Straßentunnel Blanka wird eröffnet: Prager Verkehrsprobleme aber nicht gelöst

Foto: ČTK

An diesem Samstag wird der innerstädtische Straßentunnel Blanka in Prag eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Nach acht Jahren wird damit endlich das Projekt beendet, das viele Stadträte stets als großen Wurf für die Lösung der Prager Verkehrsprobleme priesen. In Wirklichkeit ist es aber nur ein Mosaikstein in einem nicht abgeschlossenen Gesamtkonzept.

Tunnel Blanka  (Foto: ČTK)
In den acht Jahren vom Baubeginn bis zur Vollendung des Straßentunnels Blanka wurde im Prager Magistrat gleich dreimal der Oberbürgermeister gewechselt. Zum Beginn des Baus im Jahr 2007 verkündete der damalige Rathauschef Pavel Bém (ODS), die Kosten für den Tunnel würden nicht höher liegen als 27 Milliarden Kronen (ca. 1 Milliarde Euro). Vier Jahre später, als ODS-Parteikollege Bohuslav Svoboda das Zepter im Rathaus führte, beklagte dieser bereits einen Kostenanstieg:

Bohuslav Svoboda  (Foto: Noemi Holeková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Der Kostenzuwachs ist so hoch, dass wir wirklich nicht imstande sind, anstatt der ursprünglichen 27 Milliarden nun 35 Milliarden Kronen zu bezahlen. Deshalb könnten wir uns vorstellen, dass die Bauarbeiten verlangsamt werden, damit die Summe über einen längeren Zeitraum abgezahlt werden kann.“

Mit dieser Aussage machte Svoboda deutlich, worin das Hauptproblem für die ständige Verzögerung bei der Fertigstellung des Tunnelbaus lag: in den Streitigkeiten ums Geld zwischen der Stadt als Auftraggeber und den Baufirmen, angeführt von der Firma Metrostav. Das Unternehmen nennt aus seiner Sicht die Gründe für die Kostenexplosion. Metrostav-Sprecher František Polák:

Moldaubrücke im Stadtteil Troja  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wesentlich sind drei Dinge für den Kostenzuwachs. Da ist zuerst die mit dem Tunnel verknüpfte neue Moldaubrücke im Stadtteil Troja zu nennen – das war ein Kapitel für sich. Als wir den Durchstich unterhalb des Stadtparks Stromovka durchführten, mussten wir für die Fräsarbeiten andere Technologien einsetzen. Und drittens waren es die vielen tausend Kleinigkeiten. Der Investor hat mehrere Veränderungen vornehmen lassen.“

Zu den Hindernissen gehörte auch, dass das Erdreich des Parks Stromovka aufgrund der Aushöhlung zweimal einsackte, was zusätzliche Arbeiten zur Stabilisierung erforderte. Heute belaufen sich die Gesamtkosten, einschließlich der Anbindung von Blanka an den Strahov-Tunnel, bereits auf 43 Milliarden Kronen (ca. 1,6 Milliarden Euro).

Vratislav Filler  (Foto: YouTube)
Am Samstag wird der 5,9 Kilometer lange Tunnel aber nun endlich für den Verkehr freigegeben. Er ist Teil des innerstädtischen Rings von Prag, dem indes noch ein weiteres Teilstück gänzlich fehlt. Auch deshalb sind die Vertreter der verkehrspolitischen Bürgerinitiative Auto*Mat sehr skeptisch, dass der Tunnel Blanka bereits die gewünschte Entlastung des Verkehrs im Prager Stadtzentrum bringen könnte. Vratislav Filler von der Initiative befürchtet sogar das Gegenteil:

„Für das Prager Stadtzentrum bringt der Tunnel ziemlich wenig Entlastung. Der Verkehr wird vielmehr auf einigen dem Tunnel folgenden Straßen noch anwachsen, insbesondere im sechsten und achten Stadtbezirk.“

Tunnel Blanka  (Foto: ČTK)
Die Vertreter von Auto*Mat und weiterer Bürgerinitiativen aus der Hauptstadt verweisen zudem nicht ohne Grund darauf, dass kein neuer Straßenbau im Innenstadtverkehr für Entlastung sorgt, wenn nicht andere Fehler vermieden würden. Ein solcher Fehler sei, dass die Stadträte immer wieder Ausnahmeregelungen beschließen anstatt ein für alle gültiges Durchfahrtsverbot für die historische Altstadt durchzusetzen. Außerdem dürfte das weiter sehr hohe Verkehrsaufkommen in der Innenstadt die uneingeschränkte Nutzung des Tunnels Blanka selbst beeinträchtigen. Wenn der unterirdische Verkehr nämlich zu dicht wird, schalten die Dispatcher die Ampel vor jeder Tunneleinfahrt auf „Rot“. Dazu erklärte der Chef der Verkehrsdispatcher-Zentrale, Petr Říha:

Tunnel Blanka  (Foto: ČTK)
„Das wird wohl ziemlich häufig passieren. Der Tunnel Blanka ist sechs Kilometer lang, doch bei den kürzeren Tunneln Mrázovka und Strahov, die schon in Betrieb sind, müssen wir mehrmals täglich die Zufahrt regulieren. Ich gehe davon aus, dass dies beim Tunnel Blanka nicht anders sein wird.“

Die hohe Verkehrsdichte ist auch darauf zurückzuführen, dass der schon fast drei Jahrzehnte geplante Autobahnring um Prag immer noch nicht fertig ist.