Neues Museum soll an kommunistische Arbeitslager in Jáchymov erinnern
Das nordwestböhmische Jáchymov / St. Joachimsthal hat bis heute einen regen Kurbetrieb und gilt als ältestes Radiumsol-Heilbad der Welt. Auf der alten Bergstadt lastet indes auch der negative Ruf einer Todeskammer, denn nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete der sowjetische Geheimdienst in der direkten Umgebung einen „tschechoslowakischen Gulag“. Zweck war der Uranabbau für die entstehende sowjetische Atomindustrie durch Zwangsarbeiter, zu denen ab 1949 auch politische Häftlinge gehörten. An das dunkle Kapitel der Nachkriegszeit soll nun der Nachbau eines der kommunistischen Arbeitslager erinnern.
„All das entsteht, um daran zu erinnern, welch schreckliche Einrichtung hier in den 1950er Jahren gestanden hat. Dies sollte man nie vergessen.“
Vier der insgesamt fünf Wachtürme sind schon zu sehen, der letzte wird in einem Monat fertig. Michael Rund verweist noch auf weitere Details:
„Die Wachtürme dienten natürlich zur Überwachung der Gefangenen. Zudem wird hier noch ein doppelter Korridor entstehen, der zweifach mit Stacheldraht umspannt ist. Damit wurde das Lager de facto umzäunt.“Im entstehenden Museum zur dunklen Seite der Bergbaugeschichte wird auch die sogenannte Mauthausener Stiege erneuert. Die Treppe hat 260 steile Stufen, die die Häftlinge von ihren Unterkünften hinunter zur Grube Svornost führten und nach jeder ganztägigen Schicht voller schwerer körperlicher Arbeit dann wieder hinauf. Im Einzugsbereich des ehemaligen Lagers Svornost haben Archäologen unlängst auch eine relativ gut erhaltene Gefängniszelle entdeckt. Die Betonzelle befindet sich unter der Erde und hat eine Fläche von zweieinhalb mal vier Metern. Die sogenannte „korekci“ war ein dunkles Verließ, das von den Gefangenen auch als „Loch“ bezeichnet wurde. Sie ist Bestandteil des Lehrpfades „Jáchymovské peklo“, zu deutsch: Joachimsthaler Hölle, der am 27. Juni dieses Jahres wiedereröffnet wurde. Der Lehrpfad beginnt bei der Kirche des heiligen Joachim und ist 8,5 Kilometer lang.
Das Symbol des Leidens der Häftlinge aber ist der Rote Turm, auch Todesturm genannt. In dem Turm wurde das Uranerz ohne Technik zu faustgroßen Stücken zerkleinert. Die Häftlinge hatten keinerlei Schutzkleidung, nicht einmal normale Handschuhe. Zdeněk Kovařík ist ein ehemaliger politischer Häftling, der hier arbeiten musste:„27 Meter hoch ist der Turm, über eine Winde wurden die Loren nach oben gezogen. Wenn ich daran denke, läuft mir noch immer ein kalter Schauer über den Rücken.“Von 1949 bis 1961 durchliefen die Lager zirka 60 bis 70.000 politische Häftlinge. Rund 4500 von ihnen haben die unmenschlichen Bedingungen nicht überlebt. 1964 wurde der Uranabbau eingestellt.