Der ausgebremste Streik: ČSA-Bordpersonal kämpft gegen 40 Prozent Lohnkürzung

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Die Czech Airlines oder tschechisch ČSA sind seit 2007 im Sinkflug. Das altehrwürdige Unternehmen stand damals kurz vor dem Bankrott, und bis heute sind die Folgen zu spüren. Das gilt auch für die Angestellten: Im Februar strich die Unternehmensleitung dem Bordpersonal und den Piloten große Teile des Lohns. Zuvor waren die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag gescheitert. Doch vor allem das Bordpersonal will diese Einschnitte nicht hinnehmen und hatte für diese Woche einen Streik angekündigt.

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Der Streik ist vorläufig abgesagt. Ursprünglich sollte der Ausstand von Mittwoch bis Freitag dieser Woche dauern. Dagegen hatte die Führung von ČSA aber formalen Widerspruch eingelegt. Und dem gab das Prager Stadtgericht am Dienstag in einer einstweiligen Anordnung statt. So soll die Gewerkschaftsorganisation der Flugbegleiter (OOPL) bei der Planung einige Fehler begangen haben. Gerichtssprecherin Markéta Puci:

„Die bloße Angabe, dass der Streik vom 26. bis 28. August stattfindet, reicht nicht. Zudem sind in der Streikankündigung weder die Gründe noch die Ziele des Ausstands genannt. Ebenso fehlen die Zahlen, wie viele Angestellte am Streik teilnehmen und welche Arbeitsbereiche betroffen sind.“

Und das Gericht gab der ČSA-Führung noch in einem weiteren Punkt Recht:

„Alle Angestellten von ČSA hätten über den Streik abstimmen sollen und nicht nur das Bordpersonal“, so Unternehmenssprecher Daniel Šabík.

Tatsächlich hatten auch die Piloten erwogen, sich dem Streik anzuschließen. Letztlich entschieden sie sich im Juli dagegen. Deswegen stimmte nur das Bordpersonal ab. Von den 250 Stewards und Stewardessen waren 200 für den Ausstand. Insgesamt hätten jedoch gemäß der gerichtlichen Anordnung mindestens 415 Angestellte abstimmen müssen und von diesen wenigstens 277 mit Ja.

Das Bordpersonal sieht das aber anders. Deren Gewerkschaftsorganisation hatte sich dazu ein Rechtsgutachten ausarbeiten lassen. Demnach ist ein gesonderter Streik möglich, da die Höhe der Löhne von Stewardessen und Stewards durch spezielle Bestimmungen im Tarifvertrag geregelt ist. Und eine Liste der Streikenden sei wiederum gesetzlich gar nicht vorgeschrieben, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaftsorganisation. Außerdem hätte es dazu die Dienstpläne gebraucht, diese lagen aber noch nicht vor.

Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Begonnen hat der Arbeitskampf bei der CSA im Herbst vergangenen Jahres. Wegen roter Zahlen kündigte die Firmenleitung an, die Löhne zu kürzen. Verhandlungen mit den Gewerkschaften brachten jedoch kein Ergebnis. Als der Tarifvertrag dann im Februar dieses Jahres auslief, setzten die Manager einfach ihre Vorstellungen durch. Die Folgen seien extrem, sagt Gewerkschafterin Tereza Löffelmannová:

„Die Lohneinbußen liegen im Schnitt bei 40 Prozent. Schon früher sind wir wegen schlechter Firmenergebnisse mehrfach bereit gewesen, unsere Löhne zu senken. Wir haben auch einige Entlassungswellen über uns ergehen lassen. Diesen unerwarteten Schritt des Arbeitgebers halten wir aber für eine untragbare Belastung.“

Welche Folgen die Lohnkürzung hat, ist jedoch anscheinend ein weiterer Streitpunkt zwischen Gewerkschaften und Firmenleitung. Den Angaben von Firmensprecher Šabík nach betrug die Kürzung nämlich nur rund 26 Prozent. Der durchschnittliche Bruttolohn einer Stewardess oder eines Stewards liegt demnach bei 32.300 Kronen (knapp 1200 Euro) zuzüglich 9000 Kronen (330 Euro) sonstige Zuwendungen.

Czech Airlines hat jedenfalls 14 Prozent Lohnsteigerung angeboten, die Gewerkschaften fordern jedoch mehr. Ob sie ihren Streik doch noch durchsetzen können, wird sich zeigen.

Autor: Till Janzer
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