weltspitze ist und nicht wie im vorigen Jahr zunächst ihrer Form hinterherläuft. Jetzt macht sie ihren Sport wieder so gewissenhaft, wie es sein muss, und auch bei mir kommen wieder die Erinnerungen von vor zwei Jahren hoch, als sie hier in Östersund erstmals in das gelbe Trikot geschlüpft ist. Also noch einmal: Gabriela gehört wieder zu den Favoritinnen im Weltcup.“

Die so Gelobte äußerte sich allerdings noch zurückhaltend über ihre Ambitionen im diesjährigen Weltcup:

„Ich bin selbst gespannt, was sich nun daraus entwickeln wird und zu welchen Leistungen ich künftig imstande bin. Die Saison ist schließlich noch sehr lang, sie geht bis Ende März oder sogar bis Mitte April, falls ich am Ende zu den Besten gehöre. Bis dahin wird es noch einige Verschiebungen geben, denn Anwärterinnen auf den Weltcup-Gesamtsieg gibt es jede Menge. Zudem werden die Leistungsunterschiede unter den Top-Biathletinnen immer geringer, deswegen wird es auch immer schwerer, sich erfolgreich durchzusetzen.“


Sáblíková jagt noch einen Rekord: die Weltbestmarke über 3000 Meter

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
In ihrer überaus erfolgreichen Karriere bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, hat die dreifache Olympiasiegerin im Eisschnelllauf, Martina Sáblíková. Die 28-Jährige hat nicht weniger als 13 WM-Titel und vier EM-Siege auf ihrem Konto, dazu lief sie schon zahlreiche Weltrekorde sowohl im Juniorinnen- als auch im Erwachsenen-Alter. Ein Weltrekord fehlt ihr jedoch noch, und das ausgerechnet auf der 3000-Meter-Distanz, eine ihrer beiden Paradestrecken. Daher war es wohl auch kein Wunder, dass ihr langjähriger Trainer Petr Novák noch vor dem ersten Rennen unter anderem dieses Saisonziel für seinen Schützling bekanntgab:

Petr Novák  (Foto: ČT24)
„Wir werden erneut versuchen, den Weltrekord über drei Kilometer zu attackieren, denn Martina hat ganz gewiss das Zeug dazu“, sagte Novák Ende Oktober auf einer Pressekonferenz in Prag.

Den Weltrekord auf dieser Strecke hält seit 2006 die Kanadierin Cindy Klassen mit 3:53,34 Minuten. Sie hat im ihm Olympic Oval von Calgary erzielt. Die Eisbahn in der Olympiastadt von 1988 gilt wegen ihrer exakten Klimaregulierung, auch bedingt durch die Höhenlage Calgarys, als Bestzeiten-Schmiede im Eisschnelllauf. Martina Sáblíková zeigte sich auf der Pressekonferenz indes noch nicht so kämpferisch wie ihr Trainer:

Martina Sáblíková  (Foto: ČTK)
„Am liebsten würde ich das jetzt nicht hören, denn ich stecke mir noch keine großen Ziele. Natürlich will ich auf dem Eis stets das Maximum herausholen, doch nun schon wieder über Weltrekorde zu sprechen, ist nicht mein Ding. Das halte ich nicht für gut.“

Wer aber das Zusammenspiel der Olympiasiegerin und ihres Erfolgstrainers kennt, weiß ganz genau: Wenn Novák seine Athletin nicht derart anpacken und sie zu großen Leistungen stimulieren würde, hätte die zierliche und eher zurückhaltende Sáblíková wohl auch nie diese Serie von Triumphen aufzuweisen. In der Weise angestachelt versuchte sie auch gleich zum Weltcup-Auftakt in Calgary, den Weltrekord zu knacken – mit der Zeit von 3:57,21 Minuten verfehlte sie ihn jedoch um knapp vier Sekunden.

Nichtsdestotrotz liegt die 28-Jährige nach inzwischen drei Siegen in drei Rennen bereits wieder unangefochten an der Spitze der Weltcup-Wertung auf den Langstrecken. Und darüber hinaus zeigte Sáblíková, dass sie auch auf der 1500-Meter-Strecke immer stärker wird. Auf dieser Distanz hat sie binnen eines Monats den tschechischen Rekord bereits zweimal verbessert.


Baumrtová sucht neuen Impuls für stabilere Leistungen

Simona Baumrtová  (Foto: ČTK)
Dank einiger junger talentierter Frauen hofft man in Tschechien, auch schon bald im Schwimmen in ein und oder der anderen Disziplin in die Phalanx der Weltbesten zu stoßen. Die besten Voraussetzungen, dieses ehrgeizige Ziel zu schaffen, gibt man Simona Baumrtová. Die 24-Jährige hatte bei der Kurzbahn-EM vor zwei Jahren den Titel über 50 Meter Rücken gewonnen. Bei den diesjährigen Titelkämpfen, die bis zum Sonntag in Israel ausgetragen wurden, sollte Baumrtová nach Möglichkeit mehrere Medaillen erkämpfen. Doch es wurden „nur“ zwei fünfte Plätze über 100 und 200 Rücken sowie der sechste Rang auf ihrer Paradestrecke, den 50 Metern. Weil man ihr diese Platzierungen als Misserfolg ankreidete, schüttete die Schwimmerin vor Journalisten anschließend ihren ganzen Frust aus:

Jan Micka  (Foto: ČTK)
„Ich habe keine Depression, aber es stört mich, dass alle schreiben, ich habe keine Medaille. Auf einmal ist der vierte Platz meines Teamkollegen Jan Micka super und meine fünfter Platz ist eine Enttäuschung. Das ist unfair.“

Viele glauben nun, dass das Problem von Simona Baumrtová, die im Training zumeist bessere Zeiten schwimmt als bei den Wettkämpfen, im mentalen Bereich liege. Man empfiehlt ihr daher einen erfahrenen Sportpsychologen, doch mit so einem arbeite sie schon längst zusammen, konterte die Schwimmerin:

Simona Baumrtová  (Foto: David Sedlecký,  CC BY-SA 4.0)
„Ich arbeite mit ihm schon sieben Jahre zusammen. Es ist jedoch wirklich schwer zu sagen, woran es diesmal gelegen hat. Im Training läuft es wie am Schnürchen, die Vorläufe und das Halbfinale waren super. Und im Semifinale über 100 Meter Rücken habe ich wohl nicht so recht daran geglaubt, das Rennen auch schneller angehen zu können.“

Nach den Erfahrungen der Kurzbahn-EM in Israel sucht Simona Baumrtová nun nach einem neuen Impuls, um ihr Leistungspotenzial zu stabilisieren. Vielleicht sollte sie sich dabei einmal mit ihren erfolgreichen Landsfrauen aus den Wintersportarten austauschen – und gerade Gabriela Soukalová weiß, wie man sich nach einer eher schwachen Saison wieder aus dem Schlamassel zieht.

Autor: Lothar Martin
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