Blick Richtung Heimat - Deutschsprachiges Netzwerk in Prag

www.mansprichtdeutsch.cz

Seit der politischen Wende siedeln sich immer mehr Deutsche in der goldenen Stadt an. Als erste Orientierungshilfen in der neuen Heimat gibt es zahlreiche Angebote, mit denen sich Deutschsprachige gegenseitig das Einleben erleichtern. Der Stammtisch Prager Runde und die Initiative Man spricht Deutsch sind zwei davon.

Hagen Sames  (Foto: Archiv von Hagen Sames)
Die Prager Runde entstand vor etwa acht Jahren. Hagen Sames und weitere Anhänger der deutschen Sprache wünschten sich damals ein regelmäßiges Treffen in kleinem Rahmen:

„Wir haben uns überlegt, dass es eigentlich irgendwo ein Treffen in einer angenehmen Runde geben sollte, wo sich Deutsche, Österreicher, Schweizer und Tschechen, die gerne Deutsch sprechen, treffen.“

Es gab zwar offizielle Gelegenheiten, zum Beispiel die Einladungen von der Botschaft. Doch die Abstände zwischen den Veranstaltungen seien zu lange und die Treffen zu geschäftlich, um persönliche Kontakte zu vertiefen. Und so findet die Prager Runde jeden Donnerstag um halb acht im Restaurant Žvonařka statt. Und es lernen sich Leute kennen, die dann auch Treffen außerhalb der Stammtische ausmachen.

Jeden Donnerstag findet die Prager Runde im Restaurant Zvonařka statt  (Foto: Google Street View)
„Gerade die Menschen, die neu nach Prag kommen, suchen im Internet nach Angeboten und finden dann sehr häufig zu uns. Die ersten Befindlichkeiten – Probleme, Ämter, Behörden und so weiter – kann man dann sehr gut miteinander abklären. Das war der Gedanke und das hat in den letzten acht Jahren auch sehr gut funktioniert.“

Vor einem knappen Jahr ist Markus Klos dazu gestoßen, der Initiator der Plattform Man spricht Deutsch. Die Internetseite ist nach dem gleichnamigen Satirefilm aus dem Jahr 1988 benannt und versammelt Veranstaltungshinweise sowie Nachrichten auf Deutsch über die Vorgänge in Tschechien.

Markus Klos  (Foto: Archiv von Markus Klos)
„Wir versuchen, verschiedene Medienangebote auf einer Plattform zusammenzufügen, damit die Leute nicht lange herumsuchen müssen.“

Seit fast 15 Jahren lebt Markus Klos in Prag, der Heimatstadt seiner Mutter. Mittlerweile mit Frau und Kind. Er fühle sich hier zu Hause, sagt er. Aber mit jemandem ein Bier auf Deutsch zu trinken sei eben doch etwas anderes als auf Englisch oder Tschechisch. Denn dabei müsse er nicht hinhören, um zu verstehen.

„Es setzt dem ganzen einfach das I-Tüpfelchen auf. Prag ist eine tolle Stadt zum Leben: Alles grün, sicher, man bekommt alles, was man haben will, die Leute sind zum Großteil sehr nett.“

Die Bedeutung, die der deutschen Sprache in der Habsburger Monarchie zukam, hat sie hierzulande schon lange nicht mehr. Und auch an den Schulen wählen die meisten Schüler als zweite Fremdsprache lieber Spanisch. Dafür bekommt die deutsche Sprache nun eine neue Relevanz:

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„Das ist vielleicht auch von politischer Seite in den letzten Jahren ein bisschen vernachlässigt worden. Aber gerade in letzter Zeit merkt man, dass es wieder forciert wird. Die größten Investitionen kommen nun einmal aus dem deutschsprachigen Raum, aus Deutschland und Österreich. Gerade die Mittelständler, von denen es in Tschechien viele gibt, die suchen deutschsprachige Leute.“

Und so kommen auch immer mehr Tschechen zu den Stammtischen. Vermutlich auch mit dem Hintergedanken, dadurch einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt zu gewinnen.

„Die Leute verstehen einfach langsam mehr und mehr, dass sie wieder mehr Deutsch sprechen müssen oder auch wollen, sage ich mal ganz ehrlich.“