Kampf gegen Dürre: Tschechien will Zahl der Wasserspeicher erhöhen
Die extreme Dürre in diesem Jahr wirkt weiter nach. Zwar haben jetzt im Herbst die Niederschläge wieder eingesetzt, doch den Mangel können sie immer noch nicht wettmachen. Tschechische Wasserwirtschaftler machen sich deshalb schon Gedanken darüber, wie knapp Wasser in zwei, drei Jahrzehnten sein könnte, sollte dieser Trend anhalten. Sie planen unter anderem den Bau von neuen Staubecken.
„Momentan erreicht der Durchfluss nur 10 bis 40 Prozent des langzeitlichen Monatsdurchschnitts für den Oktober. Das ist wirklich wenig“, sagte Jiří Petr vom Wasserwirtschaftsbetrieb Elbe (Povodí Labe) zu Mitte der zweiten Oktoberwoche über den spärlichen Wasserfluss in Ostböhmen.
Daran wird sich voraussichtlich so schnell nichts ändern, denn die Wetterprognosen für die nächsten Wochen verheißen keinen Dauerregen. Zudem sei es ein Fehler, zu glauben, dass die Trockenheit schon vorüber sei, ergänzt Petr:
„Bei vielen Menschen besteht der Eindruck, dass mit niedrigeren Temperaturen auch die Dürre verschwinden würde. Dabei gibt es weiter kaum Niederschlag, der Regen ist ziemlich gering.“Wissenschaftler sprechen schon seit Jahren von Klimawandel und Erderwärmung. Die niederschlagsarmen Monate dieses Jahres haben auch die Wasserwirtschaftler in Tschechien alarmiert. Jan Hodovský ist zuständig für den Bereich Mähren (Povodí Moravy / Wasserwirtschaftsbetrieb March):
„Es ist bekannt, dass die Tschechische Republik de facto eines der Dächer Europas bildet, denn alle Flüsse fließen von hier in andere Länder ab. Wenn wir daher nicht damit beginnen, Wasser effektiv zu speichern, um es bei Bedarf bestmöglich zu nutzen, dann werden wir den folgenden Generationen in Tschechien eine erheblich veränderte und ausgedörrte Landschaft hinterlassen.“In Tschechien gibt es bereits eine ganze Reihe von größeren und kleineren Talsperren, insbesondere im Flussgebiet der Moldau. Diese Staubecken hätten sich gerade in diesem Hitzesommer als sehr nützlich erwiesen, sagt Hodovský. Doch es müsse noch mehr getan werden, um in künftigen Dürre-Perioden gewappnet zu sein:
„Es ist erforderlich, einen ganzen Komplex an Veränderungen bei der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen und in der Landschaft vorzunehmen. Die diesjährige Trockenheit hat gezeigt, dass die Wasserspeicher eine große Hilfe waren. Dort, wo es größere Staubecken gibt, konnten und können wir auch jetzt noch den Wasserdurchfluss unterhalb der Staumauern merklich anheben. Dadurch können wir die Wasserentnahme für alle Verbraucher entlang der Flussläufe jederzeit gewährleisten.“
Nach Aussage von Hodovský haben sich die Talsperren des Landes in doppelter Hinsicht bewährt: bei Hochwasser und bei Dürre. Deshalb habe man in Mähren bereits den Bau von fünf weiteren Staubecken ins Auge gefasst, informiert der Direktor des Wasserwirtschaftsbetriebs der Region.Diese Vorhaben werden abgedeckt durch ein Regierungspapier. Darin ist vorgesehen, dass kleinere Staubecken vor allem dort entstehen sollen, wo es schon heute wenig Wasser gibt, und zwar im südlichen Ausläufer des Kreises Ústí nad Labem sowie in Südmähren. Zudem wird der Kampf gegen die Trockenheit in den nächsten fünf Jahren mit rund 300 Millionen Euro aus europäischen Fonds unterstützt. Dieses Geld soll insbesondere in Maßnahmen fließen, damit Wasser auf natürliche Weise gespeichert werden kann. Dazu gehören Tümpel und Sümpfe, aber auch ausgedehnte Waldgebiete, sagt eine Sprecherin des Umweltministeriums.